„Keine Jugendherberge ist wie die andere.“ Jacob Geditz wartet vor dem Sitzungssaal darauf, dem Hauptausschuss der Verbandsgemeinde Montabaur die Planung für die City-Jugendherberge am Konrad-Adenauer-Platz zu präsentieren, und hat Zeit, einige Fragen zu beantworten. Allerdings hält er sich in vielen Punkten sehr allgemein.
Die Frage nach speziellen Angeboten in City-Herbergen, die nicht über ein Außengelände verfügen, beantwortet der Vorstandsvorsitzende der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland wortreich. Er führt die „zeitgemäße Unterbringung und Verpflegung“ an, denn viele Gäste buchten Vollpension. Ob unter dieser Voraussetzung trotzdem pro Person und Tag fast 50 Euro in die Region fließen? Die Studie, auf die das Jugendherbergswerk sich bezieht, sagt Ja. Für Kleinkinder biete die Planung mehrere Indoor-Spielbereiche, betont der Vorstandsvorsitzende.
„Es kommen Familien, die mal etwas anderes wollen als Natur.“
Jacob Geditz, Vorstandsvorsitzender der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland
Wichtig in Montabaur seien „gute und viele Veranstaltungsräume, in denen Gruppen was machen können: singen, Theater spielen zum Beispiel“, sagt Geditz. Seiner Erfahrung nach suchen Gäste, die in einer City-Jugendherberge buchen, eine zentrale Unterkunft. Für Schulklassen höherer Jahrgänge würden andere Programme zusammengestellt: „Sie wollen die Möglichkeiten der Stadt und der Umgebung nutzen. Es kommen auch Familien, die mal etwas anderes wollen als Natur.“
Auf die Frage, woher das Geld für die Millioneninvestition stamme, erklärt Geditz: Neben den gut 3 Millionen Euro von VG und Stadt – beide verzichten auf den Kaufpreis, die Stadt legt noch 1 Million Euro Investitionsförderung drauf – gebe es eine Förderung der KfW für die energetische Sanierung. Die verbleibenden 16,5 Millionen Euro sind laut Geditz von den finanziell selbstständigen Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland „im Betrieb selbst erwirtschaftete Mittel“.

Dem Hauptausschuss zeigten Geditz, Karl-Peter Bruch, Präsident der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, sowie Planer Guido Fries dieselbe Präsentation wie zuvor den städtischen Gremien. Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich schickte voraus, dass es möglich sei, dass ein externer Investor eine Sanierung vornimmt, gegen die sich die Verbandsgemeinde für ihre Zwecke entschieden hatte. Unter anderem „hätten wir mehrere Etagen aufstocken müssen, und zwar über die gesamte Fläche“, so Richter-Hopprich. Nicht zuletzt hätte die Verwaltung für die Bauzeit ein Ausweichquartier finden müssen – einschließlich Sondererfordernissen wie einem Tresorraum und einem speziell gesicherten Serverraum. Noch immer stehe die Verwaltung in Kontakt mit anderen potenziellen Interessenten – doch alle seien abgesprungen. „Und wir können nicht sinnvollerweise hier drinbleiben“, schloss der Bürgermeister.
Geditz betonte, der Jugendherbergsverband sei „keine Investmentgesellschaft, die Dollarzeichen in den Augen hat“, sondern eine gemeinnützige Einrichtung. Jugendherbergen trügen zudem zur strukturellen Förderung einer Stadt und Region bei, weshalb mehr Kommunen bei ihnen anfragten, als sie mit einer Jugendherberge bedienen könnten – „aber hier ist es sinnvoll“, betonte er. Richter-Hopprich fügte an: „Sollte die Jugendherberge kommen, sehe ich es als unseren Auftrag an, es hinzubekommen, dass alle davon profitieren.“ Er habe das Gefühl, „dass das eine Chance sein könnte“.
„Für Sie ist es ein gutes Geschäft und für uns eine Bereicherung.“
Harald Birr (SPD), Mitglied des Hauptausschusses und des Verbandsgemeinderats
Auf die Frage Ralf Halbauers (SPD), wer Käufer der Immobilie sein würde, erklärte Geditz nun, die Jugendherbergen arbeiteten mit der Deutschen Anlagenleasing als Finanzierungspartner zusammen. Halbauer wollte auch wissen, ob die Fassade noch verhandelbar sei. Darauf antwortete Geditz, es werde weitere Entwürfe geben. Sebastian Stendebach (FWG) betonte, der touristische Fokus müsse sich mehr aufs Umland richten. Christian Schimmel (Grüne), Dennis Liebenthal (FDP) und Harald Birr (SPD) sprachen sich für das Vorhaben aus. Die Abstimmung im Ausschuss ergab schließlich ein deutliches Ja bei einer Enthaltung.
Der VG-Rat tagt am Donnerstag, 26. Juni, um 18 Uhr im Rathaus.
Flott, aber mit der erforderlichen Sorgfalt
Nach der raschen Abfolge politischer Entscheidungen in Montabaur über das Projekt, das am 8. Mai erstmals in einer Ausschusssitzung der Stadt öffentlich präsentiert wurde und über dessen generelle Umsetzung am 26. Juni in der Sitzung des Verbandsgemeinderates final entschieden wird, wird von Bürgern immer wieder gefragt. Vorstandsvorsitzender Jacob Geditz und Karl-Peter Bruch, Präsident der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, betonen, man wolle das Projekt vernünftig planen und umsetzen. „Flott heißt: nicht auf die lange Bank schieben, aber mit der erforderlichen Sorgfalt arbeiten“, betont Bruch und fügt an: „Die politische Geschwindigkeit geht nicht von uns aus.“ Das Jugendherbergswerk sei in der Konzeptplanung, es gehe darum, wo noch Änderungsbedarf gesehen wird. Für weitere Schritte, etwa Verträge und Finanzierung, sei die Grundsatzentscheidung wichtig. „Das letzte Wort haben unser Verwaltungsrat und die Hauptversammlung, die im September tagt“, erklärt Bruch. kat