Großer Erfolg für Marvin Kraus: Der 30-jährige Nistertaler wird neuer Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Bad Marienberg. Mit 57 zu 43 Prozent setzte sich der CDU-Politiker bei der Wahl am Sonntag gegen den SPD-Kandidaten Karsten Lucke durch. Damit sichert sich erstmals in der Geschichte der Verbandsgemeinde ein Christdemokrat den Chefsessel in der Verwaltung.
Viele Beobachter hatten vor der Wahl mit einem knappen Ergebnis gerechnet. Fast schon bezeichnend dafür ist das Teilergebnis in der Stadt Bad Marienberg: Hier entfielen auf beide Bewerber exakt gleich viele Stimmen – 765 an der Zahl. Als letzter Stimmbezirk wurde ausgerechnet Nistertal ausgezählt – der Heimatort von Marvin Kraus: Ein deutlicher Anteil von 85 Prozent dort sorgte schließlich dafür, dass sein Gesamtergebnis noch von 53,8 Prozent auf 57 Prozent „hochgeschraubt“ wurde. Genau in dem Moment, als das Votum aus Nistertal in der Bad Marienberger Verwaltung bekannt gegeben wurde, war unsere Zeitung im Telefonat mit dem Wahlsieger – und erlebte dadurch live am Hörer mit, wie im Hintergrund lauter Beifall aus dem CDU-Lager aufbrandete.
„Das muss ich jetzt erst mal sacken lassen.“
Marvin Kraus konnte seinen Erfolg am Sonntagabend noch gar nicht fassen.
Marvin Kraus hat nach eigener Aussage lange auf diesen Erfolg hingearbeitet. Als dieser dann am Sonntagabend eintrat, konnte er ihn jedoch zunächst kaum fassen: „Das muss ich jetzt erst mal sacken lassen“, sagte er. Er freue sich riesig, dass der mit Herzblut und Engagement geführte Wahlkampf sich nun ausgezahlt habe.

Gewissheiten gibt’s in der Politik nicht mehr
Früher rot, heute schwarz: In der Verbandsgemeinde Bad Marienberg hat eine parteipolitische „Revolution“ stattgefunden.
Bis er seine Arbeit im Rathaus aufnimmt, dauert es allerdings noch ein paar Monate: Der bisherige Amtsinhaber Andreas Heidrich geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Kraus übernimmt dann zum 1. Januar 2026 offiziell die Geschäfte. Bis dahin wird er sich – auch mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl im nächsten Jahr – beruflich ganz seiner bisherigen Tätigkeit als wissenschaftlicher Referent der CDU-Landtagsfraktion widmen.
Neuer Verwaltungschef versteht sich als Brückenbauer
Ehrenamtlich ist Kraus seit der Kommunalwahl 2024 Erster Beigeordneter der VG Bad Marienberg und somit bereits Stellvertreter von Andreas Heidrich. Der künftige Verwaltungschef geht davon aus, dass es einen geregelten und unproblematischen Übergang geben wird. In den Tagen nach der Wahl gehe es nun vor allem darum, Wahlplakate wegzuräumen und insgesamt den Wahlkampf abzuwickeln. Dieser sei intensiv, bisweilen auch hart, aber nie unfair gewesen.

Nach dem Erreichen der absoluten Mehrheit für die CDU im Verbandsgemeinderat bei der Kommunalwahl 2024 in der ehemaligen SPD-Hochburg Bad Marienberg kann die Union nun also bei der Bürgermeisterwahl einen weiteren Triumph einfahren. „Eine solche Mehrheit zu haben, macht mir die Arbeit sicherlich etwas leichter. Aber ich verstehe mich als Brückenbauer. Wir haben mit CDU, SPD und Grünen insgesamt nur drei Fraktionen im Rat, und ich wünsche mir, dass wir auch weiterhin viele einstimmige Beschlüsse auf den Weg bringen können, um gemeinsam Gutes für unsere Heimat zu bewirken“, so Kraus.
„Ich habe nur bei der Wahl für ein politisches Amt verloren. Deshalb geht trotzdem auch morgen die Sonne wieder auf.“
Karsten Lucke
Zu den ersten Gratulanten am Wahlabend gehörte der unterlegene Karsten Lucke, der sich angesichts des Ergebnisses zwar enttäuscht zeigte („Natürlich wollte ich gewinnen.“), dennoch im Gespräch mit unserer Zeitung betonte, dass für ihn keine Welt zusammenbreche. „Ich habe nur bei der Wahl für ein politisches Amt verloren. Deshalb geht trotzdem auch morgen die Sonne wieder auf“, sagte er. Er sei halt von Natur aus „ein fröhliches Kerlchen“.

Zum Grund für seine Niederlage erklärte er: „Der CDU ist es gelungen, ihre Wähler zu mobilisieren, der SPD hingegen nicht.“ Diese Bilanz ziehe er aus der geringen Wahlbeteiligung von 37,9 Prozent. Dass die ehemalige sozialdemokratische Hochburg mit dem Ergebnis vom Sonntag endgültig „gefallen“ ist, hängt für Lucke damit zusammen, dass sich Parteibindungen insgesamt immer stärker auflösten. „Das ist keine Bad Marienberger Besonderheit.“ Die etablierten Parteien insgesamt müssten sich Gedanken machen, wie es weitergehe. Wie es speziell der Marmer SPD gelingen soll, künftig wieder mehr Aufwind zu bekommen, erörterte Lucke noch am Wahlabend in einer kleinen Runde mit weiteren führenden Genossen aus der Region.
Lucke wird sein kommunalpolitisches Engagement fortsetzen
Der Wahlkampf, so der 50-Jährige, sei anstrengend gewesen, habe aber auch Spaß gemacht. Vorerst geht es für ihn beruflich nun in der Mainzer Staatskanzlei weiter, wo er für die Wiederbelebung der deutsch-französischen Freundschaft tätig ist. Sein kommunalpolitisches Ehrenamt als Ortsbürgermeister von Lautzenbrücken (hier erhielt er bei der Wahl am Sonntag 75,9 Prozent der Stimmen) sowie als SPD-Fraktionssprecher im VG-Rat möchte er auf jeden Fall fortführen. Als Oppositionsführer hat er eine klare Botschaft an die CDU-Mehrheitsfraktion und den künftigen CDU-Bürgermeister: „Sie müssen jetzt liefern! Und das muss mehr sein als in den vergangenen Monaten!“
Bürgermeister in Montabaur und Wallmerod bestätigt
Auch in den Verbandsgemeinden Montabaur und Wallmerod fanden am Sonntag Bürgermeisterwahlen statt. Hier traten jeweils nur die Amtsinhaber an: Hans Ulrich Richter-Hopprich (CDU) in Montabaur und Klaus Lütkefedder (CDU) in Wallmerod. Beide Kandidaten wurden jeweils deutlich in ihren Ämtern bestätigt und können somit ihre Arbeit fortsetzen. Auf Richter-Hopprich entfielen 83 Prozent Ja-Stimmen (Wahlbeteiligung: 26 Prozent), auf Lütkefedder 82,5 Prozent (Wahlbeteiligung: 31,9 Prozent). nh