Seither besteht ein enger Austausch zwischen ihm und der Geschichtswerkstatt (insbesondere mit der Zweiten Vorsitzenden Regina Klinkhammer). Wie Struif ausführt, kam Simon Schönfeld (1862-1911) in den 1880er-Jahren mit seiner Frau Rosa nach Hachenburg. Die Familie kaufte das Anwesen in der Südwest-Ecke des Alten Marktes und etablierte dort das Warenhaus Simon Schönfeld. Hier gab es Galanterie-, Spiel- und Haushaltswaren. Simon und Rosa bekamen vier Söhne, einer starb wenige Wochen nach der Geburt.
Martin sollte später das Geschäft übernehmen, Adolf wollte Ingenieur werden, und Hans wandte sich dem Bankgewerbe zu. Dann brach der Erste Weltkrieg aus. Martin fiel bereits 1915 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Hachenburg mit militärischen Ehren im Beisein des Hachenburg-Altstädter Kriegervereins bestattet. Adolf wurde 1916 mit dem Eisernen Kreuz (EK) 2 geehrt, geriet 1917 in französische Gefangenschaft und kehrte erst 1920 wieder heim. Hans kam unversehrt von der Front zurück.
Beliebte und geachtete Hachenburger Bürger
Adolf übernahm nun das väterliche Geschäft und engagierte sich unter anderem mit einem Festwagen bei der 1929 veranstalteten Gewerbe-, Industrie- und Landwirtschaftsausstellung Hachenburg. Er hatte bereits 1924 Berty Rosenthal geheiratet, die 1926 ein Töchterchen namens Ruth Marianne gebar. Die Schönfelds waren beliebte und geachtete Hachenburger Bürger.
Am 30. Januar 1933 kam Hitler an die Macht. Die Hetze gegen die Juden wurde intensiviert, am 1. April 1933 wurde zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen. Rosa Schönfeld konnte dies nicht ertragen und nahm sich an diesem Tag das Leben. Dieses Ereignis dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Adolf Schönfeld bereits im Oktober 1933 das Warenhaus verkaufte. Es wurde von Albert Sassenrath gekauft, der dort ein Modehaus einrichtete. Adolf Schönfeld wanderte mit seiner Frau Berty und der Rutheli genannten Tochter nach Frankreich aus – in der Hoffnung, dort vor den Nazis sicher zu sein.
1940 wurde die französische Armee von der deutschen Wehrmacht besiegt. Am 22. Juni 1940 wurde in Compiègne der Waffenstillstand zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich beschlossen. Marschall Philippe Pétain wurde Staatschef und Pierre Laval Ministerpräsident des unbesetzten Teils von Frankreich. Es kam zu einer Kollaboration mit dem Deutschen Reich, und die französische Polizei leistete auf Anweisung Lavals Schützenhilfe bei der Verfolgung nach Frankreich eingewanderter Juden. Dies sollte auch für die Familie Schönfeld fatale Folgen haben. Adolf und Berty hatten 1935 ein weiteres Kind bekommen, einen Sohn namens Pierre. Adolf wurde als Übersetzer gebraucht, und so wurden er und seine Frau von den Razzien verschont.
Rutheli wurde an ihrem Arbeitsplatz verhaftet
Ebenso Pierre, der ja in Frankreich geboren wurde und französische Staatsbürgerschaft besaß. Aber Rutheli, die in Hachenburg geboren wurde und zu den eingewanderten Juden gehörte, war betroffen. Sie wurde von der französischen Polizei an ihrem Arbeitsplatz verhaftet und ins Lager Pithiviers gebracht. Von dort wurde sie zusammen mit mehr als 900 anderen Häftlingen in einem Zug im Juli 1942 in mehrtägiger Fahrt nach Auschwitz gebracht, wo sie Opfer des Holocaust wurde. Es war der erste Transport von Pithiviers aus in das Vernichtungslager, dem auch Frauen und Kinder angehörten. Rutheli war damals 16 Jahre alt.
Hans Schönfeld, der Bruder von Adolf, hatte sich nach Holland begeben, wurde dort aber nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1940 von der SS gefasst und starb an den Folterungen. Auch die in Hachenburg verbliebene Schwester von Rosa Schönfeld, Frieda Weiler, wurde Opfer des Holocaust. An das Schicksal von Ruth Marianne (Rutheli) und Hans Schönfeld sowie von Frieda Weiler erinnern die drei Stolpersteine in der Perlengasse.