Gemeinsam soll ein Nutzungskonzept entwickelt werden - Ideen werden bei der Dorfmoderation Wallmerod gesammelt
Kirchengebäude gehört nun der Ortsgemeinde Wallmerod: Ideen für Nutzung gesucht
Die katholische Kirche Maria Königin war ein Ort der Begegnung in Wallmerod. Jetzt hat die Ortsgemeinde sie erworben – ebenso wie das Pfarrheim. Noch ist offen, wie das profanierte Gebäude künftig genutzt werden wird. Dazu werden nun Ideen gesammelt, die Frage ist Teil der Dorfmoderation.
Angela Baumeier

Nun ist es amtlich: Die Ortsgemeinde Wallmerod ist Besitzerin der ehemaligen katholischen Kirche und des Pfarrheims. Zudem wird die Kita Marienheim zu einem späteren Zeitpunkt in den Besitz der Ortsgemeinde übergehen. „Alle Objekte konnten zu einem äußerst guten und fairen Preis erworben werden“, sagt Ortsbürgermeister Ulf Ludwig.

Zwar hätten sich die Verhandlungen über einen langen Zeitraum hingezogen, doch nun seien diese Mühen vergessen, und es sei an der Zeit, in die Zukunft zu schauen: „Was mit der ehemaligen Kirche geschehen soll, wird Thema bei dem nächsten Termin der Dorfmoderation am heutigen Abend sein. Hier kann jeder Ideen mit einbringen“, ermuntert der Ortschef die Wallmenroder, bei dieser wichtigen Frage mitzuentscheiden.

Dass das 1963 errichtete Kirchengebäude profaniert wurde, liegt nur wenige Wochen zurück: Am 3. März endete die kirchliche Nutzung der „Kirche Maria Königin“ (wir haben berichtet). Grund für diesen Schritt und die Veräußerung an die Ortsgemeinde war, wie Michael Zimmermann (Verwaltungsleiter der Großpfarrei St. Laurentius) damals erläuterte, dass das Gotteshaus, in welchem etwa 400 Gottesdienstteilnehmer Platz hätten, für den Standort viel zu groß geworden sei. Wie überall habe auch in unserer Region der Kirchbesuch stark nachgelassen.

Auch Pfarrer Wolfgang Rösch (Pfarrverwalter St. Laurentius) sagt: Es habe immer mehr Kraft gebraucht, diese Gebäude zu erhalten. „Wir haben aber nicht mehr die Leute dafür“, unterstreicht er. Allen sei bewusst, dass das, was jetzt in Wallmerod passiert, ein schmerzvoller Vorgang sei. Zugleich ist Rösch außerordentlich dankbar für den vertrauensvollen Umgang miteinander in diesem Prozess. Er fügt an: „Dass dabei etwas Gutes entsteht, das können wir nur gemeinsam mit der Kommune und dem Ortsbürgermeister erreichen. So eine Immobilie ist auch eine Verantwortung zum Gemeinwohl.“

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Bei einem Vororttermin erläuterten Ortsbürgermeister Ulf Ludwig (rechts) und Beigeordneter Christopher Dehio den Stand der Dinge.
Angela Baumeier

Gemeinsam Zukunft gestalten

Was soll aus der ehemaligen katholischen Kirche werden? Diese Frage wird im Mittelpunkt der Dorfwerkstatt stehen, die am Donnerstag, 20. Juni, um 19 Uhr in der ehemaligen katholischen Kirche von Wallmerod stattfindet. Dazu lädt die Ortsgemeinde ein. „Machen Sie mit! Nur, wer sich einbringt, kann etwas bewegen!“, appelliert Ortsbürgermeister Ulf Ludwig. Gerne können zur Veranstaltung kleine Skizzen, Beispielfotos oder andere Visualisierungen mitgebracht werden. Die Dorfmoderation steht unter dem Motto: Gemeinsam Zukunft gestalten. bau

Das Gebäude, das die Ortsgemeinde nun übernommen hat, ist i in einem soliden Allgemeinzustand, betonen Ludwig und der Erste Beigeordnete Christopher Dehio, allerdings müsse in die Heizung investiert werden. An dem 1963 errichteten modernen Betonbau, der mit Natursteinen verkleidet ist, würden viele Emotionen hängen. „Viele Leute haben damals für den Kirchenbau gespendet, ihn mit erbaut“, verdeutlicht der Ortschef.

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Noch stehen sakrale Gegenstände in der Kirche. Diese Marienstatue soll der Kindergarten erhalten.
Angela Baumeier

Natürlich habe sich die Ortsgemeinde bereits Gedanken über eine künftige Nutzung des Kirchengebäudes gemacht, das einen identitätsstiftenden Wert für Wallmerod habe. „Das Objekt soll zum Wohle der Allgemeinheit genutzt werden. Hier kommen keine exklusiven Wohneinheiten rein“, versichert der Beigeordnete. Wie das Nutzungskonzept aussehen wird, das sollen die Wallmeroder gemeinsam entscheiden. „Wir wollen da so viele Menschen wie möglich mit auf die Reise nehmen“, erklärt Ludwig, und Dehio bekräftigt: „Das ist Basisdemokratie pur.“

Momentan sind zwei Ideen im Gespräch: Da bei der Kita akuter Handlungsbedarf besteht, könnte diese in die ehemalige Kirche (als Haus-in-Haus-Bau) ziehen. In der Kirche könnten sogar sechs Gruppen Platz haben, zeigt eine Machbarkeitsstudie. Eine andere Idee ist, das Gebäude künftig als Gemeindehaus zu nutzen. Dann müsste ein neues Kitagebäude auf der grünen Wiese gebaut werden. Bislang ist eine Gruppe im Pfarrheim untergebracht.

Die Ortsgemeinde Wallmerod ist Besitzerin der ehemaligen katholischen Kirche und des Pfarrheims. Zudem wird die Kita Marienheim zu einem späteren Zeitpunkt in den Besitz der Ortsgemeinde übergehen.
Angela Baumeier

Vielleicht bringt die Dorfmoderation aber noch ganz andere Nutzungsideen, noch ist nichts entschieden. Solange das Konzept noch nicht erarbeitet ist, soll die ehemalige katholische Kirche aber bereits genutzt werden – etwa für einen Kleiderbasar oder den Weihnachtsmarkt.

Zum Leben in Wallmerod gehört das Läuten der Glocken dazu, daran soll sich nichts ändern, beteuert Ludwig. Auch nach der Profanierung werden die Glocken morgens, mittags und abends geläutet – und auch bei Sterbefällen. „Das ist Teil der dörflichen Identität“, weiß der Ortsbürgermeister.

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