Seit 1979 gibt es die deutsch-französische Partnerschaft zwischen Herschbach und Pleudihen-sur-Rance in Frankreich (Bretagne). Vom 1. bis 4. Mai waren 103 Gäste im Alter von einem bis 90 Jahren aus der französischen Gemeinde zu Gast bei ihren Freunden im Westerwald, um die internationalen Bande zu festigen oder auch neue zu knüpfen. Für die jüngste viertägige Begegnung, die unter dem Motto „Freundschaft tief verwurzelt“ stand, hatten die Gastgeber ein abwechslungsreiches und höchst unterhaltsames Programm zusammengestellt, wobei auch genügend Zeit eingeräumt wurde, die Freundschaft zwischen Gästen und Gastgebern in den Familien zu pflegen und zu festigen.
Nach zwölf-stündiger Fahrt erfuhren die Freunde aus Frankreich am frühen Ersten-Mai-Morgen im Haus Hergispach einen herzlichen Empfang durch den Ortschef Axel Spiekermann und Cordula Simmons, beide stehen dem Partnerschaftsverein als Vorsitzender und Stellvertreterin vor und natürlich auch durch ihre 40 Gastfamilien. Wie innig die Partnerschaft in Herschbach gepflegt wird, wird allein schon dadurch deutlich, dass sämtliche Gäste aus Frankreich in den Familien ein temporäres Zuhause für vier Tage hatten. Die meisten Familien kennen sich schon seit vielen Jahren. Da ist das Motto „Freundschaft tief verwurzelt“ Programm. Etwa zwei Dutzend Teilnehmer waren in diesem Jahr zum ersten Mal mit dabei. Ein Beweis dafür, dass die Partnerschaft auch eine Zukunft haben wird.

Cordula Simmons erzählte im Gespräch mit unserer Zeitung, wie alles vor mehr als 45 Jahren angefangen hat, und machte auch deutlich, dass bis heute die freundschaftliche Verbundenheit Bestand hat. „Die Partnerschaft ist so zu sagen an der Basis entstanden. Aus der Bekanntschaft und Freundschaft eines Kriegsgefangenen namens Hans Ziegler mit der Tochter des Bauern von dem Bauernhof, auf dem er Dienst leisten musste, (Marie Legras). Die beiden sind nach Kriegsende in Kontakt geblieben und hatten die Idee der Partnerschaft, die sie den Gemeinderäten auf beiden Seiten vorstellten“, verweist Cordula Simmons auf die allersten Anfänge einer internationalen Partnerschaft, die schließlich 1979 von den damaligen Bürgermeistern Franz Beuler (Herschbach) und Edmund Playoust (Pleudihen) offiziell besiegelt wurde. Diese Jumelage wurde von den jeweiligen Bürgermeistern, die sehr ähnliche Legislaturperioden hatten, unterstützt und weiterentwickelt. Das waren Edmund Wirtgen und Bertrand Pangeault, Edgar Deichmann und Michel Vaspart sowie Axel Spiekermann und David Boixière, die aktuell amtierenden Ortschefs.
„Die Partnerschaft war von Anfang weit mehr als ein Lippenbekenntnis. Seit 1980 findet ein regelmäßiger Jugendaustausch in den Sommerferien statt – immer abwechselnd ein Jahr in der Bretagne und ein Jahr im Westerwald“, klärt Cordula Simmons weiter auf. Kontinuierlich gab es auch für alle Generationen offene Fahrten zu Jubiläen (alle 5-10 Jahre). Der gegenseitige Austausch zwischen fast allen Vereinen trugen ebenso zu Begegnungen bei, wie viele persönliche Kontakte, Praktika und Freundschaften. Es wurden auch Ehen geschlossen. Die Ehepaare Karine und Karsten Hannuschke und Nicole und Thierry Prié wohnen in Herschbach. Seit 1994 leben Peter und Beatrice Faber in Frankreich.

Der erste Tag der Begegnung stand ganz im Zeichen gemeinsamer Aktivitäten. Die Gastgeber hatten mit enormem Aufwand rund um die Grillhütte von Herschbach so genannte (Wester) Waldspiele mit witzigen, sportlichen und herausfordernden Aufgaben vorbereitet, bei denen Jung und Alt ihr Können und Wissen unter Beweis stellen konnten. Unsere Zeitung bekam dabei einen nachhaltigen Eindruck von der Herzlichkeit zwischen Freunden über Staatsgrenzen hinaus. Hier wurde ein Alleinstellungsmerkmal gelebter Partnerschaft offengelegt: Allein die Arbeit, die die Gastgeber in die Vorbereitung und Durchführung der (Wester) Waldspiele und auch in die anderen gemeinsamen Aktivitäten investiert haben, ist beispielhaft. Die Waldspiele mit neun Stationen, bei denen alle Gäste und Gastgeber mit großem Spaß mitmachten, waren nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich und trugen ihren Teil dazu bei, die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Sprachkenntnisse, nicht zuletzt auch bei einer Baumpflanzaktion und dem anschließenden gemeinsamen Grillen, noch weiter zu fördern.
Das war aber bei Weitem noch nicht alles, mit dem die Gastgeber ihren Gästen den Aufenthalt im Westerwald so unterhaltsam wie möglich gestalteten. Am Freitag stand ein Besuch des Neuwieder Zoos auf dem Programm. Der Höhepunkt am Abend war der große Festakt im Haus Hergispach, den einige der Herschbacher Ortsvereine mit Tanzvorführungen und Musik mitgestalteten. Dabei durften die Gäste ein eigens für die Begegnung herausgegebenes Kochbuch als besonderes Gastgeschenk im Empfang nehmen.

Das malerische Cochem war am Samstag das Ausflugsziel. Abends fand dann, nach dem ökumenischen Gottesdienst in der voll besetzten katholischen Kirche St. Anna in Herschbach mit Pfarrern aus beiden Ländern, in der Festhalle ein „Westerwälder Abend“ mit Musik und Gesang des heimischen Musikvereines und des Männergesangvereines statt. Die tief verwurzelte Freundschaft wurde am Sonntag in den Familien gepflegt, ehe die Freunde aus Pleudihen und die Gastgeber in der Festhalle bei Kaffee und Kuchen noch einmal alle zusammenfanden, bis die Gäste schließlich nach herzlichem Abschied am Abend die lange Heimreise antraten.

„Wäller Teller“ vertieft Freundschaft mit Pleudihen
Das Kochbuch „Wäller Teller“ ist in englischer, französischer und deutscher Sprache erhältlich und lädt dazu ein, die Westerwälder regionale Küche zu entdecken. Gleichzeitig vertieft das Kochbuch die Verbundenheit zwischen Herschbach und Pleudihen.
„Wir in Herschbach und unsere Freunde in Pleudihen genießen schon über zwei Generationen eine lebendige Freundschaft, die von dem Austausch zwischen und dem Engagement und unermüdlichen Einsatz von Menschen lebt“, erklärt Cordula Simmons gegenüber unserer Zeitung nicht ohne Stolz. Bei dem jüngsten Treffen dürfe die großzügige Unterstützung in fünfstelliger Höhe für die gesamte Veranstaltung durch den deutsch-französischen Bürgerfonds, und ideell auch durch den Partnerschaftsverband, nicht vergessen werden, ohne die man dieses Fest so nicht hätte vorbereiten und durchführen können, so Simmons. Axel Spiekermann, der seinen Vorstandskolleginnen und Kollegen, den vielen Vereinsmitgliedern und einem Dutzend Vereinen, die in irgendeiner Weise mitgeholfen haben, dass die Begegnung reibungslos ablief, einen großen Einsatz zum Gelingen der internationalen Verbundenheit bescheinigte, blickte schon mal in die Zukunft: Ich freue mich jetzt schon auf das 50-jährige Jubiläum unserer Partnerschaft mit Pleudihen. Übrigens, Spiekermann selbst ist schon seit 40 Jahren mit der Partnerschaft verwurzelt.
