Scheidender Manager und neuer Werkleiter im Gespräch mit unserer Zeitung
Klimaschutz hat sich in Hachenburg etabliert: Werkleiter hat das Thema in seinem Ressort
Henrik Lütkemeier (links), ehemaliger Klimaschutzmanager der VG Hachenburg, war der erste seiner Art im Westerwaldkreis. Matthias Hombach war früher Technischer Werkleiter in der VG Bad Marienberg und verantwortet jetzt die Werke in der VG Hachenburg, bei denen der Klimaschutzmanager organisatorisch angesiedelt ist. Die WZ hat mit beiden Männern (hier im Hachenburger Solarpark) gesprochen.
Röder-Moldenhauer

Hachenburg. Als der münsterländische Henrik Lütkemeier am 1. April 2018 seinen Dienst als Klimaschutzmanager der VG Hachenburg antrat, war er der erste seiner Art im Westerwaldkreis. Jetzt verlässt er die Region auf eigenen Wunsch, um sich in seiner Heimat neuen Aufgaben zu widmen.

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Hingegen hat Matthias Hombach vor Kurzem die Leitung der Verbandsgemeindewerke Hachenburg übernommen, denen der Klimaschutzmanager organisatorisch in der Verwaltung zugeordnet ist. Zuvor war Hombach Technischer Werkleiter in der Verbandsgemeinde Bad Marienberg. Die WZ hat mit den beiden Männern über den Klimaschutz gesprochen.

Herr Lütkemeier, mit welchen Erwartungen haben Sie Ihre Stelle als Klimaschutzmanager angetreten?

Zu Beginn war mir wichtig, in einer Kommune zu arbeiten, in der das Thema Klimaschutz nicht erst seit gestern auf der Tagesordnung steht. Ich wollte in einem Umfeld einsteigen, in dem die Dringlichkeit des Themas erkannt wurde, um anzupacken und aktiv das Klima zu schützen. Mit der Verbandsgemeinde Hachenburg habe ich eine solche Kommune gefunden.

Welche Situation haben Sie damals vorgefunden?

Durch die vielen Projekte wie zum Beispiel das Nahwärmenetz, den Hachenburger Solarpark (HSP) oder das Klimaschutzkonzept, die schon vor meinem Arbeitsbeginn angestoßen worden sind, ergab sich eine Grundlage, auf der ich gut und schnell aufbauen konnte. Besonders das Know-how und die Unterstützung der Kollegen und auch die Zugänglichkeit der vielen Akteure aus der Bevölkerung haben mir dabei geholfen. Daneben hatte ich mit dem Klimaschutzkonzept einen Leitfaden und Maßnahmen an der Hand, die die Grundlage für meine Arbeit gebildet haben.

Wie sah Ihr Aufgabenspektrum aus?

Das Thema Klimaschutz ist ein sehr lebendiges Aufgabenfeld, das sich in kurzer Zeit grundlegend ändern kann – sei es durch Fördermöglichkeiten, Grundsatzentscheide oder durch das öffentliche Bewusstsein, das nicht zuletzt durch Fridays for Future immer mehr hervortrat. Deshalb ist eine gewisse Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von Beginn an Bestandteil meines Aufgabenfeldes gewesen. Knapp gesagt ist die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes zentrale Aufgabe des Klimaschutzmanagers. Das umfasst viele Bereiche und ein breites Spektrum von Öffentlichkeitsarbeit bis zur Heizungssanierung. Hinzu kommt die Unterstützung der Ortsgemeinden, der Schulen und Kitas bei Themen des Klimaschutzes. Neben dem Umsetzen und Anstoßen von Projekten galt es, aktuell zu bleiben, welche Zuschüsse es gerade gibt, welche Entscheidungen in welchen Gremien vorbereitet werden müssen und dass man nicht alleine versucht, die Welt zu verändern, sondern in Netzwerken und Arbeitsgruppen Austausch und Anregungen findet.

Was waren aus Ihrer Sicht die herausragenden Projekte während Ihrer Zeit in Hachenburg?

Die wichtigste Maßnahme des Klimaschutzes ist das Einsparen von Energie. Dafür muss man nicht immer gleich ein Gebäude neu bauen, und häufig bringt es durch die damit verbundenen Emissionen auf lange Sicht auch keinen Klimavorteil, sondern die Sanierung und Optimierung des Bestandes ist wichtig. Im Verwaltungsgebäude der VG Hachenburg haben wir viel anstoßen und umsetzen können. Durch die Sanierung der Fenster, die Dämmung der Flachdächer und die Installation einer Gründachanlage wurde der Wärmebedarf deutlich um 100.000 Kilowattstunden pro Jahr (entspricht circa 20 Tonnen CO2) gesenkt. Gleiches erzielen wir durch die Beleuchtungsumrüstung beim Strom, die nun auch in allen Grundschulen der VG angestoßen ist. Ich bin stolz, daran mitgewirkt zu haben. Daneben denke ich, auch durch meine Arbeit die Stelle in der Verwaltung etabliert zu haben, und ich freue mich besonders, dass sie auch ohne mich weitergeführt werden soll. Das sehe ich auch gleichzeitig als größten Erfolg meiner Arbeit in Sachen Klimaschutz.

Welche Aufgaben müssen zwingend noch erledigt werden?

Leider sehr viele. Das klingt sehr verdrossen, aber es gibt auch immer wieder Möglichkeiten und Lichtblicke, die mich zuversichtlich stimmen. Daneben bin ich überzeugt, dass mit den richtigen Rahmenbedingungen die Verbandsgemeinde Hachenburg weiterhin ein Antriebsrad im Gefüge des Klimaschutzes sein wird.

Wie sieht Ihr künftiger beruflicher Weg aus?

Als Ingenieur hat mich in der Zeit als Klimaschutzmanager das Technische besonders interessiert, und ich möchte mich nun auf diesen Bereich fokussieren. Darum fange ich in meiner alten Heimat, dem Münsterland, einen Beruf als Ingenieur für technische Gebäudeausrüstung an. Der Grund für meine Kündigung bei der Verbandsgemeinde Hachenburg war rein persönlicher Natur.

Herr Hombach, Sie haben Ihren Dienst neu angetreten. Was reizt Sie besonders an der Aufgabe als Werkleiter der VG Hachenburg?

In meinen bisherigen Aufgabenbereichen lag der Fokus meiner Arbeit fast ausschließlich im Bereich des Wassers (Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung) und des kommunalen Tiefbaus. In Hachenburg ist jedoch seit einigen Jahren auch der Betriebszweig Energieversorgung bei den Verbandsgemeindewerken angesiedelt, was für mich einen nicht unwesentlichen Teil der umweltrelevanten Themen der heutigen Zeit darstellt.

Welche Erfahrungen haben Sie an Ihrer bisherigen Wirkungsstätte in der VG Bad Marienberg zum Thema Klimaschutz gesammelt?

Die Verbandsgemeinde Bad Marienberg hat ebenfalls ein integriertes Klimaschutzkonzept erarbeitet, an dessen Entstehung ich für die Bereiche der VG-Werke in den entsprechenden Arbeitsgruppensitzungen mitwirken konnte. Die Aufgaben in den benachbarten Verbandsgemeinden in der Region Westerwald sind grundsätzlich sehr ähnlich, und es ist überall festzustellen, dass der Klimaschutz einen deutlich größeren Stellenwert in der kommunalen Verwaltung und auch der Kommunalpolitik erhalten hat.

Liegt bei den Werken das größte Potenzial innerhalb der VG-Verwaltung in Sachen Klimaschutz?

Als größter Einzelverbraucher in der Verwaltung haben wir das zahlenmäßig größte Potenzial, um Energie einzusparen. Darum haben wir auch bei unseren Planungen immer ein Auge auf das Thema Einsparung und Optimierung. Daneben sind wir mit unseren Betriebszweigen gleichzeitig der größte Klimaschützer in der VG-Verwaltung Hachenburg, sei es durch den Betrieb unseres Nahwärmenetzes und der Biogasgewinnung an der Kläranlage oder die Beteiligung an dem Hachenburger Solarpark.

Energie einsparen ist das eine, selbst Energie zu produzieren und ins Netz einzuspeisen das andere: Welche Chancen, aber auch Risiken sehen Sie hier für die VG-Werke? Sind dezentrale Nahwärmenetze wie das in der Stadt Hachenburg ein Modell mit Zukunft auch für die kleineren Kommunen?

Das sehe ich nicht als Gegensätze, denn gerade durch die Nutzung von eigenproduziertem Strom durch Fotovoltaikanlagen oder Blockheizkraftwerke in Kombination mit Einsparungen und Systemoptimierungen lässt sich besonders effektiv das Klima schützen, Geld sparen und die Netzversorgung entlasten. Das gilt in besonderem Maße auch bei der Wärmeversorgung, da Anlagen zentraler Nahwärmenetze deutlich effizienter zu betreiben sind, Betriebsoptimierungen zentral geregelt werden können und der Umstieg auf Erneuerbare Energien vereinfacht wird. Dass dieses Modell auch in unserer Region die Lösung für die Energiewende sein kann, sieht man nicht zuletzt in den Untersuchungen des integrierten Klimaschutzkonzeptes. Hier wurden verschiedene Potenziale für Nahwärmenetze in den einzelnen Ortsgemeinden ermittelt. Natürlich bedarf eine Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere durch die derzeit stark gestiegenen Kosten in sämtlichen Bereichen, stets einer genauen und ehrlichen wirtschaftlichen Betrachtung, die somit das Risiko für alle geplanten Maßnahmen darstellt – man hört ja des Öfteren schon mal den Satz: „Klimaschutz ist teuer.“

Beschleunigt der Krieg in der Ukraine in der VG Hachenburg den Weg hin zum Ausbau Erneuerbarer Energien?

Das Thema Energie ist aufgrund der stark gestiegenen Preise und der Diskussion über russische Energieträger wieder stärker ins öffentliche Interesse gerückt. Das merken wir auch an dem großen Interesse von Bürgern an unserem Nahwärmenetz und der Möglichkeit, sich daran anzuschließen. Darüber hinaus kann man sagen, dass die einzige Lösung für eine unabhängige Energieversorgung die Produktion Erneuerbarer Energien vor Ort ist. Das macht, wie nun Vielen immer klarer wird, nicht nur für den Klimaschutz Sinn, sondern auch für die eigene Unabhängigkeit. Ein Punkt, der daneben noch zu selten betont wird, ist meines Erachtens auch, dass die regionale Wertschöpfung steigt. Die Produktion und Nutzung von Erneuerbarer Energie kommen der eigenen Region im weitesten Sinne wieder zugute.

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