Kurz vor dem diesjährigen Tag der sauberen Landschaft am Samstag, 12. April, hat sich ein Leser mit seinen Erfahrungen als Müllsammler an unsere Zeitung gewandt.
Seit Jahren kümmert er sich an diesem Tag um die Straßengräben zwischen Hundsangen und der hessischen Landesgrenze und hat dabei schon so einige Funde gemacht. In den Gräben der Kreisstraße K154 habe er zertrümmerte Spiegel und Kotflügelteile gefunden. Also alles, was bei einem Unfall in einem Graben so liegen bleiben kann, schildert der Mann, der anonym berichten möchte. Zusätzlich finde er auch eine Menge an anderem Müll, der auch beim nächsten Gang zur Haustür hätte entsorgt werden können. Dazu zählen leere Zigarettenschachteln, Pizzakartons, Getränkedosen, Papiertüten von Bäckereien und neuerdings auch vermehrt Einweg-To-go-Becher mit Kunststoffdeckeln. Der engagierte Senior stellt sich aufgrund der vermehrten Menge an dieser Art Müll die Frage: „Wie haben wir eigentlich früher ohne To-go-Becher leben können?“

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Der in den Straßengräben liegende Müll sei dazu meistens durch die Mulchmäher des Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM) in viele Einzelteile zerfetzt, berichtet der 78-Jährige. Plastikteilchen und Styroporkügelchen seien so verteilt worden, bevor der Abfall aufgesammelt werden kann, befürchtet er und appelliert, dass der Müll vorher eingesammelt werden müsse.
Obendrein erinnert er sich an einen Fund Anfang 2023, bei dem er einen großen Amazon-Karton samt Inhalt, bestehend aus Müll, vorgefunden habe. Dabei habe er eine Adresse von einer Person aus Nentershausen gefunden. Belangt werden konnte diese aber nicht, da die Beweise fehlten, berichtet der ehrenamtliche Müllsammler. Auch ein natürlich scheinender Steinbruch in seinem Säuberungsgebiet nahe einer Straße war nicht das, wonach es auf den ersten Blick aussah: Denn beim genaueren Hinsehen handelte es sich in diesem Fall um einen Abfallhaufen, bestehend aus Steinen, Betonteilen und Zaunfundamenten, wie der Leser berichtet. Dazwischen habe sogar ein Autoreifen geklemmt. Von den rund 70 illegal entsorgten blauen Müllsäcken mit Dämmmaterial, die im September 2024 gefunden wurden und über die auch unsere Zeitung bereits schrieb, berichtet der ältere Herr auch. Bei einem der Funde war er sogar vor Ort. Trotz seiner Hinweise sei auch in diesem Fall die Suche nach dem Täter erfolglos geblieben. „Wie sich diese nach der Renovierung ihres alten Hauses darin wohlfühlen können, ist mir bei einer derartigen Entsorgung von Dämmmaterial auf Kosten der Allgemeinheit unbegreiflich“, empört er sich.

Im vergangenen Jahr fand man an dem ehrenamtlichen Säuberungstag rund 50 Tonnen illegal entsorgten Hausmüll. Das ist etwa so viel, wie ein 20 Meter langer männlicher Pottwal wiegt. Dazu kommen noch andere nicht ordnungsgemäß entsorgte Dinge und Materialien wie abgenutzte Autoreifen oder alte Farbeimer. Der engagierte Senior, dem die Umwelt am Herz liegt, appelliert: „Wir sollten das Müllsammeln nicht auf den Tag der sauberen Landschaft beschränken und es den Kindern überlassen. Jedermann kann jederzeit mit einem stabilen Kunststoffsack entlang der Straßen Müll aufsammeln, wann immer er Lust dazu verspürt und Bewegung braucht, es kostet nichts und man sieht anschließend, was man getan hat.“
Wie die Bilanz nach dem Tag der sauberen Landschaft in diesem Jahr aussieht, ist noch nicht ganz klar. Die am Samstag, 12. April, tatsächlich zusammengetragene Menge an Müll wird sich noch zeigen. Verantwortlich für die Entsorgung und Auswertung der Menge des Abfalls ist der Westerwaldkreis-Abfallwirtschaftsbetrieb (WAB). Fest steht aber, dass sich an der Aktion bei sonnigem Wetter über 200 Ortsgemeinden, Ortsteile, Organisationen und Vereine beteiligten, wie die Kreisverwaltung des Westerwaldkreises berichtet.