Aktuell, so bedauerte und gleichzeitig kritisierte Bürgermeisterin Gabriele Greis in ihrer Rede, sei der Klimaschutz in der öffentlichen Debatte „ein bisschen auf dem absteigenden Ast“. Bei der Europawahl vor wenigen Wochen habe eine Partei (gemeint war die AfD) viele Stimmen hinzugewonnen, die zuvor mit einem Ausbaustopp der Windkraft geworben habe. „Ein solcher Stopp jedoch hätte globale Abhängigkeiten Deutschlands in alle Richtungen zur Folge“, was nicht gewünscht sein könne, sagte Greis.
Sie plädiert stattdessen für eine dezentrale Energieversorgung, wie sie in früheren Zeiten, zum Beispiel durch Mühlen, üblich war. Es gehe hierbei nicht um weniger als den Erhalt der Lebensgrundlage für die Menschen der Zukunft. „Der Weg führt sonst in den Abgrund, wenn die, die es verhindern könnten, nicht tun“, sieht sie sich in ihrer Funktion als Bürgermeisterin zusammen mit den Gemeinden und Bürgern in der Pflicht. Dass Klimaschutz zudem auch noch Spaß mache, dafür liefere der Aktionstag genug Beweise.
Hering: Ein Familientreffen von Überzeugten
Der heimische SPD-Landtagsabgeordnete und rheinland-pfälzische Landtagspräsident Hendrik Hering sieht die VG Hachenburg seit Jahren in einer Vorreiterrolle beim Klimaschutz. Der Messetag, für den er den Verantwortlichen dankte, sei wie ein Familientreffen von Überzeugten. Doch wie Greis sieht auch Hering in der Bevölkerung einen Wendepunkt hinsichtlich der Stimmung erreicht: Die Politik müsse sich kritisch hinterfragen, wie sie die Bürger für den Klimaschutz motivieren könne. Dabei sei eine solche Veranstaltung sicherlich hilfreich, weil sie dem Publikum vermittle, wie faszinierend unsere Natur sei, für deren Erhalt sich ein Engagement lohne.
Es geht darum, die Lebensgrundlage für die Menschen der Zukunft zu sichern.
Gabriele Greis, Bürgermeisterin der VG Hachenburg
Dass man die Bürger selbst zu Akteuren einer dezentralen, regenerativen Energieversorgung machen müsse, davon ist Michael Hauer, Staatssekretär im Landesumweltministerium, überzeugt. Eine entscheidende Rolle komme dabei den Kommunen zu. Durch eine Debatte über den Klimaschutz werde die Demokratie gestärkt statt, wie von vielen unterstellt, geschwächt. Allerdings dürfe die Politik den Leuten nicht vorschreiben, was sie tun müssten, sondern man müsse den Wandel gemeinsam gestalten.
Doch ginge dies nicht zum Nulltarif. Aber es müsse darum gehen, die Wertschöpfungsketten der erneuerbaren Energien in der Region zu halten, statt beispielsweise nach Russland abzuführen. Unterstützung dafür liefere das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (Kipki) des Landes. Für 17 Maßnahmen (von Bürgern, Ortsgemeinden und Verbandsgemeinde) erhält die VG Hachenburg 711.000 Euro aus diesem Förderprogramm. Den offiziellen Bescheid dazu überreichte Hauer beim Aktionstag an Bürgermeisterin Greis (wir berichteten bereits). Vor allem für junge Menschen müsse Klimaschutz erlebbar gemacht werden.
Aussteller liefern lebendige Beispiele
Lebendige Beispiele lieferten mit ihren Ständen beim Aktionstag Vereine, private Initiativen, Unternehmen und Institutionen, die sich unter anderem auf die Bereiche Landwirtschaft, Verkehr, Wärme- und Stromversorgung sowie Forstwirtschaft bezogen. Austauschmöglichkeiten bestanden ebenso bei den Vorträgen von Christoph Zeis (Geschäftsführer Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe) zum Thema „Klimaneutrales Heizen“, Monika Runkel (Leiterin Forstamt Hachenburg) zum Thema „Ökologische Wiederbewaldung statt Aufforstung“, Markus Mann (Geschäftsführer Mann Naturenergie) zum Thema „Lokale Beteiligungsmöglichkeiten an der Energiewende) und Siegmar Seidel (Ruanda-Zentrum Universität Koblenz) zum Thema „Klimaschutz: Global denken – lokal handeln“.