Der Einsatz für die deutschen Sanitätskräfte ist auf zunächst 14 Tage angelegt, die Zeit ist aber auch vom Ausbildungsfortschritt der indischen Techniker an der Anlage abhängig. Oberst Jürgen Thym, Stabsoffizier aus Horhausen im Kreis Altenkirchen führt das deutsche Sanitätseinsatzteam, das aus einer Soldatin und zwölf Soldaten besteht, an. Im normalen Dienstalltag in der Heimat arbeitet der 61-Jährige in der Abteilung Logistik im Kommando Sanitätsdienst in Koblenz.
Thym ist seit fast 40 Jahren Soldat, war schon in vielen Auslandseinsätzen. Der Oberst ist als Kon- tingentführer erster Ansprechpartner für die deutsche Botschaft in Indien und die indischen Behörden und Organisationen. Gleichzeitig hält er die Verbindung nach Deutschland und entscheidet vor Ort über alle Fragen, die die Erfüllung des Auftrags betreffen. Er ist auch Ansprechpartner für die Medien für nicht-technische Fragestellungen.
Erster Ansprechpartner für alle Medienanfragen aus Deutschland, aber auch für Anfragen internationaler Pressevertreter ist Oberstleutnant Claas Gärtner aus Niederelbert, der uns auch die hier verwendeten Informationen zukommen ließ. Als Pressesprecher des Einsatzkontingents organisiert er die Öffentlichkeitsarbeit des Teams vor Ort. Daneben schreibt er Beiträge für den Internetauftritt der Bundeswehr.
„Für das deutsche Einsatzteam beginnt der Tag gegen 7 Uhr morgens und endet zwischen 9 und 10 Uhr am Abend“, teilte er uns mit. Verständigungsprobleme gebe es kaum, die indischen Ansprechpartner sprächen gut Englisch, eine Verständigung, auch über technische Details, sei somit möglich. Für spezielle Fälle könne das Team auf eine Dolmetscherin zurückgreifen.
Was Gärtner neben der eigentlichen Aufgabe aus Indien zu berichten hat, zeigt, welchen Anforderungen die 13 Bundeswehrangehörigen dort ausgesetzt sind. Die Angehörigen des Sanitätsteams sind zwar allesamt einsatzerfahren, waren also schon mehrmals in Einsatzgebieten der Bundeswehr wie in Afghanistan, Mali oder dem Kosovo, dennoch stellt der Einsatz in Indien für das ganze Team eine hohe physische und psychische Belastung dar.
Täglich verlassen tote Covid 19-Patienten die Behelfskrankenhäuser. „Die Behörden zählen täglich 4000 Tote in Neu-Delhi. Die Rettungswagen bringen die Patienten vorne zum Zelt hinein, hinten nehmen sie die Toten wieder mit“, schildert Oberstleutnant Claas Gärtner die Situation vor Ort.
Einige Sekunden lässt Oberst Jürgen Thym seinen Blick über das beleuchtete Flughafengelände schweifen, bevor er den weißen Bundeswehr-Airbus A350 in der Hitze Neu-Delhis verlässt. Der 61-jährige Stabsoffizier aus Horhausen führt das Team des Sanitätsdienstes, das in den kommenden Tagen eine ...Oberst Jürgen Thym bringt Hilfe: Offizier aus Horhausen unterstützt in Indien den Kampf gegen das Coronavirus
In Indien besteht nicht nur die Gefahr einer Coronainfektion. Auch andere Krankheiten und die hohen Temperaturen können die Gesundheit der deutschen Einsatzkräfte gefährden. „Die Temperaturen am Aufbauplatz der Anlage liegt meist über 40 Grad Celsius“, berichtet der Presseoffizier. Hinzu kommt die Luftverschmutzung und der Smog in Delhi, der enorm sei und die Leistung der Sauerstofferzeugungsanlage beeinflusse.
Eine weitere Gefahr für das deutsche Einsatzkontingent stellen die hygienischen Zustände und damit einhergehenden Krankheiten dar. „Dazu zählen durch Mückenstiche übertragene Infektionen wie Dengue und viele weitere fieberhafte Erkrankungen“, erläutert Gärtner. Aus diesem Grund haben die Bundeswehrangehörigen vor dem Abflug spezielle Uniformen für heiße Gebiete erhalten.
Der Vorteil: Sie sind zusätzlich mit einem sogenannten Vektorschutz imprägniert und halten Mücken ab. Zusätzlich muss das Team sich zu jeder Tag- und Nachtzeit durch reichlich Insektenschutzmittel (Repellentien) vor den fliegenden Plagegeistern schützen.
„Eine weitere Gefahr geht von Krankheiten aus, die über Nahrung oder Flüssigkeiten übertragen werden. Bekannte Verursacher von Durchfallerkrankungen sind beispielsweise die Cholera oder Typhus“, schildert Oberstleutnant Gärtner die Situation. Beim Essen gilt also genau wie in anderen tropischen Ländern der Grundsatz „Peel it, cook it or forget it!“ – „Schäle es, koche es oder lass es!“.
Was für die Mitglieder des Einsatzkontingents auch wichtig ist, ist der regelmäßige Kontakt in die Heimat. Im Hotel besteht die Möglichkeit, über Skype oder Whats-App Verbindung nach Hause zu halten. Die Unterbringung erfolgt coronabedingt in einem Hotel in Neu-Delhi, rund zehn Autominuten vom Militärhospital entfernt.
Am kommenden Montag geht es voraussichtlich wieder zurück nach Deutschland. Dann werden die Bundeswehrangehörigen sicherlich mit Wiedersehensfreude und auch mit einer Portion Zufriedenheit die Maschine in die Heimat betreten. Denn sie werden ihre Angehörigen wieder in die Arme schließen und nicht ohne Stolz von sich sagen können: „Wir haben den Menschen in Indien helfen können. Und wir haben etwas bewirkt!“
Gemeinsam mit dem deutschen Botschafter in Indien hatte der Kontingentführer Oberst Jürgen Thym am Mittwoch in Neu-Delhi den Startschuss für die Sauerstoffproduktion und die Ausbildung der indischen Techniker geben können.Stabsfeldwebel kennt jede einzelne Systemschraube: Horbacher Maik Dominiak sorgt für einwandfreie Technik vor Ort