ADFC-Ableger gegründet
Kreisverband Westerwald will Lobby für Radfahrer sein
Kidical Mass ist eine Fahrradkundgebung für sichere Radwege für Kinder. Schon im Mai 2024 rollte sie durch Montabaur, abgesichert durch die Polizei.
Katrin Maue-Klaeser

„Wir wollen eine Lobby für Fahrradfahrer sein – finanziell eigenständig und politisch aktiv.“ Nicht weniger als dies haben sich die Initiatoren des neuen Kreisverbands Westerwald des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) vorgenommen.

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Die Initiatoren des ADFC-Kreisverbands Westerwald: Cordula Heins (von links), Monika Joras, Michael Stürmer, Verena Sühling, Ursula Thies, Frank Meyer (Vorsitzender), Eva Molsberger-Lange, Christof Horz, Robert Krimphoff und Ulrich Eberhardt.
Cordula Heins

Vorsitzender Frank Meyer, seine Stellvertreterin Cordula Heins und Kassenwart Robert Krimphoff bilden den Vorstand des neuen ADFC-Kreisverbands Westerwald. Mit ihnen wechseln rund 125 Mitglieder mit Wohnsitz im Westerwaldkreis aus dem Kreisverband Koblenz in den neuen Verband.

„Der Kreisverband Koblenz ist unsere Mutter, bislang waren wir als Ortsgruppe untergeordnet“, schildert Krimphoff. Vorerst umfasse der Kreisverband Westerwald lediglich den politischen Westerwaldkreis, während der Kreis Altenkirchen bei Koblenz bleibt: „Die weitaus meisten Mitglieder in unserem Verband sind Montabaurer, daneben gibt es noch eine Ortsgruppe Selters-Hachenburg, die mit zu uns gewechselt ist“, erklärt der Kassenwart. Aus dem Bereich Westerburg/Rennerod gebe es bislang noch keine ADFC-Mitglieder.

Weitere Radkundgebungen geplant

Viele Mitstreiter seien über die Initiativgruppe des Westerwälder Fahrradkongresses um Uli Schmidt zu ihnen gestoßen, einige waren schon vorher im ADFC, berichtet Cordula Heins. Für Radfahrer und ihre Rechte aktiv seien im unteren Kreisteil rund 20 Personen. „Deswegen haben wir eine ,Critical Mass’ zwar im Sinn, aber noch nicht umgesetzt: Dafür brauchen wir mindestens 15 Radfahrer, um verkehrsrechtlich als Verband zu gelten“, erklärt Heins. Die Radkundgebungen „Critical Mass“ haben daher ihren Namen: Die kritische Masse, um als Gruppe im Straßenverkehr wie ein einziges großes Fahrzeug agieren zu können – beispielsweise gemeinsam über eine Kreuzung fahren zu dürfen, auch wenn die Ampel bei den hinteren Mitfahrern schon auf Gelb oder Rot gesprungen ist – liegt bei 15 Radfahrern.

So beschränken sich die Westerwälder Rad-Aktivisten bislang auf den Ableger „Kidical Mass“, an dem Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln teilnehmen, um sichere Radwege speziell zu Schul- und Freizeiteinrichtungen zu fordern. Nach einer ersten solchen Kundgebung im Mai 2024 hat es auch in diesem Jahr am 17. Mai in Montabaur eine Kidical Mass gegeben. „Die Polizei begleitet uns dabei sehr gut“, freut sich die stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende.

Seit 2. Mai ist der ADFC-Kreisverband Westerwald im Vereinsregister eingetragen. Nun will sich der neue Kreisverband der Lobbyarbeit widmen: mehr Verkehrssicherheit für Radfahrer, aber auch Fußgänger und Menschen, die auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, mehr Verständnis füreinander. „Es geht uns um radfahrerfreundliche Städte und Verbindungen“, konkretisiert Cordula Heins.

Ende vorigen Jahres habe es eine bundesweite Umfrage des ADFC zu diesem Thema gegeben: „Wir konnten so viele Menschen motivieren teilzunehmen, dass es eine gesonderte Auswertung für Montabaur gibt“, sagt Heins. Im Juni soll sie vorliegen und kann als Grundlage für die Arbeit des Kreisverbands dienen. „Wenn Verkehrstrassen saniert werden, werden wir uns dazu zu Wort melden“, stellt die stellvertretende Kreisvorsitzende in Aussicht. Als Grünen-Mitglied habe sie bereits am Verkehrskonzept für das Montabaurer Schulzentrum mitgewirkt und dabei festgestellt: „Wir fangen ganz weit unten an.“

„Und dann heißt es, es wurden nur zwei Radfahrer gezählt.“
Cordula Heins über die Verkehrszählung am Schulzentrum – an einem verregneten Märztag

So habe die Verkehrszählung, Grundlage für das künftige Verkehrskonzept am Schulzentrum, an einem verregneten Tag im März stattgefunden: „Und dann heißt es, es wurden nur zwei Radfahrer gezählt“, empört sie sich über die verzerrte Datenerhebung. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass „immer wieder an die Radfahrer gedacht wird“. Minimalziel sei es, dass Kinder auch von den Stadtteilen sicher mit dem Rad zur Schule kommen können.

Auch geht es dem Kreisverband darum, bereits existierende Angebote für ihre Zielgruppe bekannter zu machen. Dabei hat der Vorstand den touristischen Radverkehr ebenso im Blick wie Alltagsfahrten. „Es gibt zum Beispiel Busse, in denen man das Rad mitnehmen kann: Sie fahren sonntags mit einem Transportanhänger dabei haben“, nennt Heins ein Angebot in Richtung Koblenz und Richtung Rennerod. Prospekte mit den Verbindungen gebe es bei der Tourist-Info in Montabaur. Mit Karl Wiedenmann bietet zudem ein Mitglied des Westerwälder ADFC geführte Radtouren an. Sie beginnen laut Robert Krimphoff am historischen Montabaurer Rathaus und führen rund 30 Kilometer durch die Umgebung.

„Das scheint in anderen Bundesländern einfacher zu sein als in Rheinland-Pfalz.“
Robert Krimphoff wirbt für Schutzstreifen und Tempolimits, um Radfahren im Westerwald sicherer zu machen.

In Sachen Sicherheit für den Radverkehr plädiert der ADFC neben Schutzstreifen, also markierten Radwegen auf der Straße, auch für Tempolimits. „Das scheint in anderen Bundesländern einfacher zu sein als in Rheinland-Pfalz“, merkt Krimphoff an. Um die passive Sicherheit zu erhöhen, sehen er und Heins Radwege auf dem Gehweg übrigens sehr kritisch: In der Alleestraße und Allmannshausen sei zu beobachten, wie gefährlich häufig Begegnungen an Ausfahrten von Supermärkten, Tankstellen und Firmen für Radfahrer sind.

Die Entscheider in politischen Gremien seien vielfach keine Radfahrer, während viele ADFC-Mitglieder in flacheren Regionen mit dem Rad aufgewachsen und später in den landschaftliche reizvollen Westerwald gezogen seien. Sie wollten nun zu den Fraktionen Kontakt aufbauen, um die Forderungen der Radfahrer zu platzieren. Dabei müsse es auch um die Frage gehen, wie Klimaziele und Verkehrswende im Westerwald erreicht werden können, betont Krimphoff: „Auch die VG Montabaur hat ein CO2-Ziel.“

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