Seit geraumer Zeit laufen in den Verbandsgemeinden Rennerod, Westerburg und Bad Marienberg intensive, gemeinsame Bemühungen für ein Gesundheitszentrum in Westerburg. Forciert wird das Vorhaben von dem in Westerburg niedergelassenen Allgemeinmediziner Dennis Ferdinand, dem es gelungen ist, zahlreiche Fachärzte für das Projekt namens „Wäller Land“ zu gewinnen. Während sich die Gremienbeschlüsse für dieses Objekt auf der Zielgeraden befinden, sorgte am Wochenende eine Pressemitteilung der Immobilien-Projektentwicklung Albert Weil aus Limburg für zwischenzeitliche Irritationen. Denn in dem Schreiben wird ein neues, circa 2500 Quadratmeter großes Gesundheitszentrum für Rennerod am Standort Konnwiese angekündigt, dessen Eröffnung für Ende 2027 geplant ist.
Die erste Frage, die sich Beobachter dabei stellen: Konterkariert dieses Vorhaben die gemeinsamen Pläne für Westerburg? Zieht sich Rennerod aus dem interkommunalen Projekt in der Petermännchen-Stadt zurück? Nein, betonen die drei Bürgermeister Gerrit Müller (Verbandsgemeinde Rennerod), Markus Hof (Verbandsgemeinde Westerburg) und Andreas Heidrich (Verbandsgemeinde Bad Marienberg) in einer gemeinsamen Stellungnahme, um die unsere Zeitung die involvierten Verwaltungschefs gebeten hatte.
„Das Gesundheitszentrum, das in Rennerod in Überlegung ist, ist kein Gegenentwurf zu dem in Westerburg geplanten Gesundheitszentrum, und es gibt auch keine konkurrierenden Akteure.“
Das betonen die drei Bürgermeister Gerrit Müller (VG Rennerod), Markus Hof (VG Westerburg) und Andreas Heidrich (VG Bad Marienberg) in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Sie betonen, dass sie weiter hinter dem Gesundheitszentrum Wäller Land stehen und die Realisierung gemeinsam verfolgen. „Das Gesundheitszentrum, das in Rennerod in Überlegung ist, ist kein Gegenentwurf zu dem in Westerburg geplanten Gesundheitszentrum, und es gibt auch keine konkurrierenden Akteure“, teilen die Bürgermeister unisono mit. Bei dem Gesundheitszentrum in Rennerod handele es sich um ein Gebäude für vor Ort ansässige Ärzte und Gesundheitsberufe. Die Gespräche und Überlegungen hierzu liefen bereits seit 2021 ausschließlich mit den örtlichen Akteuren und seien auch bereits 2022 öffentlich vorgestellt worden. Das Gesundheitszentrum Wäller Land in Westerburg diene hingegen der Verbesserung der fachärztlichen Versorgung der Gesamtregion und habe somit eine völlig andere, überregionale Ausrichtung.
Dass sich bestimmte Fachrichtungen überhaupt in Westerburg im geplanten Gesundheitszentrum ansiedeln dürfen, ist dem Umstand geschuldet, dass dieses künftig eine Großregion mit gut 60.000 Menschen versorgen soll. Damit gelten laut einer Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums andere Vorgaben als die im Bedarfsplan der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz für Westerburg allein. Wie der Mediziner Dennis Ferdinand und Bürgermeister Markus Hof erst vor wenigen Tagen in einer Sitzung des Verbandsgemeinderates Bad Marienberg betont hatten, soll es keine Verschiebung von Arztsitzen innerhalb der Region geben, sondern die ärztlichen Plätze im neuen Gesundheitszentrum Wäller Land sollen zusätzlich, also on top, geschaffen werden.

Bad Marienberg vertagt Beschluss zu Gesundheitszentrum
Die Suche nach einem Facharzt kann im ländlichen Raum zu einer Odyssee werden. Dem Versorgungsmangel soll künftig mit einem Gesundheitszentrum in Westerburg entgegengewirkt werden, das jetzt auch Thema im Verbandsgemeinderat Bad Marienberg war.
Der Beteuerung aus den drei Rathäusern, wonach es in Rennerod ausschließlich um ein Gebäude „für vor Ort ansässige Ärzte und Gesundheitsberufe“ gehen soll, scheint allerdings ein Passus in der Pressemitteilung der Albert Weil GmbH zu widersprechen. Darin heißt es: „Ärzte, die sich neu in Rennerod niederlassen möchten, können von erheblichen Fördermitteln aus den bereits bestehenden Ansiedlungsförderprogrammen der Verbandsgemeinde, des Westerwaldkreises sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz profitieren. Diese Förderungen erleichtern den Einstieg in die Praxisgründung.“ Realisiert werde das Projekt neben der Albert Weil GmbH von der Cocaring KG und der Verbandsgemeinde Rennerod. Der Bauantrag soll noch 2025 gestellt werden, der Baubeginn ist für das kommende Jahr vorgesehen.
Für das Projekt in Westerburg ist eine finanzielle Beteiligung der Kommunen am Gebäude des Gesundheitszentrums Wäller Land angedacht. Der Verbandsgemeinderat Westerburg hat dazu bereits den Beschluss gefasst, 600.000 Euro für den Kauf des Grundstücks beizusteuern – wegen des Standortvorteils. Darüber hinaus will die Kommune 2 Millionen Euro aus dem Regionalen Zukunftsprogramm des Landes zu dem Vorhaben beisteuern.

Chancen für das Gesundheitszentrum Westerburg steigen
Gemeinsam mit den Verbandsgemeinden Bad Marienberg und Rennerod soll das Vorhaben gestemmt werden, Fachärzte in die Region zu holen. Fördergelder könnten dabei die bislang klaffende Finanzierungslücke schließen.
Nach mehreren Sitzungen zu dem Thema steht die finale Entscheidung der Verbandsgemeinde Bad Marienberg über eine Beteiligung (angedacht ist 1 Million Euro aus demselben Förderprogramm) am Gesundheitszentrum Wäller Land noch aus: Sie soll in einer weiteren Sondersitzung des Rates am Mittwoch, 7. Mai, um 17.30 Uhr fallen. Da die Verbandsgemeinde Rennerod aufgrund ihrer besseren Haushaltslage kein Geld aus dem Förderprogramm erhält, ist aktuell keine finanzielle Unterstützung für das Vorhaben geplant.