Nun hat der Schüler ebenso wie acht weitere Jugendliche von der Start-Stiftung ein Bildungsstipendium erhalten. Ziel dieser Förderung ist es, Schüler mit Migrationserfahrung zu stärken und zu ermutigen, sich für die Gesellschaft und die Demokratie zu engagieren. Voraussetzung für die Aufnahme in das Programm ist, dass man selbst oder zumindest ein Elternteil Migrationserfahrung besitzt.
Die Eltern von Maxim Chechouga sind bereits Ende der 1990er-Jahre von Kiew nach Belgien gezogen, bevor sie schließlich in Montabaur heimisch wurden. Maxims Vater Andrej Chechouga ist seit vielen Jahren erfolgreicher Fußballtrainer im Unterwesterwald. Jahrelang hat er bei Dynamo Kiew gespielt und war ukrainischer Nationalspieler im Hallenfußball, bis es ihn mit der Familie ins Ausland zog. Maxim war damals noch nicht auf der Welt. Aber seine Entwicklung zeigt, dass man sich integrieren und dabei erfolgreich sein kann.
Die Bewerber für das Bildungsstipendium müssen mindestens 14 Jahre alt sein, die achte Klasse beendet und noch drei Jahre Schule vor sich haben – Schulform und angestrebter Abschluss spielen dabei keine Rolle. Neben diesen formalen Bedingungen ist vor allem der Wille entscheidend, etwas in der Gesellschaft zu bewegen. Dass sie diesen Willen besitzen, davon konnten Maxim Chechouga und die anderen Jugendlichen die Jury in einem anspruchsvollen, zweistufigen Auswahlprozess überzeugen. Insgesamt hatten sich 1061 Jugendliche für das Stipendium beworben. In Rheinland-Pfalz konnten sich vier Mädchen und fünf Jungen durchsetzen. Ihre familiären Wurzeln reichen von Afghanistan über den Libanon bis nach Sri Lanka. Was sie eint, sind ihre Neugier, ihre Beharrlichkeit und ihre große Gestaltungslust.
Im Frühjahr machten Maxims Eltern ihren Sohn auf das Bildungsstipendium aufmerksam. Er bereute, sich nicht schon im vergangenen Jahr dafür beworben zu haben, als sein damaliger Klassenlehrer Markus Müller ihn von dem Stipendium überzeugen wollte. Nach Rücksprache mit seinem jetzigen Klassenlehrer Kevin Jösch bewarb er sich relativ zügig. Neben einem IQ-Test, für den er 40 Minuten Zeit hatte, gab es auch ein Telefonat mit den Organisatoren. Sie fragten vor allem nach den Zielen und Projekten des Teenagers. Er erklärte, dass er sich als Klassensprecher stets für das Wohl der Gemeinschaft einsetzt und Mobbing niemals tolerieren würde. Er kann sich auch vorstellen, sich künftig politisch zu engagieren. „Ich denke schon, dass ich gut diskutieren und andere von meiner Meinung überzeugen kann“, sagt der sympathisch wirkende Jugendliche mit einem Lächeln im Gesicht.
Die insgesamt 183 Stipendiaten des neuen Jahrgangs erwartet ein intensives Bildungs- und Engagementprogramm. Workshops, Akademien, Ausflüge, erlebnispädagogische Angebote und ein digitaler Campus begleiten die Jugendlichen auf dem Weg zu ihrem Schulabschluss. Zusätzlich erhalten sie über drei Jahre hinweg 1000 Euro Bildungsgeld pro Jahr. Wegen der Corona-Krise steht aktuell noch nicht fest, wann die ersten Treffen stattfinden können, aber in einer Sache ist sich Maxim Chechouga sicher. „Ich freue mich ganz besonders darauf, die anderen Jugendliche kennenzulernen und mir ihre Lebensgeschichte anzuhören“, erklärt der Jugendliche, der sehnsüchtig auf die ersten Veranstaltungen wartet.