Auch die Gemeinde Staudt würde nach Ansicht der Kommunalpolitik von der neuen Umgehungsstraße profitieren. Der Kreis will nun Angebote von Ingenieur- und Planungsbüros einholen, um in einem nächsten Schritt eine entsprechende Studie in Auftrag zu geben. Das hat der Kreisausschuss in dieser Woche einstimmig beschlossen.
Pläne für eine neue L313 bei Eschelbach gab es schon vor 20 Jahren. Sie wurden kurz nach der Jahrtausendwende allerdings zu den Akten gelegt. Die rheinland-pfälzische Landesregierung will derzeit keine neuen Umgehungsstraßen mehr bauen. So hat sie es im aktuellen Koalitionsvertrag formuliert. Die politisch Verantwortlichen im Westerwaldkreis sind allerdings der Auffassung, dass der Norden von Montabaur eine Ausnahme darstellt. Dort ist das Verkehrsaufkommen schon durch die Bürogebäude im ICE-Park deutlich gestiegen. Wenn Ende Juli auch noch das Fashion Outlet Center öffnet, sind die Straßen höchstwahrscheinlich überlastet.
Zwar ist der Kreis eigentlich nicht für den Bau einer Landesstraße zuständig. Trotzdem müsse die Kommune den Planungsprozess vorantreiben, sagte Stephan Krempel von der CDU-Fraktion. Die Entwicklung in Montabaur sei insgesamt sehr erfreulich und positiv, ergänzte er, aber man dürfe mit der Lösung des Verkehrsproblems nicht warten, bis der Kollaps für alle offensichtlich ist. Die Christdemokraten hatten deshalb den entsprechenden Antrag gestellt.
Hintergrund: Ein Großteil des Berufsverkehrs aus dem Raum Wirges fließt durch Eschelbach und über die Bahnallee zur A3 und ins Industriegebiet Alter Galgen. Diese Fahrzeuge sollten am besten gar nicht durch die Stadt geführt werden, findet der Kreis, sondern über die noch zu bauende Umgehungsstraße direkt zum Kreisel am Obi-Markt. Auch der Schwerlastverkehr zwischen Wirges und der B255 könnte diese Straße nutzen, was die Ortsdurchfahrt von Staudt entlasten würde, erklärte der Wirgeser VG-Chef Michael Ortseifen.
Die Notwendigkeit wurde von allen Fraktionen betont. Es sei an der Zeit, die Pläne für ein solches Vorhaben voranzubringen, meinten Jürgen Schmidt (SPD), Toni Herrmann (FWG) und Michael Musil (Grüne) unisono. Die Frage, ob das Ganze im Endeffekt eine Landes- oder eine Kreisstraße werde, müsse man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten, hieß es. Für eine Klassifizierung sei es noch viel zu früh, so Landrat Achim Schwickert. Bis ein derartiges Vorhaben umgesetzt ist, vergehen erfahrungsgemäß Jahre.
Überraschender Widerspruch erreichte die Kreispolitiker aus Eschelbach, wo sich der Ortsbeirat unlängst gegen den Bau einer Umgehungsstraße ausgesprochen hatte. In einem Brief an den Landrat schrieb Ortsvorsteher Joachim Gerlach, mit einer weiteren Straße im Eschelbacher Gebiet werde die Grenze der Zumutbarkeit überschritten. Eine solche Straße zu planen, sei eine grobe Missachtung des Bürgerwillens.
Die Mitglieder des Kreisausschusses gehen jedoch davon aus, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Mit einer neuen Straße solle schließlich die Belastung in Eschelbach reduziert und nicht etwa erhöht werden. Die Kommunalpolitiker wollen nun noch einmal das Gespräch zum Ortsbeirat suchen. Man könne sich jedenfalls nicht vorstellen, dass die Eschelbacher mit der aktuellen Situation zufrieden sind. Schließlich staue sich der Verkehr in der Ortsdurchfahrt regelmäßig. Edmund Schaaf wies als Bürgermeister der VG Montabaur allerdings darauf hin, dass die Lärmschutzwände in Eschelbach dringend erhöht werden müssten. tf