Sicherheit nach Attacke erhöht
Hacker-Angriff auf Berufsbildende Schule Westerburg
Die Berufsbildende Schule in Westerburg ist eine Vorzeigeeinrichtung - auch bei Digitalisierung. Der jüngst erfolgte Hacker-Angriff ändert daran nichts.
Markus Eschenauer

Ein Hacker hat es auf die BBS Westerburg abgesehen. Ziel war das digitale Klassenbuch. Wie schlimm war der Angriff und wie reagiert die Einrichtung darauf?

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Die Berufsbildende Schule (BBS) in Westerburg ist kürzlich Opfer eines Hackers geworden. Der Angriff auf das digitale Klassenbuch der Einrichtung hat vor allem intern für Aufregung gesorgt. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft. Aber welcher Schaden ist entstanden?

Mit einem anonymen Schreiben per E-Mail und per Post ist unsere Zeitung auf den Vorfall aufmerksam gemacht worden. Die Kritik – laut nicht personalisierter Unterschrift aus vermeintlichen Schulkreisen – ist deutlich. Die Vorwürfe an die Leitung der Einrichtung und Schulleiter Michael Niess, der das verwendete Programm BBS@min selbst entwickelt hat, wiegen schwer. Von nicht ausreichender Sicherheit persönlicher Daten ist die Rede, über Missstände solle die Öffentlichkeit informiert und betroffene Personen zur Rechenschaft gezogen werden.  

Kein Kontakt zur Quelle möglich

In dem Brief wird ein zweites Thema angesprochen: Ab einer gewissen Anzahl an Fehlzeiten würde ein „Bescheinigungszwang“ ausgelöst. Dies bedeute, dass sich dann Schüler nicht mehr von ihren Eltern entschuldigen lassen können, sondern ab dem ersten Fehltag ein ärztliches Attest benötigen. Beim Lesen wirkt dieser Absatz allerdings etwas wie ein Fremdkörper, hat er doch mit dem Thema nicht unmittelbar zu tun. Denn das lautet: Sollte ein Klassenbuch überhaupt digital geführt werden? Und wenn ja: Wie?

Unsere Zeitung kann angesichts der anonymen Informationen keinen Kontakt zum Absender des Schreibens herstellen. Rückfragen sowie Einordnung der Quelle sind nicht möglich – ebenso wenig eine Antwort auf die Frage, welche Absicht der Schreiber genau verfolgt. Spannend und relevant bleibt der Sachverhalt dennoch.

Polizei nimmt Ermittlungen auf

Das Polizeipräsidium Koblenz bestätigt auf Nachfrage, dass es zu einem Hacker-Angriff gekommen und Strafanzeige erstattet worden sei. Die Kriminalpolizei Montabaur habe die Ermittlungen wegen Paragraf 202a Strafgesetzbuch aufgenommen: Ausspähen von Daten.  

Wer sich hinter der Tat verbirgt, sagt die Polizei nicht, auch Schulleiter Michael Niess, der den Angriff ebenfalls bestätigt, bleibt im persönlichen Gespräch mit unserer Zeitung zurückhaltend. Auf die Frage angesprochen, ob Putin oder irgendwelche Geheimdienste etwas damit zu tun haben könnten, lacht er allerdings. Russland habe wohl eher kein Interesse an der BBS Westerburg. Der oder die Übeltäter waren also offenbar viel näher dran.

„Es sind nachweislich keine Daten in Umlauf geraten.“
Michael Niess, Schulleiter der BBS Westerburg

„Es sind nachweislich keine Daten in Umlauf geraten“, betont der Schulleiter. Ohnehin seien keine hochsensiblen Informationen in dem Klassenbuch enthalten, sondern lediglich Namen oder auch Unterrichtsinhalte. Kurz nach der Attacke habe er notwendige Maßnahmen eingeleitet. Die Umstellung sei genutzt worden, um das System noch einmal sicherer zu machen. Der Landesdatenschutzbeauftragte habe keine Verfehlungen festgestellt – weder jetzt noch vorher.  

Hacker-Angriff hin oder her: Schulleiter Niess steht hinter seinem System. Ein einheitliches Programm gibt es laut Anfrage bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Rheinland-Pfalz nicht. Gefordert wird es von verschiedenen Stellen. Niess ist dagegen. Dazu seien die einzelnen Einrichtungen zu unterschiedlich. „So, wie wir arbeiten, passt das Konzept.“ Es sei ein großer Nutzen für die Prozesse der BBS.

Interesse am Konzept der BBS Westerburg ist bundesweit groß

Die Westerburger Einrichtung ist Vorreiter in Sachen Digitalisierung. Dieser Weg sei früh eingeschlagen worden, sagt Niess im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Erfolg zeigte sich während der Corona-Pandemie. „An wie vielen Schulen herrschte Chaos?“, fragt der BBS-Leiter rückblickend. Zahlreiche Schulen aus dem gesamten Bundesgebiet reisen übers Jahr verteilt in den oberen Westerwald, um sich zu informieren, weil sie Ähnliches bei sich umsetzen möchten.

Und was ist mit den Fehlstunden? Auch darauf antwortet Niess. Ab einer gewissen Anzahl an Fehltagen löse das System einen Alarm aus. Das bedeute nicht, dass ab dann nur noch Atteste gelten. Vielmehr gehe es darum, frühzeitig nachzufragen, falls bei Schülern etwas nicht in die richtige Richtung läuft, um dann reagieren zu können.

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