Westerwälder Zeitung
Kommentar zum Einsatz beim Unglück in Westernohe: Als Journalist in schwieriger Rolle

Markus Müller.

Jens Weber

Selbst ausgebildeter Krankenpfleger und damals aktiver Rotkreuzler, wäre es mir beim Tauzieh-Unglück viel lieber gewesen, als Sanitäter zu helfen, aber nicht als Journalist das dramatische Geschehen zu dokumentieren. Dann hätte ich genau gewusst, was zu tun war und mich um die Versorgung der Verletzten gekümmert.

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Markus Müller.

Jens Weber

Als ich aber nachmittags im Oberwesterwald ankam, waren die Schwerverletzten schon in Krankenhäuser gebracht und die Leichtverletzten mit Wundverbänden versorgt worden. Mein Auftrag war damals, Fotos zu machen, während Kollege Stefan Nitz an der Pressekonferenz im Bundeszentrum der Pfadfinder teilnahm. Aber wo überhaupt Fotos machen?

Da kam mir der Zufall zu Hilfe: Der Leitende Notarzt in Westernohe bat mich, die Besatzung des Bundeswehrhubschraubers zu ihrer Maschine im Zeltlager zurückzubringen. Dadurch war ich wenige Minuten später mitten im Unglücksgelände und hatte auch Zugang zum direkten Unglücksort, an dem einige junge Pfadfinder gerade Blumen für den toten Kameraden niederlegten. Das war auch für mich sehr berührend.

Schwierig war dann die Recherche und das Fotografieren im Lager selbst. Fast überall hatten sich kleine Gruppen von Pfadfindern versammelt, von denen viele Verbände insbesondere an den Händen hatten.

Und es herrschte große Verunsicherung: Soll man überhaupt mit jemanden von der Presse – natürlich gab ich mich zu erkennen und hatte natürlich auch die Kamera dabei – reden. Durch meine damals schon langjährige Arbeit als Gruppenleiter im Jugendrotkreuz fand ich aber dann recht schnell Zugang zu den Jugendlichen, die wahrscheinlich auch froh waren, über das vor wenigen Stunden miterlebte schreckliche Ereignis reden zu können.

Denn ihre eigenen Gruppenleiter hatten mit der ganzen Organisation ohnehin viel zu viel zu tun. Umso mehr ich erfuhr, umso schrecklicher wurde mir aber auch klar: Ähnliches hätte mir mit meinen Gruppen auch passieren können. Hoffentlich bleibt man davon in der Arbeit mit Jugendlichen verschont ...

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