Die Art der Bestattungen hat sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stark gewandelt – weg von der klassischen Sargbestattung, hin zum Urnenbegräbnis. Ein Wandel, der sich auch auf den Friedhöfen widerspiegelt. Ein aktuelles Beispiel hierfür in der Region ist der Friedhof in Nentershausen.
Wurde zu Beginn der 1990er-Jahre in Deutschland nur rund ein Drittel der Verstorbenen eingeäschert, lag die Zahl der Urnenbestattungen laut einer Umfrage der Gütegemeinschaft Feuerbestattungsanlagen im Jahr 2023 bei 80 Prozent. Der klassische Sarg hat damit vielfach ausgedient, und Kommunen und Friedhofsbetreiber müssen statt neuer Grabfelder für Särge Gelegenheiten schaffen, um Urnen beisetzen zu können. So konnten kürzlich in Nentershausen die seit Ende Januar laufenden Arbeiten für ein neues Urnengrabfeld abgeschlossen werden. „Wir tragen damit der steigenden Nachfrage nach Urnengräbern Rechnung, denn unsere bisherigen Kapazitäten auf unserem Friedhof gehen so langsam zur Neige“, erklärt Ortsbürgermeister Tobias Reusch.

Wie stark die Nachfrage gestiegen ist, zeigt das Beispiel im Westerwaldort sehr gut: 2014 wurde ein Ring mit 40 Urnengrabstätten für rund 49.000 Euro angelegt. 2018 folgte ein daran angrenzender, zweiter Ring mit 52 weiteren Gräbern für rund 24.000 Euro. Zudem gibt es mehrere Granitwürfel, unter denen jeweils bis zu acht Urnen beigesetzt werden können. Von den reinen, insgesamt 92 Urnengrabstätten, waren zuletzt nur noch zehn frei.
Um die Nachfrage auch zukünftig in Nentershausen befriedigen zu können, hat der Gemeinderat 2024 den Auftrag für ein neues Urnengrabfeld unweit der Kapelle im westlichen Teil des Friedhofs vergeben. Zu 86 konventionellen Urnengrabstätten kommen 28 Bestattungsmöglichkeiten in zwei Urnenrasenfeldern samt Namensplatten und zwei Urnengemeinschaftsfelder samt Staudenbepflanzung, in denen 25 Bestattungsmöglichkeiten vorgesehen sind. Die reinen Baukosten für die Arbeiten für das neue Urnengrabfeld, die Ende April abgeschlossen wurden, belaufen sich laut Ortsbürgermeister Tobias Reusch auf rund 156.000 Euro.

Während die Nachfrage nach Urnengräbern in Nentershausen dem bundesweiten Trend der vergangenen Jahre folgt und boomt, ist die Kehrseite der Medaille, der Rückgang von Sargbestattungen auf dem Friedhof der Westerwaldgemeinde, ebenfalls sehr gut zu erkennen. Ganze 65 Tiefengräber mit der Option auf Doppelbelegung wurden als Grabkammersystem für rund 415.000 Euro angelegt und im Jahr 2015 auf der ans Eisbachtalstadion angrenzenden Südseite des Friedhofs fertiggestellt. Es würde sogar die Option bestehen, weitere Tiefengräber hier anzulegen. Doch dass es dazu noch kommt, daran glaubt in Nentershausen niemand mehr wirklich. Schließlich ist die Nachfrage nach den Tiefengräbern bisher gering: In den zehn Jahren seit Bestehen der Gräber, die für Sargbestattungen gedacht sind, sind nur sieben Tiefengräber, in denen insgesamt neun Männer und Frauen aus Nentershausen beigesetzt wurden, bisher genutzt worden.