Langenhahn – Einem zeitaufwendigen, kunstfertigen Hobby haben sich 17 Frauen verschrieben: Sie gehören dem Hardanger Stickkreis an, der sich einmal im Monat im Pfarrheim Langenhahn trifft. Unter der Anleitung von Resi Grebe haben die Damen schon unzählige Tischdecken, Gardinen, Altardecken oder Tischläufer gefertigt. Hübsch anzusehen sind ebenso die Weihnachtsengel, gestickten Anhänger, Sterne oder Tannenbäumchen. Auch für Ostern fertigen die Frauen speziellen Schmuck für den Strauch oder das Fenster.
Es war 1991, als Resi Grebe zum ersten Mal einen Kurs in Hardanger-Stickerei anbot. Das war an einem Wochenende, als der Pfarrgemeinderat in Langenhahn tagte, erinnert sich die heute 74-Jährige, die mit ihrem Mann Karl-Heinz, der Gemeindereferent war, dazu nach Langenhahn kam. „Die Frauen saßen da und strickten. Als ich meine Stickerei herausholte, wurde ich gefragt, ob ich das nicht einmal in einem Kurs zeigen könnte“.
Das war die Geburtsstunde des Stickkreises. Von Anfang dabei sind beispielsweise Anneliese Heidrich und Hannelore Kobiela. Schmunzelnd berichten sie von den schweren Anfängen, denn diese Handarbeitskunst verlangt viel Geduld und Können. Ursprünglich soll sie einmal von Italien aus nach Norwegen (Hardangerfjord) gekommen sein. Noch heute tragen dort die Frauen Trachten, die so schön gestickt sind.
Aus dem Stickkurs wuchs ein fester Kreis hervor, dem heute Westerwälderinnen im Alter von Mitte 40 bis zu 87 Jahren angehören. Sie kommen nicht nur aus Langenhahn, sondern beispielsweise auch aus Höhn, Marienrachdorf, Weidenhahn oder Ransbach-Baumbach. Die Älteste ist die Langenhahnerin Maria Mann, auch die „lustige Oma“ genannt. „Das ist das Schönste vom ganzen Tag, wenn ich sticke“, sagt sie. „Man freut sich den ganzen Monat darauf, sich zu sehen. Und es ist immer schön, wenn man etwas fertig hat, dann freuen sich die anderen Frauen mit und beschauen sich ganz genau das Muster“, meint Kobiela. „Und wenn man mal nicht weiter weiß, dann haben wir ja unsere Resi“, ergänzt Mann. „Es gibt auch Selbstbestätigung, so etwas zu können“, bekennt die 82-jährige Annelie Heidrich. Denn mogeln und fuddeln kann man da nicht, die Muster müssen akkurat gefertigt werden, die Fäden gezählt, umstochen und ausgeschnitten. Nur so entstehen die sogenannten Madeira-Röschen, Edelweiß, Malteser-Kreuz, Schlingstich-Spinnen, kleine Knötchen oder Zierränder.
Gerne erinnern sich die Frauen an ihre drei großen Ausstellungen, die gemeinsamen Ausflüge und daran, wie sie für die Langenhahner Pfarrkirche rund ein Jahr lang neue Altardecken stickten. Gerade haben sie begonnen, wieder ein solch besonderes Tuch zu fertigen. Andere ihrer Werke haben den Weg in die Welt genommen, zieren Haushalte im Westerwald, in Thüringen, Freiburg oder sogar in Dänemark. „Die meisten Sachen werden verschenkt, denn zum Kaufen sind sie oft zu teuer“, berichtet Grebe. Verwendet werden spezielle Hardanger Stoffe in verschiedenen Stärken und Perlgarn. Doch ehe daraus die kunstvollen Handarbeiten werden, braucht es viel, viel Zeit.
Über die Jahre verbindet die Frauen des Stickkreises viel mehr als nur das Hobby. Sie fühlen sich freundschaftlich verbunden und haben sich gegenseitig ein Stück durchs Leben begleitet. Gerne nehmen sie weitere Mitglieder in ihren Kreis auf, denen es dann vielleicht genauso ergeht wie einst der „lustigen Oma“, der geweissagt wurde: „Wenn Du das anfängst, hörst Du nicht mehr auf damit“.
Das nächste Treffen ist am Mittwoch, 18. Januar, 2012 im Pfarrheim Langenhahn. Der Stickkreis freut sich über jeden, der mitmachen möchte. Von unserer Mitarbeiterin Angela Baumeier