Stellvertretend für alle Kreistagsfraktionen überbrachte Gabriele Greis (SPD) Schwickert die Glückwünsche zur Amtseinführung. Sie wünschte dem Landrat eine glückliche Hand für die anstehenden Aufgaben, erfreuliche Themen, allzeit ein gutes Gespür für die Belange der Westerwälder sowie persönlich vor allem Gesundheit und auch etwas Zeit für seine Familie und Hobbys. Sie beschrieb den alten und neuen Landrat als verlässlichen Partner – auch in oft konfliktreichen Arbeitsfeldern – und wünscht sich weiterhin eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Greis nutzte die Gratulationsrede aber auch für einen Generalappell an Schwickert und ihre Kreistagskollegen, in diesen schwierigen politischen Zeiten in der Kreistagspolitik mit gutem Beispiel voranzugehen. Der Respekt voreinander sei nicht nur deutschland-, sondern weltweit in Gefahr, wenn es immer wieder heiße „die“ Flüchtlinge, „die“ Ausländer oder auch „die“ Politik. Greis plädierte dafür, die gemeinsam geschaffene politische Basis nicht zu verlassen. Eine scharfe Absage erteilte sie aktuell geäußerten Parolen der AfD. Und Sorgen machen ihr auch in der Region die in einigen Wahllokalen aufgetauchten selbst ernannten „Wahlbeobachter“. So etwas dürfe nicht Misstrauen und Zwietracht unter den Menschen säen.
In seiner Dankesrede griff der frisch ernannte Landrat diese Thematik auf und forderte, öfter und tief greifender über die Probleme nachzudenken, die man sowohl bei anderen als auch bei sich selbst wahrnehme. Er erinnerte an Zeiten in Deutschland, in denen sich ein schleichender Prozess entwickelte, zu dem viele, die es noch erlebten, sagen: „Das haben wir damals erst gar nicht so bemerkt.“
Und er erinnerte sich an das letzte Gespräch mit seinem Vorgänger Peter Paul Weinert – gestern war es auf den Tag genau fünf Jahre her, dass er gestorben ist –, in dem dieser ihn aufgefordert habe: „Pass auf unsere Dörfer auf.“ Die machten gerade den Landkreis aus, machte Schwickert dann deutlich und forderte dazu auf, die ländliche Region selbstbewusst und in ihrer ganzen Individualität auch nach außen darzustellen.
Bei allen Vorteilen des ländlichen Raums solle man aber Städte und Landkreise nicht gegeneinander ausspielen. Einige kritische Themen sprach der Landrat besonders an. Dazu zählen die Breitbandversorgung und das Abstufungsproblem bei den Kreisstraßen (die WZ berichtete). Nicht alles sei allein eine Sache der Kommunen.