MTU ist auf der Suche nach Auffälligkeiten - Diagnose stellt der Arzt
In kleinen Spiralen wird Gewebe durchfühlt: MTU ist auf der Suche nach Auffälligkeiten – Diagnose stellt der Arzt
Eine künstliche Brust mit eingearbeiteten Auffälligkeiten dient der Qualifizierung der MTUs – und der Anleitung zur Selbstuntersuchung.
Katrin Maue-Klaeser

Gerade habe ich meine erste Einladung zum Mammografie-Screening erhalten, da erfahre ich von der Möglichkeit der Medizinisch-Taktilen Untersuchung in Höhr-Grenzhausen. 46,50 Euro kostet sie, meine Krankenkasse zählt nicht zu denen, die diese Untersuchung generell bezahlen, aber ich solle die Rechnung auf jeden Fall einreichen, rät mir schon beim Eintreffen in der Praxis Arzthelferin Birgid Endres: Vielleicht wird ein Kostenanteil erstattet. Versuchen will ich es, aber den Betrag ist mir die größere Sicherheit der Untersuchungsmethode wert.

Neugierig warte ich, aufgerufen zu werden – Untersucherin Marion Beuth hat noch eine andere Patientin „in den Händen“. Ich habe eine Menge Fragen. Warum zum Beispiel sollte ich vor der Untersuchung keine Körperlotion auf die Brust auftragen? Und wie kann eine Tastuntersuchung bis zu 60 Minuten dauern? Marion Beuth bittet mich herein und stellt sich kurz vor, bevor sie mir einige Fragen stellt, um den Anamnesebogen ausfüllen zu können.

Da geht es um Alter, Größe, Gewicht, aber auch um Lebensgewohnheiten: „Rauchen Sie, trinken Sie regelmäßig Alkohol?“ Und natürlich werden auch Fragen zur Gesundheit gestellt: „Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein, insbesondere Hormonpräparate? Hatten Sie schon einmal eine Krebserkrankung, wurden Sie schon an der Brust operiert?“

Anschließend erklärt Marion Beuth, wie die Taktile Untersuchung abläuft: dass sie zunächst fühlt, ob die Brust symmetrisch ist, ob die Haut gleichmäßig warm ist oder auffällige Veränderungen aufweist. Dass sie dann die Lymphknoten an Hals und Achseln sowie die Lymphleitungen am Schlüsselbein abtastet. Und dass sie vor Beginn der eigentlichen Tastuntersuchung eine Art Koordinatensystem aufklebt. So klärt sich auch, wieso keine Lotion aufgetragen werden sollte: „Die selbstklebenden Orientierungs- und Dokumentationsstreifen würden sich sonst während der Untersuchung ablösen“, erklärt Marion Beuth. Die Streifen sind aber erforderlich, damit die MTU eventuelle Auffälligkeiten genauestens lokalisieren und Größe und Lage dem Frauenarzt zur Abklärung mitteilen kann.

In zahllosen kleinen Kreisen, eigentlich Spiralen führt Marion Beuth ihre Fingerkuppen durch das Brustgewebe. Der erste Kreis erfasst Veränderungen gleich unter der Haut, der zweite greift etwas tiefer ins Gewebe und der dritte geht mit noch mehr Druck bis in das brustkorbnahe Gewebe hinein. Manche Bereiche sind etwas empfindlicher, aber Schmerzen verursacht mir die Untersuchung nicht. Da hatte ich schon wesentlich unangenehmere Vorsorgetermine.

„Meine Finger wurden vermessen, sodass ich anhand der Orientierungsstreifen und des Fingermaßes die Lage von Auffälligkeiten genau beschreiben kann“, erklärt sie. Für mich erstaunlich: Sie kann gleichzeitig Fragen beantworten und aufmerksam die Untersuchung fortführen. „Manchmal muss ich mich aber an einer Stelle besonders konzentrieren – wundern Sie sich nicht, wenn ich dann plötzlich still bin“, entschuldigt Marion Beuth sich vorsorglich.

Wenn die Abschnitte zwischen den Markierungsstreifen vollständig untersucht sind, werden diese abgenommen und auch die verbleibenden Bahnen darunter ertastet. Durch die intensive, kleinräumige „Einfühlung“ bis in die Tiefe des Gewebes dauert die Untersuchung laut discovering hands üblicherweise je nach Brustgröße zwischen 30 und 60 Minuten.

Nach der Untersuchung kommt der Frauenarzt hinzu, um mit der Patientin zu sprechen. Marion Beuth betont: „Ich kann nur Auffälligkeiten feststellen. Die Diagnose obliegt dem Arzt.“ Nein, die MTU findet keinen Krebs – aber sie hilft dem Arzt, ihn so früh zu finden, dass die Aussicht auf Heilung noch gut ist. Katrin Maue-Klaeser

Top-News aus der Region