Zur Wahl standen 15 Gruppen aus der Jahrgangsstufe 3. Das Prozedere lief genauso ab wie bei den Großen: Vor dem eigentlichen Wahltag hatten sich Jungen und Mädchen in Teams zusammengefunden, um gemeinsam Verbesserungsvorschläge für Hachenburg zu entwickeln. Diese wurden auf Plakaten festgehalten, die die Teams am Montag den Wählern in der Stadthalle präsentierten. Anschließend wurden die Kinder klassenweise ins Obergeschoss geführt, wo der Bauhof ein Wahllokal mit 20 Wahlkabinen eingerichtet hatte. Hier durfte dann jeder Grundschüler geheim sein Kreuzchen machen, ehe der ausgefüllte Wahlzettel in die Urne geworfen wurde. Für einen reibungslosen Ablauf sorgten mehrere Wahlhelfer.
Vorbereitung mit Lektüre und Politiktagen
Die Initiative zu dem Projekt ging von der Stadt Hachenburg aus, umgesetzt wurde es von der Leiterin des städtischen Familienzentrums, Ute Fährmann, in Kooperation mit dem Verein zur Förderung politischen Handelns (Bonn) und der Grundschule am Schloss. Auch die Grundschule in Altstadt sowie die Förderschulen in der Stadt waren zur Teilnahme eingeladen, mussten diese jedoch unter anderem aus personellen Gründen absagen, so Fährmann.
Stadtbürgermeister Stefan Leukel sagte zu Beginn des Wahltages, dass Wahlen sehr wichtig seien. „Es geht darum, Lösungen zu finden, was man verbessern kann, damit es allen gut geht“, erläuterte er. Damit die Kinder zuvor ein Verständnis dafür entwickeln konnten, was wählen überhaupt bedeutet, hatte Leukel am internationalen Tag des Vorlesens im November den Hachenburger Grundschülern aus dem Buch „Im Dschungel wird gewählt“ vorgetragen.
In der Geschichte haben die übrigen Tiere genug davon, dass der Löwe immer allein bestimmen möchte. Die Tiere beschließen daher, eine Wahl durchzuführen, um einen Anführer zu finden. Neben der Vorleseaktion haben Vertreter des Vereins zur Förderung politischen Handelns den Kindern an sogenannten Politiktagen die Bedeutung von Wahlen spielerisch nähergebracht.
Umweltschutz beschäftigt Schüler
Daraufhin ging dann das Planen und Überlegen unter den Drittklässlern los. Die dabei entwickelten Wahlziele lassen auf eine bemerkenswerte Weitsicht der Kinder und eine große Empathie schließen: Themen aus dem Feld Umwelt-/Klimaschutz tauchen dabei ebenso auf wie soziale Verantwortung. Ganz viele Gruppen möchten mehr Bäume pflanzen, Blüh- und Grünstreifen anlegen sowie Insektenhotels aufhängen. Sie wünschen sich weniger Abgase, sondern mehr Fahrradwege. Auch für mehr Mülleimer in der Stadt und häufigere Müllsammelaktionen sprachen sich die jungen Kandidaten aus. Vereinzelt wurden sogar Strafen für Müllvergehen und eine „Girlande der Schande“ (an der Müll als Mahnmal öffentlich ausgestellt werden soll) gefordert.
Für arme Kinder sollen Spendensammelaktionen (etwa in Formen eines Spendenlaufes) durchgeführt werden, hieß es ebenfalls im Wahlprogramm mehrerer Gruppen. Besuche im Löwenbad und andere Freizeitaktivitäten, so eine Forderung, sollten für bedürftige Familien kostenlos sein.
Kinder wünschen sich Bewegungsangebote
Wichtig für die meisten Bewerbergruppen sind zudem ausreichende Sport- und Bewegungsangebote: Die Vorschläge reichten hierbei von Spielplätzen über ein Basketballfeld bis hin zu weiteren Bolzplätzen und Netzen für die Tore auf dem Fußballfeld im Burggarten. Daneben äußerten etliche Gruppen Ideen wie Schulkioske, Süßigkeiten für alle und Veranstaltungen wie Kinderfeste und Kinderflohmärkte. „Gewinner seid ihr schon alle, da ihr tolle Ideen gesammelt und euch mit euren Themen beschäftigt habt“, so Stefan Leukel vor der Abstimmung.
Als Wahlsieger konnten sich schließlich das Jungenteam „Takis“ (Rejan, Borna, Noel, Til und Georgios) sowie das Mädchenteam „Die Regenbogenkinder“ (Marlotta, Mila, Sahra und Frieda) freuen. Sie werden sich künftig einmal pro Monat mit städtischen Vertretern treffen, um zu überlegen, welche Maßnahmen sich umsetzen lassen. Dafür wurde auch ein kleines Budget im laufenden Haushalt eingeplant. Einige Ideen seien recht kostengünstig und unkompliziert zu realisieren, bei anderen müssten die Kinder lernen, dass vielleicht die Ressourcen nicht reichten, so Leukel.
Für Grundschulleiterin Kerstin Hekmat-Fard ist die Wahl zum Kinderstadtdirektor eine wichtige Ergänzung und Erweiterung des einrichtungsinternen Schülerparlaments. Die Jungen und Mädchen hätten viel Spaß an der Vorbereitung gehabt, und es sei gut, dass sie sich bei dem Projekt als selbstwirksam erlebten. Auf die Frage der Erwachsenen an die Jungwähler, ob ihnen diese Aktion gefalle, schallte ein lautes und einstimmiges „Jaaaaaa“ durch die Stadthalle.