Die Evangelische Kirchengemeinde Bad Marienberg, zu der Hof gehört, setzt künftig auf eine virtuelle Kirchenorgel, die mit Bits und Bytes statt mit Wind und Pfeifen Klänge erzeugt. Und das gelingt dem Instrument sehr überzeugend. Im Inneren der Orgel werkelt ein leistungsstarker PC mit der Software „Hauptwerk“. Das ist ein Programm, in dem die Klänge verschiedener (realer) Kirchenorgeln digital aufgenommen wurden. Spielen lassen sich diese Klangfarben über die Tastatur der Orgel in Hof. „Der Clou ist: Jeder einzelne Ton, jede einzelne Pfeife wurde mehrmals aufgenommen – mit unterschiedlichen Anschlagsstärken und -dauern, inklusive aller mechanischen Nebengeräusche“, erklärt Oliver Schmidt, dessen Unternehmen für den Umbau der Orgel verantwortlich ist. Um den Klang so realistisch wie möglich werden zu lassen, ertönt also nicht nur der Ton einer Pfeife, sondern auch das „Atmen“ des Balges, das Klappern der Tastenmechanik, die Windgeräusche – eben all das, was den Orgelklang lebendig werden lässt. „Man kann sogar eine Zufalls-Verstimmung programmieren. Eine echte Orgel hält schließlich auch nicht immer 100-prozentig die Stimmung“, sagt Schmidt. Das Ergebnis dieser Detailversessenheit: ein verblüffend authentischer Klang, den wohl nur noch geübte Hörer von dem einer echten Pfeifenorgel unterscheiden können.
Die Digitaltechnik hat aber noch einen anderen Vorteil: Die Orgel in Hof ist mit dem sogenannten MIDI-System ausgerüstet. Das ist ein Standard, der es erlaubt, dass elektronische Instrumente per Kabel miteinander kommunizieren. So kann der Organist beispielsweise einen Klavierklang über die Orgeltastatur spielen. „MIDI hat aber noch einen anderen Vorteil“, sagt Pfarrer Karl Jacobi. „Unser Organist könnte in der Woche ein Stück auf der Orgel einspielen, speichert das dann ab, und falls er am Wochenende verhindert ist, spiele ich diese Aufnahme einfach per Tastendruck ab.“ Doch das Wichtigste ist, dass das Instrument einen überzeugenden Orgelklang hat. Und das hat es – übrigens für deutlich weniger Geld im Vergleich zu einem ähnlich großen analogen Modell. Der digitale Umbau der Orgel schlägt mit rund 10.000 Euro zu Buche. Das klingt zunächst einmal viel. „Die alte Orgel hatte aber einen Reparaturstau von mindestens 20.000 Euro“, sagt Pfarrer Jacobi. „So gesehen haben wir also 10.000 Euro eingespart, und eine neue, klassische Orgel in ähnlicher Größe kostet gerne schon mal eine halbe Million.“ Außerdem fallen die jährlichen Wartungskosten weg, die bei einem mechanischen Instrument fällig werden. „Sollte an der digitalen mal was dran sein, kostet das in der Regel nicht viel“, sagt Schmidt. „Es gibt einen Drei-Jahres-Wartungsvertrag, und der Computer, der im Inneren arbeitet, löst sich ja nicht einfach so in Luft auf, sondern kann bei Bedarf nach einigen Jahren hochgerüstet werden.“ Dass viele Puristen solche digitalen Instrumente trotzdem nicht mögen, weiß Oliver Schmidt. „Das ist mir aber offen gesagt egal“, sagt der Experte, der selbst Organist und Chorleiter ist. „Schon vor 30 Jahren war die Technik so gut, dass eine elektronische Orgel in der Akustik einer großen Kirche schwer von einer klassischen auseinanderzuhalten war. Heute ist die Technik nochmal ein ganzes Stück weiter.“ Pfarrer Karl Jacobi pflichtet ihm bei: „Für den praktisch denkenden Pfarrer mit begrenzten Mitteln ist solch ein Instrument ein Geschenk.“