Wegen eines positiven Coronafalls befinden sich die Mitarbeiter der Zulassungsstelle Westerburg derzeit in Quarantäne. „Wir hoffen, dass wir am kommenden Montag wieder öffnen können“, sagt Martin Ortseifen (VG-Verwaltung). Voraussetzung dafür sind negative Tests, welche heute und am Samstag durchgeführt werden. „Wichtig ist, dass sich alle gut auskurieren, Gesundheit geht vor“, betont der Abteilungsleiter. In der Zulassungsstelle arbeiten sieben Mitarbeiter in einem Großraumbüro zusammen. „Die Arbeit in der Zulassungsstelle bedarf einer mehrmonatigen Einarbeitung, aus diesem Grund konnten keine anderen Verwaltungsmitarbeiter in der Zulassungsstelle zur Aushilfe eingesetzt werden“, erklärt Ortseifen. Zu bedenken sei auch, dass die Kommunen in den meisten Aufgabengebieten bereits einen nicht unwesentlichen Mehraufwand durch Corona hätten und die Mitarbeiter in den eigenen Abteilungen sehr stark beansprucht seien.
Für eine sinnvolle Öffnung der Zulassungsstelle sei ein Team aus mindestens drei Mitarbeitern (Annahme, Bearbeitung, Kasse, Backoffice) nötig. „Aus diesen Gründen haben wir im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit die verbleibenden Mitarbeiter zur Zulassung Montabaur entsendet beziehungsweise hier vor Ort im Backoffice arbeiten lassen – dies war die effektivste Lösung“, ist sich Ortseifen sicher. Intensiv habe sich die Verwaltung auch mit dem Einbau von Luftfiltersystemen beschäftigt, um Corona-Ausbrüchen vorzubeugen. Experten befürworteten allerdings als wirkungsvollstes Mittel das Lüften, so Ortseifen. Die Zulassungsstelle sei vollverglast und könne als Eckbüro den Anforderungen perfekt Rechnung tragen. In den übrigen Bereichen setze die Verwaltung bereits auf Einzelbüros und Homeoffice sowie weitere Hygienemaßnahmen.
Durch die coronabedingte Schließung mussten in der Zeit vom 30. März bis 16. April insgesamt 332 Termine abgesagt oder an die Zulassungsstellen Montabaur und Hachenburg verwiesen werden. Die Kunden wurden gebeten, zunächst möglichst nur in dringenden Fällen die vorgenannten Zulassungsstellen zu kontaktieren, wenn zum Beispiel die Frist eines Kennzeichens ausläuft. „Beide Zulassungsstellen arbeiten mit sehr großem Engagement und haben bisher die Masse an Kundenterminen aus Westerburg auffangen können“, lobt Ortseifen. Die Kundenreaktionen seien sehr verständnisvoll gewesen, einige hätten sogar mit Genesungswünschen für die Mitarbeiter reagiert.
Unterm Strich lässt sich das erhöhte Arbeitsaufkommen in der Kfz-Zulassungsstelle des Westerwaldkreises in Montabaur infolge der zeitweisen Schließung der Außenstelle in Westerburg durch Mehrarbeit abfedern, fasst es Kreispressesprecherin Alexandra Marzi zusammen. Trotz Corona gilt: „Es werden alle Dienstleistungen der Kfz-Zulassung uneingeschränkt angeboten“, betont sie. So hat sich die Zahl der Vorgänge, also der An- und Abmeldungen, in der Zulassungsstelle im Vergleich zum Arbeitsaufkommen vor der Pandemie nicht verändert. Konnte die Behörde beispielsweise im Februar 2019 insgesamt 125 Vorgänge bearbeiten, so waren es zwei Jahre später im Februar 2021 genau 116 Vorgänge, im März sogar 160 und im April dieses Jahres 185 An- und Abmeldungen. Auch die Kundenströme sind gleich geblieben. Schleust die Zulassungsstelle an den halben Öffnungstagen, also dienstags, mittwochs und freitags, im Schnitt täglich 100 Kunden durch, so sind es an den langen Tagen bis zu 180. Zu den Spitzenzeiten habe es im Frühjahr bis zu 200 Kunden täglich gegeben. „Dies bedeutet keine wesentliche Abweichung zu den Zeiten vor der Pandemie und der verpflichtenden Terminvereinbarung“, zieht die Pressesprecherin Bilanz.
Dass die Zulassungsstelle diesen Andrang bewältigen kann, liegt nicht zuletzt an den Kunden selbst: „Die Bürger erscheinen fast ausschließlich pünktlich und gut vorbereitet zu ihren Terminen und tragen so dazu bei, dass es zu einem Corona-konformen, geregelten Ablauf kommt“, sagt Marzi. Die meisten Termine werden online gebucht. Die Vorlaufzeit betrage in der Regel ein bis zwei Werktage, so die Behördensprecherin.
Peter Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hachenburg, bestätigt, dass der pandemiebedingte Mehraufwand auch für seine Verwaltung Folgen hat. „Aktuell besteht ein deutlich höheres Aufkommen an Telefongesprächen. Allein die Anfragen ,rund um Corona', aber auch, wie aktuell der Zugang ins Haus geregelt ist, nehmen aufgrund der sich häufig ändernden Bedingungen durch Verordnungen und Allgemeinverfügungen nahezu ebenso viel Zeit in Anspruch wie die Klärung konkreter Anliegen“, teilt er mit.
Anlass für die WZ-Anfrage war die Kritik einer älteren Bürgerin, die zwei Tage lang vergeblich versucht hatte, telefonisch einen Termin im Bürgerbüro zu vereinbaren. Internet nutzt sie nicht. Wie die Frau berichtet, landete sie bei ihren Anrufversuchen entweder in einer Endloswarteschleife, oder sie erhielt nur ein Besetztzeichen. Als sie dann doch schließlich die Möglichkeit bekam, auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht zu hinterlassen, blieb diese unbeantwortet. Daher machte sie sich schließlich wegen ihres dringenden Anliegens persönlich auf den Weg in die Verwaltung. „Nicht gerade die beste Lösung in Zeiten, in denen man Kontakte vermeiden soll“, findet die Leserin.
Im Hinblick auf die telefonische Erreichbarkeit, so Klöckner, habe die VG die Leitungskapazitäten zu Jahresbeginn um ein Viertel erhöht und einen zusätzlichen Mitarbeiter für den Telefonservice eingestellt. „Leider kommt es trotzdem vor, dass die Telefonanlage oder die Mitarbeiterkapazitäten an ihre Grenzen stoßen. Das bedauern wir sehr!“, so der Bürgermeister.
Aktuelle Informationen zur Erreichbarkeit stelle die VG auf ihrer Homepage sowie im Mitteilungsblatt dar. „Wir verweisen hier auch auf die Kontaktmöglichkeiten bis hin zum konkreten Sachbearbeiter mit Durchwahl. Darüber hinaus haben wir zwischenzeitlich eine Online-Terminvergabe eingeführt, sodass Bürgerinnen und Bürger von zu Hause aus unmittelbar Termine bei der Verwaltung für ihre Anliegen buchen können.“
Mit Stand vom gestrigen Donnerstag ließen sich Termine bei den stark frequentierten Besucherbereichen Bürgerbüro und Zulassungsstelle innerhalb von zwei Arbeitstagen buchen. Die Schließung der Zulassungsstelle in Westerburg komme erschwerend hinzu, erklärt Klöckner.
Wer die Verbandsgemeindeverwaltung in Montabaur besuchen möchte, muss vorher telefonisch einen Termin vereinbaren, teilt Pressesprecherin Christina Weiß auf Anfrage mit. Das gelte auch für alle Anliegen im Bürgerbüro. Wegen der Corona-Pandemie muss der Zugang zum Rathaus kontrolliert und jeder Besucher namentlich am Empfang in der Bürgerhalle erfasst werden. Dieses Vorgehen stelle sicher für die Bürger, die das Rathaus besuchen wollen, die größte Einschränkung dar, aber es diene dem Schutz der Bürger und Mitarbeiter gleichermaßen. Ebenso wie die Pflicht für Besucher und Mitarbeiter, im Rathaus eine FFP2- oder OP-Maske zu tragen. Abgesehen von dieser Vorgehensweise gebe es keine Einschränkungen bei den Dienstleistungen der Verwaltung im Rathaus, sagt Weiß. So habe es dort seit Beginn der Corona-Pandemie keine Infektionsausbrüche gegeben, bei denen ganze Bereiche oder Gruppen hätten in Quarantäne gesetzt werden müssen. Lediglich Einzelfälle habe es gegeben, die jedoch keine Auswirkungen auf den Bürgerservice nach sich zogen. Diese waren aber auf Kontakte im privaten Umfeld der Mitarbeiter zurückzuführen. Die Infektionen wurden nicht ins Rathaus getragen und somit nicht an Kollegen oder Besucher weitergegeben. Im Falle einer Quarantäne ohne Erkrankung können die Mitarbeiter im Homeoffice weiterarbeiten, soweit ihr Aufgabenbereich das zulässt. Bei Krankheitsfällen greifen die üblichen Vertretungsregeln. bau/nh/kür/skw