Westerburg. Die ehemalige Westerburger Stadtarchivarin Maria Meurer recherchierte, unterstützt durch Burkhard Kniese, das Leben des Westerburger Juden Joseph Fuld. Es entstand ein erschütterndes Zeitdokument, das in einer kleinen Serie von der WZ ausführlich vorgestellt wird. Als einziger der 25 aus Westerburg deportierten Juden überlebte Fuld seine Gefangenschaft in Theresienstadt.
Joseph Fuld stand nach Befreiung aus dem Ghetto Theresienstadt alleine da. Seine Kinder Kurt und Else waren bereits im Jahr 1939 ausgewandert, Kurt über England und Schottland nach Amerika, Else nach Shanghai. Sein Sohn Kurt kehrte zwar zum Ende des Zweiten Weltkriegs als amerikanischer Soldat nach Deutschland zurück und hielt sich auch kurz in Westerburg auf, ob es jedoch zu einem Treffen mit dem Vater kam, ist nicht überliefert.Von Tochter Sidonie und Sohn Alwin gab es nach Kriegsende keine Lebenszeichen mehr.
Die jüdische Gemeinde in Westerburg war ausgelöscht. Joseph Fuld war der einzige Jude in der Stadt, körperlich und seelisch am Ende. Er war durch die Hölle gegangen und hatte dabei seine Liebsten und die Gemeinde verloren. Der Westerburger Jude war zum Pflegefall geworden. In der Wohnung der Familie Leyendecker, Kirchgasse 11, fand der ehemalige Kaufmann und Kulturvorsteher der jüdischen Gemeinde Westerburg Kost, Logis und die notwendige Krankenpflege.
Joseph Fuld verfügte über keinerlei Vermögen oder Einkommen. Die Zahlung der ihm zustehenden Versorgungsrente durch das Versorgungsamt Gießen war mit seiner Deportation eingestellt worden. Er war auf Fürsorgeunterstützung angewiesen. Seinen Antrag bewilligte der Landrat des Oberwesterwaldkreises am 3. Dezember 1945 in Höhe von 58 Reichsmark monatlich.
Mehr dazu in der Mittwochausgabe der Westerwälder Zeitung.