Außerdem fließen im Ort drei Bäche zusammen – Gambach, Weiherhellbach und Elbertbach: ein Gefährdungspotenzial insbesondere durch die immer häufiger eintretenden Starkregenfälle, auch wenn der Ort bislang vor Starkregen verschont geblieben ist, jedoch nicht vor Hochwasser wie zuletzt im März 2019, wie Frederike Arnold sagt. Arnold ist bei der Verbandsgemeindeverwaltung für die Entwicklung der Hochwasservorsorgekonzepte zuständig, als Planungsbüro ist die GBI Kommunale Infrastruktur GmbH mit der Aufstellung beauftragt. Das Büro brachte schon Erfahrung aus anderen Verbandsgemeinden mit.
Neben topografischen Gegebenheiten und den (theoretischen) Bedingungen des Wasserabflusses von Flächen und in Bachbetten werden auch dokumentierte Hochwasser samt Überflutungsausmaß und Starkregenereignisse einbezogen – vor allem aber das Wissen der Bürger, das sie bei Ortsbegehungen und Bürgerworkshops einbringen konnten. Wann stand welches Grundstück oder Gebäude schon unter Wasser, wo bilden sich Rückstauungen im Abfluss? Wo kommt überschüssiges Wasser her – Rückstau aus dem Kanal, unterirdische Wasserreservoire oder oberflächliche Abflussschneisen? Wo bilden sich im Regenfall Notwasserwege aus und worin bestehen deren Gefährdungspotenziale? „Mit dem Konzept wollen wir Vorsorge vor größeren Schäden ermöglichen“, erklärt Arnold.
Ziel ist es, daraus „vernünftige Maßnahmen abzuleiten“, ergänzt Ortschef Neyer. Welche Maßnahmen letztlich weiterverfolgt werden, obliegt der Entscheidung des Kompetenzzentrums Hochwasservorsorge und Hochwasserrisikomanagement in Kooperation mit dem Ministerium und der SGD Nord. Die Maßnahmen betreffen nicht nur den öffentlichen Bereich, sondern auch private Liegenschaften. Allerdings ist das Vorsorgekonzept Voraussetzung dafür, dass es zur Realisierung Fördermittel vom Land geben kann. Seitens der Gemeinde, die für die Ortsstraßen zuständig ist, geht es beispielsweise darum, Notabflusswege zu schaffen, über die oberflächlich ablaufender Regen schadlos abgeleitet werden kann, Uferböschungen der Bäche innerorts freizuschneiden oder Brücken zu entfernen, um so Verengungen des Bachbetts, die zum Rückstau von Wasser führen können, zu beseitigen. Eine Prioritätenliste hat GBI in Absprache mit der Gemeinde entwickelt, das Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge Rheinland-Pfalz hat sie geprüft.
Während in ersten Workshops Orts- und Geschichtskenntnis der Bürger gefragt ist, geht es später darum, den Anliegern die Vorkehrungen näherzubringen, die sie privat treffen können. Wichtig für alle vorsorglichen Maßnahmen, betont Arnold: „Sie dürfen keine Verschlechterung der Situation bei Nachbarn bringen.“ Die Beteiligung der Niederelberter an den Workshops bezeichnen Neyer und Arnold als zufriedenstellend. Auf jeden Fall fanden sich einige Kontakte und Multiplikatoren.
Karten mit besonderen Gefahrenstellen bei Starkregen wurden gezeigt. Die Expertin sagt aber auch, dass es sich bei diesen Daten des Hochwasserinformationspaketes des Landes nicht um exakt ermittelte Berechnungen handelt. „Überraschungen haben die Karten ohnehin nicht gebracht, aber sie zeigen gut, wie das Wasser von überallher in Niederelbert zusammenläuft“, sagt sie. Ein Beispiel für eine Maßnahme, die die Gemeinde bereits umsetzt: Im Zuge des Abrisses der Fohr-Pilsstuben (wir berichteten) wird der marode Durchlass des Weiherhellbachs verlegt und vergrößert. „Die Verrohrung war zu klein bemessen, und der Einmündungswinkel in den Elbertbach war ungünstig“, erläutert Frederike Arnold. Die neue Verrohrung ist größer, wird leicht versetzt gebaut und der Verlauf im offenen Bereich jenseits der Hauptstraße renaturiert. „Oberhalb der Verrohrung wird eventuell etwas Gehölz weggenommen“, sagt Neyer. Termine mit den Trägern öffentlicher Belange wie den VG-Werken, dem Landesbetrieb Mobilität, Feuerwehr oder Stromversorgern waren wesentlich für die Aufstellung des Konzepts. Insgesamt nennt das Vorsorgekonzept für Niederelbert 68 Maßnahmen. Demnächst soll es auf der Niederelberter Internetseite veröffentlicht werden.
Die Wiesen in Richtung Oberelbert etwa würden Neyer und Arnold gern zur Rückhaltung des Elbertbaches und des von Wiesen- und Ackerflächen abfließenden Oberflächenwassers nutzen, die Fachfrau hofft auf ein „nicht allzu technisches Bauwerk“. Grundsätzlich schaut Arnold seitens der Verbandsgemeinde auch in Richtung der Nachbarorte oberhalb und unterhalb, selbst über Verbandsgemeindegrenzen hinweg stimmt sie sich mit Kollegen ab. „In Niederelbert waren wir früh und schnell mit dem Konzept – auch, weil es um einen Ort und nicht eine ganze Verbandsgemeinde ging“, erklärt Arnold. Sie hat zugleich Erfahrungen gesammelt, etwa wie man am besten an die Bürger herantritt. Höchste Bedeutung habe dabei, die Bürger für die Gefahren eines Starkregenereignisses zu sensibilisieren: „Die Leute können sich bisher selten vorstellen, was es bedeutet, wenn in einer Stunde 60 Liter pro Quadratmeter runterkommen“, weiß Arnold. Doch dieser Zeitfaktor ist entscheidend für die Schäden – und ihre Vorbeugung.