Vor allem Kunden, die im Grenzgebiet zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen wohnen, dürften sich beim Durchblättern der Angebotsprospekte schon einmal die Augen gerieben haben: Dasselbe Produkt wird in zwei Filialen derselben Marktkette zu zwei verschiedenen Preisen angeboten, obwohl beide Filialen nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen.
Deutlich wird das Phänomen anhand eines Beispiels mit Kaufland: Während im Prospekt der Filiale in Heiligenroth vom 19. bis 25. Oktober eine Packung Buttertoast der Marke Harry für 1,33 Euro angeboten wird, kostet das gleiche Produkt bei Kaufland in Limburg 1,11 Euro. Oder auch eine Packung Paranusskerne der Kaufland-Eigenmarke: in Heiligenroth im Angebot für 1,99 Euro, in Limburg für 1,79 Euro.
Doch wie kann es sein, dass dieselben Produkte in einem Markt teurer, im anderen günstiger angeboten werden?
Preise sind abhängig von der lokalen Marktsituation
Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Kaufland die Situation wie folgt: „Wir bieten unseren Kunden eine große Auswahl an Lebensmitteln und alles für den täglichen Bedarf zu niedrigen Preisen. Dabei hat ein großer Teil unseres Sortiments überregional einheitliche Preise. Die Preisgestaltung orientiert sich unter anderem an der jeweiligen lokalen Marktsituation, aber auch an Angebot und Nachfrage. Daher kann es an einzelnen Standorten, unabhängig von der Region oder dem Bundesland, zu Preisunterschieden kommen.“ Weiter heißt es: „Die von Ihnen genannten Preisunterschiede sind nicht spezifisch für diese Filiale, sondern können aufgrund der jeweiligen lokalen Marktsituationen auch für andere Standorte unserer bundesweit 770 Filialen zutreffen.“
Bedeutet: Die Preise in den jeweiligen Filialen bestimmen sich vor allem durch den Wettbewerb mit anderen Märkten am jeweiligen Standort. „Je größer der Wettbewerb an einem Standort, desto niedriger sind die Preise für bestimmte Produkte tendenziell“, erklärt Andrea Steinbach, Pressesprecherin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, und ergänzt: „Die Anbieter vergleichen sich mit den Mitkonkurrenten vor Ort und versuchen, sich gegenseitig zu unterbieten.“ Somit könne es dann eben in manchen Regionen zu unterschiedlichen Produktpreisen innerhalb einer Marktkette kommen, obwohl zwei Filialen nur wenige Kilometer voneinander entfernt liegen. „Es gibt keine rechtliche Vorgabe für einheitliche Preise“, betont Steinbach.
Auch andere Supermarkt-Ketten betroffen
Umstände, die auch auf die Edeka-Filialen in der Region zutreffen: „Edeka ist ein genossenschaftlicher Verbund, der von rund 3600 selbstständigen Kaufleuten und sieben regionalen Großhandlungen getragen wird“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens. Während beispielsweise Montabaur zu Edeka Rhein-Ruhr zählt, gehört Koblenz zu Edeka Südwest und Limburg zu Edeka Hessenring. Darüber hinaus obliege die Preisgestaltung den selbstständigen Kaufleuten, die ihre Märkte und Werbemittel eigenständig betreiben und gestalten. „Von daher können die Prospekte von Region zu Region variieren“, heißt es.
Ähnliches gilt auch für Rewe: „Auch Rewe ist eine Genossenschaft. Insofern arbeiten auch wir mit selbstständigen Kaufleuten zusammen“, sagt ein Unternehmenssprecher und betont: „Es kann natürlich bei Einzelartikeln immer mal vorkommen, dass der ein oder andere Kaufmann aufgrund des Standortes sich preislich anders positioniert als der Kollege in anderen Gemeinden. Das ist aber nicht die Regel und auf Einzelfälle beschränkt.“
Etwas anders sieht das bei Aldi Süd aus: „Wir bieten in unserem gesamten Gebiet die gleichen Prospekte an“, sagt eine Sprecherin von Aldi Süd. Bedeutet: In den knapp 2000 Aldi-Süd-Filialen von Rheinland-Pfalz bis Bayern herrschen die gleichen Preise für die gleichen Produkte. Eine Anfrage bei anderen Discountern und Supermärkten wie Penny oder Lidl blieb unbeantwortet.