Nach langen Monaten der Ungewissheit und der Existenzängste herrscht rund um das Hachenburger Krankenhaus plötzlich Aufbruchstimmung und Zuversicht: Der Grund dafür ist die Übernahme der Klinikträgerschaft durch die Evangelisches Krankenhaus Dierdorf/Selters gGmbH zum 1. Juni. Offiziell wurde die Integration des Hachenburger Standortes in den Verbund am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Burbach-Stadion in der Löwenstadt vorgestellt, zu der die neuen Krankenhausverantwortlichen zusammen mit dem Westerwälder Landrat Achim Schwickert und Landesgesundheitsminister Clemens Hoch eingeladen hatten.
Auch wenn die Umbenennung erst in einem der nächsten formalen Schritte erfolgt, so teilte Guido Wernert, Geschäftsführer der Trägergesellschaft, den vielen Anwesenden bereits erfreut mit, dass alle drei künftigen Krankenhausstandorte – Dierdorf, Selters und Hachenburg – alsbald unter dem Namen „Evangelisches Klinikum Westerwald“ firmieren werden. Die Frage, ob sich mit diesem Westerwaldklinikum die Pläne für ein neues Krankenhaus in Müschenbach endgültig erledigt haben, beantwortete Minister Hoch ausweichend. Er verwies darauf, dass ja auch der Standort Kirchen erhalten bleibe. Ein klares Bekenntnis zu dem in den vergangenen Jahren intensiv diskutierten Projekt „Müschenbach“ klingt anders.

Dafür brachten der Gast aus Mainz und Landrat Schwickert umso deutlicher ihre Freude über die mit der Evangelisches Krankenhaus Dierdorf/Selters gGmbH erzielten Lösung für Hachenburg zum Ausdruck. Gemeinsam schaffe man durch dieses Projekt eine gute Perspektive für die medizinische Grundversorgung im Westerwald. Es sei viel überlegt worden, so Schwickert. Respekt zollte er der Belegschaft der Klinik in der Löwenstadt, die trotz widriger Umstände immer zu der Region und dem Krankenhaus gestanden habe. Hoch, der sich als „inzwischen bei Kliniken leider insolvenzerfahren“ bezeichnet, sagte: „Fast nirgends im Land ist so ein gutes Ergebnis erzielt worden wie hier in Hachenburg, weil alle Beteiligten an einem Strang gezogen haben.“
Guido Wernert bestätigte, dass der neue Standort gut in den Verbund passe. Vom ersten Kontakt an habe ein gutes Vertrauensverhältnis bestanden. Deshalb sei die Motivation zur Übernahme groß gewesen. In medizinischer Hinsicht kündigte er eine Stärkung der fortan drei Notaufnahmen und der drei Stationen für Innere Medizin untereinander an (Schwerpunkt Kardiologie in Hachenburg). Zudem soll in Hachenburg die Geriatrie neu mit Leben gefüllt werden. Wichtig für die Zukunft seien auch eine enge Verzahnung mit dem benachbarten Bildungszentrum für Gesundheitsberufe sowie eine Vernetzung zu jungen Ärzten, um diese hierher zu locken.

Wie im Raum Dierdorf/Selters bereits in Form von sechs neuen Praxiszentren im Umfeld der Kliniken realisiert, soll auch die ambulante Versorgung in Hachenburg ausgebaut werden, gab Wernert bekannt. Dazu sei beispielsweise die Nutzung der Kontakte zur partnerschaftlich verbundenen Krankenhausgesellschaft St. Vincenz in Limburg denkbar, deren Geschäftsführer Wernert ebenfalls ist. Rund um Hachenburg besteht laut Informationen aus der kommunalen Familie großer Bedarf an einem kinderärztlichen Angebot. Hierzu wollte der Geschäftsführer zwar keine Versprechen abgeben, nannte die vorhandenen Möglichkeiten und Netzwerke aber zumindest eine „Chance“.
Jürgen Ecker, bisheriger und künftiger Kaufmännischer Direkter der Hachenburger Klinik, erinnerte an die schwierige Zeit, die die Belegschaft in den vergangenen Jahren mitgemacht habe. Doch die Mitarbeiter hätten trotzdem permanent eine hohe Leistungsbereitschaft gezeigt. Nachdem mit der Diakonie Südwestfalen und der Evangelischen Krankenhausgesellschaft zunächst zwei potenzielle Träger Interesse an einer Übernahme gezeigt hätten, sei den Hachenburgern schnell klar gewesen: „Es kann nur einen geben.“ Ecker ist sich sicher, dass aus der Fusion etwas Gutes erwächst. „Lassen Sie uns beginnen!“, zeigte er sich hoch motiviert.
Investitionen in Höhe von rund 20 Millionen Euro geplant
Gefragt nach zeitnahen Investitionen und Sanierungsmaßnahmen am Klinikstandort Hachenburg sagte Guido Wernert, Geschäftsführer der Evangelischen Krankenhausgesellschaft Dierdorf/Selters, dass man hier mit einer vertretbaren Summe, die bei etwa 20 Millionen Euro liege, für die Zukunft viel erreichen könne. Mit dem Geld soll beispielsweise die Geriatrie neu aufgebaut werden. Weitere Maßnahmen beträfen unter anderem (in überschaubarem Maße) den Brandschutz und die EDV. Nahezu alle der circa 450 Mitarbeiter des Krankenhauses werden in den neuen Verbund übernommen. Lediglich fünf Personen (verteilt auf 3,1 Vollzeitstellen) aus den Bereichen Radiologie und Sozialer Dienst müssen das Haus aus strukturellen Gründen verlassen, hätten aber anderweitig gute berufliche Perspektiven, so Jügen Ecker, Kaufmännischer Direktor des Krankenhauses. nh