Richtfest in Montabaur
Größere Kita Himmelfeld bringt dringend nötige Plätze
Vom (Flach-)Dach der Kita Himmelfeld aus trug Zimmerergeselle Fynn Ludwig den Richtspruch vor, während unten Mitglieder der Kita-Leitung, des Elternausschusses, des Stadtrats und der Verwaltung sowie Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher und die Pfarrer Steffen Henrich und Ricarda Bosse lauschten. Zur Tradition gehört, dass Ludwig einen Schnaps trank und das Glas dann in glückbringende Scherben zerbrach.
Katrin Maue-Klaeser

Es werden Kinder die Kita Himmelfeld Richtung Schule verlassen, die nie im Haus oder Garten am Sonnenring gespielt haben. Zunächst sollte die Einrichtung nur saniert werden, jetzt wurde Richtfest für eine moderne, deutlich größere Kita gefeiert.

Mit dem Richtfest für die Kindertagesstätte Himmelfeld greife die Stadt Montabaur als Trägerin der Einrichtung und Bauherrin auf eine jahrhundertealte Tradition zurück, die vom Haus und allen, die dort ein- und ausgehen, Unglück fernhalten soll, betonte Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher. Die Ehre, den Richtspruch vorzutragen, hatte mit Fynn Ludwig der jüngste Geselle des für die Dachkonstruktion verantwortlichen Zimmererbetriebs Schlag und Pröbstl.

Neben den Baubetreuern und -begleitern seitens der Verbandsgemeinde, dem Architekten, Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche und einigen Stadtratsmitgliedern waren die Kita-Leitung und mehrere Mitglieder des Elternausschusses unter den Teilnehmern des Richtfests. Ihnen allen war die große Freude über den Baufortschritt und ein absehbares Ende der „Auslagerung“ von Kindern und Mitarbeitern ins Gesicht geschrieben.

Seit gut drei Jahren ist die Kita Himmelfeld in einer Containeranlage auf dem Caritas-Gelände an der Oderstraße untergebracht. Für die Eltern bedeutet das, zweimal täglich quer durch die Stadt fahren zu müssen.
Katrin Maue-Klaeser

Wobei die beiden Bauleiter der VG, Sascha Schmidt (Hochbau) und Viktor Wilhelm (technische Gebäudeausstattung), bezüglich der Fertigstellung der sanierten und erweiterten Kita die Erwartungen ein wenig dämpfen: „Viele Gewerke, die jetzt noch kommen, sind noch nicht beauftragt oder begonnen“, warnt Wilhelm. Andererseits sei das Interesse an einer möglichst raschen Fertigstellung allseits groß. Rund 20.000 Euro monatlich koste das Ausweichquartier auf dem Caritasgelände an der Oderstraße – enthalten sind die Miete für Container und Fläche sowie Parkplätze für die Mitarbeiter.

Der Elternausschuss und alle betroffenen Familien freuen sich vor allem darauf, dass mit der Rückkehr aufs Himmelfeld die Fahrten zur Interimskita ein Ende haben: „Ich war in drei Minuten zu Fuß hier, das ist etwas ganz anderes, als immer quer durch die Stadt fahren zu müssen“, sagt Jeannette Schwickert, Mitglied des Elternausschusses. Mary-Ann Hübinger ist es besonders wichtig, dass die Kinder nach der Rückkehr wieder viel mehr Platz und Spielmöglichkeiten haben, ihren Bewegungsdrang auszuleben: In der Oderstraße fehle insbesondere ein Turnraum.

„Für viele Mitarbeiter ist es die zweite Auslagerung.“
Kita-Leiterin Andrea Fuß erinnert an die Ausquartierung vor rund zehn Jahren, als der Anbau errichtet wurde.

Die Container an der Oderstraße verfügten lediglich über eine kleine Freifläche. Zugleich betonen die Mütter, dass sie sich über den Neubau freuen und darüber, „dass es jetzt vorangeht“, bestätigen auch Nicole Hofmann und Tanja Bauch anlässlich des Richtfests.

Kita-Leiterin Andrea Fuß hebt hervor, dass auch in den Containern frisch gekocht wird. Ihre Stellvertreterin Michelle Steden bekräftigt, dass die drei Sterne der „Ernährungs-Kita“ Bestand haben. Die Köchin sei wie die Erzieherinnen in die Planung der neuen Kita und vor allem deren Ausstattung einbezogen gewesen. „Für viele Mitarbeiter ist es die zweite Auslagerung“, erinnert Fuß, denn vor gut zehn Jahren waren Kinder und Betreuer schon einmal ausquartiert, als zur Erweiterung der Anbau hochgezogen wurde.

An der Notwendigkeit einer Aufstockung der Kita Himmelfeld ließ Architekt Konstantin Hartenstein von Beginn an keinen Zweifel. Nur durch ein zweites Geschoss ließe sich das erforderliche Raumkonzept realisieren, ohne dass es zulasten des ohnehin knapp bemessenen Außengeländes gehe.
Illustration Architekten Hartenstein

„Der Anbau ist von dieser Erweiterung jetzt unberührt“, schildert Architekt Konstantin Hartenstein. Die Grundfläche des Hauptgebäudes werde aber durch die Aufstockung um ein volles Geschoss verdoppelt. Ursprünglich war „nur“ die Sanierung der Kita wegen von unten ins Bauwerk eindringender Feuchtigkeit geplant. Noch während diese vorbereitet wurde, ergab sich die Notwendigkeit, in Montabaur zusätzliche Kita-Plätze zu schaffen. Allerdings habe das Vorhaben „in statischer Hinsicht mehr Arbeit verursacht als erwartet“, so Hartenstein: „Die Voruntersuchung und Sanierung der Decken war aufwendig.“

„Die Kita Himmelfeld erwies sich für eine Erweiterung als am geeignetsten“, erklärt Johanna Weyand, Sachgebietsleiterin der VG-Kita-Verwaltung. Zusammen mit der seit Kurzem ebenfalls in Erweiterung befindlichen Kita St. Martin werde der Bestand an Kita-Plätzen dann auch dem Bedarfsplan gerecht. Weyands Kollegin Svenja Haas weist auf den Instagram-Account der Kitaverwaltung @kitasstadtmontabaur und die Internetseite montabaur-live.de hin, auf denen sowohl für Familien als auch für Stelleninteressenten stets aktuelle Informationen zu finden seien.

Gesamtkosten von rund 7 Millionen Euro

Die Gesamtkosten für Sanierung und Erweiterung beziffert die Verwaltung auf rund 7 Millionen Euro. Eine Machbarkeitsstudie hatte gezeigt, dass ein Abriss und Neubau noch teurer gekommen wäre. Das Land unterstützt das Vorhaben mit Zuschüssen von 425.000 Euro, vom Westerwaldkreis liegt zwar noch kein Bewilligungsbescheid vor, doch die Bauherrin rechnet mit einer Beteiligung von 40 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten.

Von Montag an werden die neuen Fenster eingebaut, „dann kann auch drinnen ganz anders gearbeitet werden“, erklärt Bauleiter Sascha Schmidt die Bedeutung einer warmen Baustelle. Nicht nur Estrich oder Putz bedürfen für die Verarbeitung zweistelliger Plusgrade, auch Elektrokabel brauchen mindestens 12 Grad, sonst könnte die Kunststoffummantelung der Leitungen brechen, ergänzt Haustechniker Wilhelm. Die Rückkehr der Kinder sei eigentlich für den Beginn des neuen Kindergartenjahres nach den Sommerferien geplant gewesen, nun hoffen die Fachleute, dass es im Januar oder Februar 2026 so weit ist.

Wegen eines massiven Wasserschadens - Feuchtigkeit war aus dem Untergrund eingedrungen - musste das Erdgeschoss der Kita Himmelfeld saniert werden. Während der Arbeiten wurde die Erweiterung beschlossen.
Katrin Maue-Klaeser

Seit gut drei Jahren ist der Kita-Betrieb vom Himmelfeld auf das Caritas-Gelände ausgelagert. Manche Kinder werden ihre gesamte Kita-Zeit in dem Ausweichquartier verbringen. Sie selbst habe nur ein Jahr den Kindergarten besuchen können, schildert Stadtchefin Melanie Leicher, weil in ihrem Heimatort die Kita erst fertig wurde, als sie fünf Jahre alt war. Dennoch habe sie schöne Erinnerungen an diese Zeit, und es seien dort Freundschaften entstanden, die noch heute Bestand haben. Es sei wichtig, gute Bedingungen zu schaffen „für die wertvollsten Menschen, die wir haben: nämlich unsere Kinder“, schloss Leicher ihre Ansprache.

Die Tagesstätte in Zahlen

Die Kita Himmelfeld wurde 1994 gebaut und bereits 2014 einmal um einen großen Anbau erweitert. Momentan bietet die Einrichtung Platz für 110 Kinder von zehn Monaten bis zum Schuleintritt, nach der Erweiterung können 160 Sprösslinge dort aufgenommen werden, darunter zehn unter zwei Jahren. Damit wird die Kita Himmelfeld zur größten in städtischer Trägerschaft. Das Erdgeschoss wird um einen Essensraum von gut 100 Quadratmetern erweitert, insgesamt zählt die Kita nach der Baumaßnahme 780 Quadratmeter. Die Kita arbeitet laut Leiterin Andrea Fuß in teiloffenen Gruppen mit Bezugserziehern. Derzeit sind es – mit Bezug zum Himmelfeld – „Sonnenstrahlen“, „Silbermond“, „Sternschnuppen“, „Planeten-“, „Astronauten-“ und „Milchstraßengruppe“, zwei neue Gruppen werden hinzukommen. Zum Team zählen derzeit 22 pädagogische Fachkräfte einschließlich der Leitung, Praktikanten, fünf Hauswirtschaftskräfte und ein Hausmeister, teilt die Verwaltung mit. Mit der Erweiterung kommen 4,5 Stellen hinzu.

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