Die Christmette in der Pfarrkirche St. Laurentius in Nentershausen war bereits ab 17 Uhr in vollem Gange: Der Kirchenchor St. Laurentius hatte schon das eine und andere Lied gesungen und der Gottesdienst, zelebriert von Pallotinerpater Bernhard Küpper, näherte sich immer mehr der Gabenbereitung. Plötzlich war von außerhalb des Gotteshauses ein Dröhnen zu hören – zunächst dumpfer, dann immer lauter und intensiver.
Minutenlang stand ein Hubschrauber über der Laurentiuskirche, was auch trotz des Gottesdienstes bei vielen der Kirchenbesucher nicht unbemerkt blieb. Gerade mit Blick auf die tagszuvor bekanntgewordenen offenbaren Anschlagspläne auf den Kölner Dom und den dortigen verschärften Sicherheitsmaßnahmen entwickelte sich bei manchem der Gläubigen ein mulmiges Gefühl, wie es mehrfach nach dem Gottesdienst hieß.
Verunsicherung in der Kirche
Schließlich wusste niemand so recht, was außerhalb der Kirchenmauern passierte. Nur von der oberhalb gelegenen Empore erblickten einige Kirchenbesucher Polizeiautos in der Kirchstraße, die zum Gotteshaus führt. Als dann eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die zwischenzeitlich die Empore verlassen hatte, um die ungeduldigen Kleinen bei einem kleinen Spaziergang vor der Kirche etwas abzulenken, zurückkehrt in die Laurentiuskirche, sind sie aufgeregt und etwas außer Atem. Sie berichten auf der Empore einem Besucher, dass die Polizei vor der Kirche einen Mann verfolge und hinter ihm hergelaufen sei.
Um zu klären, ob Gefahr für die Kirchenbesucher besteht oder die Mettengänger angesichts des nahenden Gottesdienstendes sogar vorsichtshalber noch länger in der Kirche bleiben müssen, geht der Kirchenbesucher, der vom Familienvater informiert wurde, kurzerhand nach draußen und sucht die Einsatzkräfte auf.
Auch die Abfahrt verzögert sich für Besucher
Pater Bernhard Küpper informierte letztlich die Gläubigen kurz vor Ende des Gottesdienstes über den Polizeieinsatz und die nicht bestehende Gefahr. Nach dem Ende der Christmette müssen dann einige der Kirchenbesucher allerdings noch warten, bis sie zu ihren Autos können, denn offensichtlich sucht die Polizei noch nach einem weggeworfenen Gegenstand. Auch die Kirche selbst und deren Umfeld wird nach dem Gottesdienst vorsichtshalber von den Beamten durchsucht.
Auf Nachfrage will zunächst keiner der Polizist vor Ort weitere Details zu dem aufsehenerregende Einsatz nennen, doch am Sonntagabend sorgt schließlich eine Pressemeldung des Polizeipräsidiums Koblenz für etwas mehr Klarheit. Der Polizeiinspektion Montabaur war gegen 15.45 Uhr ein Verkehrsunfall gemeldet worden, der im Bereich von Nentershausen stattgefunden haben soll, wie es später auf Nachfrage heißt.
Unfallfahrzeug wurde gefunden
Ein 36-jähriger Fahrzeuginsasse flüchtete allerdings vom Unfallort, aus gutem Grund, wie sich herausstellte: Gegen ihn lag ein Haftbefehl vor, zu dem sich die Polizei auf Anfrage nicht näher äußern wollte. Letztlich konnte das beschädigte Unfallfahrzeug, ein BMW mit Bielefelder Kennzeichen in der Westerwaldstraße in Nentershausen, die unmittelbar an die Laurentiuskirche angrenzt, sichergestellt werden. Zusammen mit Einsatzkräften verschiedener Polizeiinspektionen sowie dem Polizeihubschrauber wurde daraufhin in Nentershausen nach dem Flüchtigen gesucht.
Letztlich trafen Polizeibeamte in der Kirchstraße auf den Mann, der daraufhin zu Fuß flüchtete und hierbei auch noch einen Gegenstand weggeworden haben soll. Den 36-Jährigen konnten die Polizisten nach Informationen dieser Zeitung schließlich unweit des Katholischen Kindergartens St. Laurentius in der Straße „Am Hohlgraben“ noch während der laufenden Christmette festnehmen.
Zudem wurde das Unfallfahrzeug sichergestellt und abgeschleppt. Den mutmaßlichen weggeworfenen Gegenstand konnten die Polizeibeamten trotz großräumiger Suche, unter anderem in der Kirche, am Abend nicht finden. Ein Abend, der allerdings vielen Besuchern der Christmette in Nentershausen wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird.