Hachenburg feiert drei Tage Kermes - Größtes Volksfest im Westerwald lädt ein
Hachenburg feiert Kirmes: Löwenstadt steht ganz im Zeichen der Blaukittel
Die stimmungsvolle Kirmeseröffnung auf dem festlich illuminierten Alten Markt in Hachenburg mit Fackelumzug und Musik begeistert die Besucherscharen.
Röder-Moldenhauer

Hachenburg. „I have a dream“ – nein, nicht Martin Luther King stand am Samstagabend am Rednerpult auf dem Alten Markt in Hachenburg, sondern Stadtbürgermeister Stefan Leukel. Auch er hat einen Traum: „Vielleicht ist meine Tochter Nele ja eine der ersten Kermesgretchen hier in Hachenburg.“

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Traditionell zeichnen sich die Reden zur feierlichen Kirmeseröffnung durch scharfzüngige Kommentare zum aktuellen Stadtgeschehen aus. Die Rede des Stadtchefs sollte dabei keine Ausnahme bleiben, wenn auch das Stilmittel seines ersten Themenschwerpunkts wohl in die Geschichte der Bürgermeisterreden eingehen wird.

Stadtbürgermeister Stefan Leukel singt Teile seiner Kirmesrede.
Röder-Moldenhauer

Zur Melodie von „Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen“ schmetterte er eine Ode gegen den Transitverkehr. Als letzter Mohikaner des aussterbenden Stammes der in Hachenburg Geborenen prangerte er die Schließung der Geburtsstation an, freute sich, dass nicht nur er an diesem Wochenende in Blaukittel und rotem Halstuch Reden schwinge, sondern Sohn Henri als Kermesbursch die Tradition fortleben lasse, rief zum ehrenamtlichen Engagement („Schwätze net, do watt!“) auf und scheute sich nicht, die Debatte um die potenzielle Öffnung der Kirmesgesellschaft Hachenburg für weibliche Mitglieder anzusprechen.

Alter Markt stimmungsvoll illuminiert

Doch bevor es so weit ist, präsentierte sich das größte Volksfest im Westerwald von seiner gewohnt traditionellen Seite. Der Alte Markt, Hachenburgs „goore Stuff“, zeigte wieder einmal seine schönste Seite. Stimmungsvoll illuminiert setzten sich die Fachwerkhäuser vom Abendhimmel ab, während der Fackelzug majestätisch durch die Wilhelmstraße zum Kermesbaum zog – der Moment, auf den die zahlreichen Besucher fieberhaft gewartet hatten.

Für den musikalischen Rahmen der Kirmeseröffnung sorgte unter anderem der Spielmannszug Frei-Weg Wirges.
ROEDER-MOLDENHAUER. Röder-Moldenhauer

„Seit über 100 Jahren wird bereits genau hier an dieser Stelle unsere geliebte Hachenburger Kirmes eröffnet, und sie ist für viele immer noch der Höhepunkt des Jahres“, brachte es Kirmespräsident Marco Pfeifer auf den Punkt. Im olympischen Jahr setzte er sich kritisch mit dem auf viele Lebensbereiche passenden Motto „Citius, altius, fortius“ (Schneller, höher, stärker) auseinander und kam zu dem Schluss, dass echte Gewinner die sind, die auch den Gegner und dessen Leistung respektieren. Vom gegenseitigen Respekt schlug der Kirmespräsident den Bogen zum Ehrenamt und den Herausforderungen, heutzutage Großevents wie die Kirmes zu veranstalten, bevor er die dreitägigen Festivitäten kraft Amtes für eröffnet erklärte.

Kirmesekel bezieht zu kuriosen Vorgängen Stellung

„Do well ma nur säin Obst verkaufen unn wird dann suh veräppelt“ nahm Kirmesekel Lukas „scharf, schärfer, Schäfer“ die Schließung des Hachenburger Bauernschranks mangels Baugenehmigung aufs Korn, warnte Brauereichef Jens Geimer und dessen Zeppelin vor den Folgen eines Sonnenabsturzes („Mach net in Hachenbursch de Hindenbursch!“) und erinnerte die Verantwortlichen bezüglich der Schließung der Geburtenstation angesichts 700 Geburten im Jahr: „Ihr Leut', ihr arweitet mit Menschen, net mit nem Verkaufsprodukt.“

Kirmespräsident Marco Pfeifer (rechts) übergibt das Mikro an den diesjährigen Kirmesekel Lukas „scharf, schärfer, Schäfer“.
Röder-Moldenhauer

Beim Thema Bodentest mit Unterhosen führe der Körperbau mancher Recken zu einem Überangebot an erotischer Nutzfläche, gab der Ekel zu bedenken. Kein Wunder, wenn bei solch exotischer Schmutzwäsche bald Buchsbäume wachsen, orakelte er, bevor er zu einer inklusiven Kermes ohne Hass, Gewalt und Rassismus aufrief. „Mir feiern gern, mir singen gern, mir hann hey gern 'ne Menge Spass, Basaltköpp – awwer liebenswert – unn ganz gewiss net voller Hass.“

In diesem Sinne: Hui Wäller? Allemol!

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