Videoclips präsentieren Westerwald in Bild und Ton
Helmut Becher wirbt musikalisch für die Region: Videoclips präsentieren Westerwald
Helmut Becher ist ein Musiker aus Leidenschaft. Schon als Kind hat er seine Eltern so lange bekniet, bis sie ihm ein Instrument kauften. Er nutzt seine Begabung, um musikalisch für den Westerwald zu werben.
Sebastian Becher

Im wahrsten Sinne des Wortes hat Helmut Becher seiner Heimat viele Töne entlockt. Der 67-jährige Westerwälder, der sich schon als Kind für Musik begeisterte, hat gemeinsam mit den Velo Musikern und The Sintis Videoclips aufgenommen, die eine besondere Werbung für die Region sind. Wir haben mit Helmut Becher über seine musikalische Vita gesprochen.

Lesezeit 4 Minuten

Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Ich war acht Jahre alt, als meine Eltern wohl mein Bitten und Betteln nicht mehr hören konnten, dass ich ein Instrument spielen wolle. Und so gaben sie nach und kauften mir eine Jazztrompete in Silber mit Koffer für 110 Mark. Übrigens verdiente ich schon wenige Monate später damit meine erste Gage.

Wie kam das?

Es war an einem herrlichen Sommertag im Jahr 1965, als ich den Drang verspürte, im Garten die Welt mit meinem Trompetenspiel zu erfreuen. Am besten konnte ich wohl laut, und so waren unsere jugendlichen Nachbarn Berthold Kaiser, Roswitha Baldus und ihre Freunde wohl sichtlich genervt. Um dem wilden Spiel ein Ende zu setzen, gaben sie mir 50 Pfennige, meine erste Gage, das war damals richtig viel Geld – und schickten mich sofort in das benachbarte Geschäft von Irma Kaiser, um ein Eis zu kaufen, weil ich mir es redlich verdient hätte. Eilenden Schrittes ging der Weg zu Tante Irma, da hörte ich: „Gott sei Dank, in der Zeit spielt er wenigstens nicht.“ So war meine erste Gage fürs Aufhören und nicht fürs Musizieren.

Ja, der Anfang ist immer recht mühsam! Wie haben Sie dann richtig spielen gelernt?

Dem Dilemma folgten Musikstunden bei dem Paten von meinem Vater, bei Jupp Krämer, dem Wirt und Musikanten bei den Neuhochstein-Schönberger Musikern, in Schönberg. Später hatte ich das große Glück, eine kurze Zeit bei Jupp Becher aus Schönberg lernen zu dürfen. Er war Dirigent bei den Neuhochstein-Schönberger Musikanten, ich bewunderte ihn.

Sie bewunderten Ihren Lehrer?

Ja! Er stand vor der Musikschar, dirigierte und spielte mit und ohne Noten einen tollen Trompetenklang. Aber noch mehr faszinierte mich die Tanz- und Kirmesmusik von ihm. Es gab kein Lied, das er nicht auswendig kannte und konnte, und die Gäste applaudierten ihm. Was er auch konnte: Er hielt die Konzerttrompete in der Hand, dazu einen Wacholder und eine Eckstein-Zigarette – und beherrschte das Wechselspiel. Das wollte ich auch können.

Erzählen Sie bitte, wie es weiterging.

Es folgten weitere Lehrmeister und der Eintritt in den Musikverein Pottum. Die Freude am Musizieren wuchs, und eine Klarinette und ein B-Tenor-Saxofon kamen hinzu. Der Pottumer Dirigent Adolf Klees war der erste Lehrmeister auf den Holzinstrumenten. Später folgte der Ailertcher Spitzenmusiker Franz Kexel, der mit seiner Band im Westerwald eine Toppadresse war.

Auch mit der Drehorgel ist Helmut Becher unterwegs, mit der Prinzengarde der Stadt Köln, Reservekorps.
Andreas Garth

Haben auch Sie dann später Tanzmusik gemacht?

Als ich 15 Jahre alt war, kam der Durchbruch, die Kapelle Wäller Echo (vielleicht haben Leser noch Fotos der Band?) suchte für den ausscheidenden Joachim Wehmeyer einen neuen Musiker, und mein Schwager Helmut Henrich machte die Sache mit seinem Klassenkameraden Peter Mohr klar. Mit Erwin Henrich waren wir ein Trio, das viele Kirmesfeste und Familienfeiern musikalisch bereicherte. Später kam noch Heinz Pleitgen dazu. Im Quartett mit Saxofonsound waren wir super aufgestellt. Zu Beginn kamen noch Noten auf den Notenständer, später war die Hauptaufgabe des Stativs, die Zigarette und das Bier zu halten. Aber mit 23 Jahren beendete ich die Musikzeit aus beruflichen Gründen.

Aber, das war nicht das Ende. Wann haben Sie wieder zum Instrument gegriffen?

Als meine Frau ihren 50. Geburtstag feierte. Aus diesem Auftritt wurde eine riesige Leidenschaft. Zuerst entstanden 2008 die Villa Musiker, die Musikgruppe der Villa Sonnenmond. Als ich dann ein Musikfahrrad baute, entstanden die Velo Musiker, eine fahrende Musiktruppe, die zum größten Teil zur Villa Sonnenmond gehörte. Es ging weiter, auf einer holländischen Kirmesdrehorgel mit Musikanhänger und Bühne waren wir jetzt unterwegs. Alle Erlöse gingen an die Reiner-Meutsch-Stiftung „Fly and Help“ zum Bau einer Schule in Ruanda.

Und dann kam die Idee zu den Videoclips?

Ja, die konnte ich mit den Velo Musikern und zum Teil mit The Sintis im Tonstudio Christian Wahl in Katzenfurt einspielen, die Musiker Dirk Zorn, Franz-Josef Benner und Marcus Held unterstützten das Projekt, wobei Marcus Held mit seiner geschulten Tenorstimme mit mir den Gesang einspielte. Aber auch Christian Wahl von den Egerländer 6 hatten wir als Supermusiker und Sänger dabei. Nachdem die Musik fertig war, ging es an die Videoclips unseres Sohnes Sebastian Becher, der Werbefotograf ist. Ich konnte ihn gewinnen, uns Videoclips zu drehen, auch habe ich ganz viele Sequenzen gefilmt. Danach wurden die Filme gecuttet und mit der Musik in Einklang gebracht. Ein riesiger Arbeitsaufwand, der sich voll und ganz gelohnt hat.

Wie viele Clips sind es, wo sind sie zu sehen?

Zwölf sind bereits auf Youtube eingestellt, alle dauern etwa drei bis vier Minuten. Ich habe aber auch noch Material für weitere. Die Grundidee ist, meine Heimat, also den Oberwesterwald, mit Bild und Musik vom Westerwald oder anderen Stücken, die mir gefallen, vorzustellen. Ich freue mich sehr über die positive Resonanz, mittlerweile habe ich schon 8008 Klicks.

Welche Orte und Lieder sind das beispielsweise?

Die Westerwälder Seenplatte, der Stöffelpark, die Fuchskaute, das Landschafsmuseum oder auch der Flugplatz Ailertchen zum Beispiel. Und wir spielen nicht nur das Westerwaldlied oder „Das schönste Mädchen vom Westerwald“, sondern auch ein Dixie-Medley, Volkslieder und „Heilig, heilig“, das passt so schön zum Kloster Marienstatt.

Und, ist die musikalische Laufbahn abgeschlossen?

Nein, ganz und gar nicht. Ich bin stolz darauf, nach all den Jahren noch immer ein Kirmesmusiker zu sein und ohne Noten, mit dem einen oder anderen Fehler auf der Bühne zu sein. Im Übrigen jetzt ohne Alkohol und Zigaretten, aber immer noch auf den Spuren von Jupp Becher. Danke.

Die beteiligten Musiker

Die Velo Musiker: Sascha Henrich, Eckehard Hanappel, Marian Zuckmund und Helmut Becher

The Sintis: Dirk Zorn, Marcus Held, Franz Josef Benner

Egerländer 6: Christian Wahl bau

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