Stammholz muss meist weite Strecken per Lkw zur Umschlagstelle zurücklegen
Holzverladung im Westerwald: Nur wenige Bahnhöfe eignen sich
Die einzige Verlademöglichkeit für Holz im Westerwaldkreis gibt es aktuell am alten Bahnhof von Ransbach-Baumbach. Mit 10 beladenen Wagen hat der Zug hier jüngst den 400 Meter entfernt liegenden Bahnübergang am Buchhahnweg gequert.
Günther

Viele Holz verarbeitende Unternehmen aus Deutschland und Österreich sind nach wie vor händeringend auf der Suche nach geeigneten Belademöglichkeiten für Schadholz auf die Schiene. Auch im gesamten Westerwaldkreis und Rhein-Lahn-Kreis gab es bislang keinen Bahnhof, an dem Holz verladen werden konnte, sondern nur im weiteren Umfeld.

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Die einzige Verlademöglichkeit für Holz im Westerwaldkreis gibt es aktuell am alten Bahnhof von Ransbach-Baumbach. Mit 10 beladenen Wagen hat der Zug hier jüngst den 400 Meter entfernt liegenden Bahnübergang am Buchhahnweg gequert.
Günther

So werden im privaten Bahn-Logistikzentrum Limburg bis zu vier Ganzzüge pro Woche beladen. Das Holz muss aus einem riesigen Umfeld an die Lahn transportiert werden. Weitere Umladestellen auf die Bahn gibt es am Andernacher, Bendorfer und Koblenzer Hafen, auf dem ehemaligen Rasselstein-Gelände in Neuwied und bei der Westerwaldbahn in Scheuerfeld bei Betzdorf. Verladestellen der Deutschen Bahn AG bestehen zudem in Dillenburg, Gießen und in geringem Umfang in Limburg.

Die Verantwortung für die heute vielerorts fehlenden Ladestraßen und Nebengleise trägt zum überwiegenden Teil der Infrastrukturbetreiber: bis 1994 die Deutsche Bundesbahn und nach der Bahnreform noch stärker die Deutsche Bahn AG. Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft erfolgte die politisch gewollte „Optimierung“ für einen Börsengang. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurden die ursprünglich an nahezu allen Bahnhöfen vorhandenen Strukturen abgebaut, die Gelände zum Bau von Supermärkten, Wohnhäusern oder Parkplätzen verkauft.

An anderen Bahnhöfen, wie beispielsweise in Steinefrenz, haben Umbaumaßnahmen in der Signaltechnik dazu geführt, dass trotz ausreichend vieler und langer Gleise das Rangieren und Zusammenstellen von Zügen nahezu unmöglich geworden ist.

Im Bahnhof Langenhahn gab es nach dem Sturm Kyrill ab April 2007 eine nur wenige Monate mögliche Holzverladung im Bereich der 1987 für die Bundeswehr angelegten Panzer-Verladeanlage. Diese Anlage ist zwar noch dem Bahnverkehr gewidmet, wurde aber von der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zwischenzeitlich an einen Verein veräußert.

Eine andere Option wäre die am Bahnhof Langenhahn vorhandene und mit Verbundpflaster befestigte Ladestraße. Obwohl diese im vergangenen Jahr noch für die Montage von Weichen und Lagerung großer Schotterberge genutzt wurde, will die DB diese Infrastruktur aufgrund von Schäden an der Seitenrampe nicht mehr für die Holzbeladung zur Verfügung stellen. Seit rund einem Dreivierteljahr kommen die Verhandlungen nicht voran.

Für die im „Bündnis für Verkehrswende nördliches Rheinland-Pfalz“ zusammengeschlossenen Umwelt- und Verkehrsverbände ist das Verhalten der DB nicht nachvollziehbar. Der stellvertretende BUND-Landesvorsitzende Michael Carl betont: „Jedes private Unternehmen hätte den schadhaften Bereich innerhalb weniger Wochen mit kräftigen L-Steinen aus Beton stabilisiert und die Flächen anschließend zu marktüblichen Preisen vermietet. Doch bei der DB scheint es eher die Befürchtung ‚Kunde droht mit Auftrag‘ zu geben, obwohl damit weitere Einnahmen für die Nutzung von Trassen für Güterzüge generiert werden könnten, und dies möglicherweise sogar dauerhaft.“ hpg

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