Expertenvortrag in Selters
Ist nachhaltige Ernährung ohne Nutztiere kaum möglich?
Der Experte Wilhelm Windisch hat in Selters darüber gesprochen, wie eine nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft trotz oder gerade mit Fleischkonsum möglich ist.
Symbolbild: Martin Gausmann. Martin Gausmann

Ob Landwirt oder Bürger – alle waren eingeladen. Dass aber fast ausschließlich Bauern in der Stadthalle Selters aufgetaucht sind, ist nicht verwunderlich, obwohl sich der Vortrag um das Trendthema nachhaltiger Ernährung drehte.

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Ein Experte in Sachen nachhaltiger Landwirtschaft hat einen Vortrag in der Stadthalle Selters gehalten – mit dabei überwiegend interessierte Landwirte aus dem Westerwald. Das Hauptthema an dem Abend war: „Warum eine nachhaltige Ernährung ohne Nutztiere kaum möglich wäre.“ Da im Westerwaldkreis rund 38 Prozent der gesamten Fläche für die Landwirtschaft genutzt wird (2022) und es im Jahr 2016 mehr als 500 landwirtschaftliche Betriebe im Kreis gab, dürfte das Thema von Bedeutung sein – deshalb gingen wohl auch die meisten Hände hoch, als gefragt wurde, wer hier Landwirt sei. Insgesamt waren rund 30 Landwirte im Publikum, die nach der Veranstaltung eifrig diskutierten.

In seinem Vortrag erklärt Experte Wilhelm Windisch, wie eine effiziente Nutzung von erzeugtem Getreide zu einer nachhaltigen Landwirtschaft führen könne, denn pflanzliche Restabfälle, die Menschen nicht unmittelbar verwerten können, würden in Unmassen bei so viel Anbaufläche anfallen, betont er. Etwa 40 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche werden für den Anbau von Futter für Nutztiere benutzt – deshalb würden Nutztiere um Nahrung mit dem Menschen konkurrieren, erklärt er. Da es immer mehr Menschen auf der Welt gibt, würde es irgendwann zu einer Knappheit an pflanzlicher Nahrung kommen, erklärt Windisch. Die Lösung dafür könne sein, dass Nutztiere nur noch Verarbeitungsreste pflanzlicher Lebensmittel zu fressen bekommen. Die Landwirtschaft verursache die Reste ohnehin – Tiere können die Überbleibsel verwerten, die Menschen aber nicht. Nutztiere können die Reste also verarbeiten und stellen gleichzeitig selbst Essen für den Menschen dar, erklärt der Experte – so sei eine nachhaltige Landwirtschaft möglich.

Teller vor Trog vor Tank

Dieser Lösungsansatz gehört zu dem Prinzip „Teller vor Trog vor Tank“. Damit sei also gemeint, dass die verfügbare pflanzliche Nahrung für den Menschen an erster Stelle stehen solle, für Nutztiere an zweiter und für die Energiegewinnung an letzter. Aber welchen Eindruck hat der Abend eigentlich bei den Landwirten hinterlassen?

Hannah Becker, die Mitglied des Selterser Stadtrats ist, berichtet, dass der Vortrag bei den Besuchern sehr gut angekommen sei – was an der teils kontroversen Diskussion im Publikum auch zu erkennen war. Sie sei sogar gefragt worden, ob der Vortrag der Anfang einer Reihe von Beiträgen wäre. Die Frage konnte sie zwar nicht mit Ja beantworten, aber in Zukunft würde sie sich persönlich dafür einsetzten, dass mehr solcher Veranstaltungen in der Stadt stattfinden. Denn sie sei ebenfalls der Meinung, dass etwas für das Klima getan werden müsse, und arbeite selbst für ein Unternehmen im Westerwald, das im landwirtschaftlichen Bereich tätig ist. So ein Vortrag über nachhaltige Landwirtschaft könne zur Weiterentwicklung beitragen.

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