223 Auszeichnungen stehen für 12.145 Jahre an Erfahrung und Know-how - Rückblick auf Zeiten des Aufbaus und die weiteren Entwicklungen
Know-how im Westerwald: Handwerk feiert und ehrt seine verdienten Meisterjubilare
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Eberhard Gaebler (links) und Franz Klein erhielten bei der Altmeisterfeier ihre Eisernen Meisterbriefe. Foto: Michael Jordan
Michael Jordan. Michael Jordan

Westerwaldkreis. Die Zahlen sind beeindruckend, die Geschichten dahinter so spannend wie individuell: 223 Auszeichnungen hat die Handwerkskammer (HwK) Koblenz für runde Meistergeburtstage überreicht und damit bei ihrer Altmeisterfeier 12.145 Jahre Meister-Know-how gewürdigt.

139-fach konnte der Goldene Meisterbrief für 50 Jahre Meisterprüfung überreicht werden, außerdem wurden 58 Diamantene Meisterbriefe für das 60-Jährige sowie 22 Eiserne Meisterbriefe (65 Jahre) verliehen.

Vor 70 und 75 Jahren geprüft

Vier Auszeichnungen gingen an Altmeister, die bereits vor 70 Jahren – in einem Fall sogar 75 Jahre – ihre Meisterprüfung bestanden hatten. Sie erhielten ihre „neuen“ Meisterbriefe in Platin. Bei der Altmeisterfeier im HwK-Zentrum Koblenz für Ernährung und Gesundheit wurden drei Meister-Biografien in einem Kurzfilm vorgestellt. Einer der Porträtierten war laut Nachbericht der Handwerkskammer „Färber- und Chemischreinigermeister“ Eberhard Gaebler aus Montabaur. Sein 1849 gegründetes Familienunternehmen musste nach dem Zweiten Weltkrieg im Westerwald bei null anfangen, denn der ehemalige Standort lag im heutigen Polen.

In dritter Generation

Eberhard Gaebler, inzwischen 90 Jahre alt, legte 1959 die Meisterprüfung ab und übernahm den Textilreinigungsbetrieb in dritter Generation. Er schrieb als selbstständiger Handwerksmeister mit einem seinerzeit neu entwickelten Leasingangebot für Berufsbekleidung eine Erfolgsgeschichte, die in das heutige Unternehmen Itex Gaebler mit 200 Mitarbeitern und 2500 Kunden mündete. HwK-Präsident Kurt Krautscheid begrüßte bei der Feier Handwerksmeister aus 35 Berufen. „Ihr Lebenswerk ist durch die Meisterqualifikation und das Jahr ihrer Meisterprüfung geprägt“, sagte er.

Die Anfänge 1949 – schwere Zeiten

„Die Rahmenbedingungen waren 1949 – und damit zur Zeit des ältesten Platin-Meisters – ganz andere als 1974 im Goldenen Meisterjahr, in dem Deutschland zum zweiten Mal Fußballweltmeister und Helmut Schmidt Bundeskanzler wurde.“ Bei der Zeitreise durch jene Jahre wurden laut Nachbericht der Handwerkskammer Themen und Ereignisse aufgegriffen, die zum Nachdenken und Erinnern einluden.

Berufswelt hat sich verändert

Das galt auch für die Veränderungen in der Berufswelt des Handwerks, das gerade in den Jahren des Weltwirtschaftswunders eine starke Transformation erlebte. Technische Fortschritte führten zu neuen Arbeitsprofilen, und manche Berufe wie der Schmied gingen in neuen Handwerken auf – für zwei Eiserne Meister unter den Geehrten ein Teil ihrer eigenen Berufs- und Lebensgeschichte. „Auf der anderen Seite gibt es Klassiker, die offenbar nichts von ihrer Attraktivität verloren haben, wie die Tischler, Dachdecker oder eben die aktuellen Top-Berufe des Kfz-Handwerks und der Elektroinstallation.

Hochachtung bekräftigt

Alle genießen unsere Achtung und haben mit ihrer jahrzehntelangen Meistertätigkeit ein Stück Wirtschaftsgeschichte geschrieben“, so Krautscheid. Für musikalische Unterhaltung während der Meisterfeier sorgte die 16-jährige Sängerin Leyla Karims, durch die Veranstaltung führte Mitarbeiterin Eva Vogt von der Handwerkskammer. red