Um es gleich vorwegzunehmen: Elisa Schäfer und Maren Schaar führten mit ihrem starken Auftritt das Wörtchen „nur“ bei zwei Darstellern ad absurdum. Da haben zwei junge Mimen ein eineinhalbstündiges Bühnenstück in einer Art und Weise in Szene gesetzt, wie es Profischauspieler nicht besser hätten darstellen können.
Zum Stück: Die lebensmüde May sucht im Internet Gleichgesinnte, die mit ihr in den Tod gehen wollen. In einem Chatroom lernt sie April kennen, in der sie eine Gesinnungsgenossin findet. Die beiden beschließen, ihrem Leben gemeinsam ein Ende zu setzen und machen sich auf, um in Norwegen vom 600 Meter hohen Preikestolen-Felsen am Lysefjord in den Tod zu springen.
Das Stück basiert auf einer wahren Begebenheit, auf die der Autor durch eine Zeitungsnotiz im „Spiegel“ aufmerksam wurde. Igor Bauersima sieht den Jugendlichen nicht nur beim Chatten zu, sondern blickt auch tief in ihr Inneres. So steht vor dem Tod das Spiel: Ein Smartphone, das ihre gefilmten letzten Botschaften an die Lebenden überbringen soll, ermöglicht den beiden den Umgang mit ihrer Realität und schafft das Vertrauen, das sich im wirklichen Leben zu bewähren haben wird. „Norway.today“ ist ein Stück über Sinn und Sinnlosigkeit des Lebens, eine Story, die Lebensmut vermittelt, ein anfänglicher Egotrip, der letztlich aber zu Gegensätzlichem führt.
Die 19-jährige Elisa Schäfer (als May), die seit 2014 zu den aktiven Oasianern zählt und fünf Mal auf der Bühne stand, und die 17-jährige Maren Schaar (als April) die mit neun Jahren erstmals Theater spielte und bereits acht Mal in der Oase aktiv war, haben hinter ihre schauspielerischen Aktivitäten mit „norway.today“ ohne Zweifel ein Ausrufezeichen gesetzt. Ihre Mimik in der Darstellung und ihre Ausdrucksstärke bei Dialogen über Mut, Verzweiflung und Zuneigung, waren, man muss es so formulieren, einfach genial.
Das Stück entbehrt nicht eines gehörigen Maßes an Lebensmut und Situationskomik, die so gar nicht zu den Suizidgedanken der beiden passen will. Vielleicht sind es das als Drama definierte Schauspiel mit „nur“ zwei Darstellern und der düstere Inhalt, die das Interesse des Publikums bisher eher mäßig weckten. Die drei noch ausstehenden Vorstellungen, und vor allem die brillanten jungen Schauspielerinnen, haben es verdient, in einem ausverkauften Haus aufzuspielen. Drama und geplanter Suizid sollten die Freunde anspruchsvollen Amateurtheaters nicht davon abhalten, sich über das Schauspiel an sich und über den (vielleicht) überraschenden Schluss selbst ein Bild zu machen. Ein Besuch ist wärmstens zu empfehlen.
Das Schauspiel von Igor Bauersima „norway.today“ wird im Amateurtheater „oase“ am Freitag, 21. Juni, und am Samstag 22. Juni, jeweils um 20 Uhr, und am Sonntag, 23. Juni, um 19 Uhr aufgeführt. Karten für diese außergewöhnliche Inszenierung gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen oder direkt im Internet unter www.ticket-regional. de/oase