Zehn Sänger und Pianist wurden in Höhn mit Beifallsstürmen gefeiert - Gekonnte Moderation war das i-Tüpfelchen auf die Interpretationen
Gesang von Lichörchen geht runter wie Sahne: Was diese Musik so frisch und gut macht
Der Gesang von Lichörchen und das schwungvolle Klavierspiel von Niklas Schüßler sind ansteckend. In der katholischen Kirche von Höhn wurde das Ensemble, das sich 2011 gründete, mit Begeisterungsstürmen empfangen und am Ende ebenso gefeiert.
Röder-Moldenhauer

Das Ensemble Lichörchen hat sich in der Region einen so guten Namen gemacht, dass selbst die große katholische Kirche von Höhn nicht ausreichte, um allen Menschen einen Platz zu bieten, die das Neujahrskonzert hören wollten. So wurden eifrig Stühle nachgestellt, ja einige Besucher nahmen sogar auf Stufen im Altarraum Platz, ehe das Licht im Kircheninneren erlosch und der Blick frei wurde auf den herrlich warm mit vielen Kerzen illuminierten Raum. Stürmisch wurde schon der Einzug der zehn Sänger und Sängerinnen aus dem oberen Westerwald samt ihres einfühlsamen Pianisten Niklas Schüßler gefeiert – eine Stimmung, die durch das gesamte Konzert trug und sich von Vortrag zu Vortrag bis hin zu stehenden Beifallsstürmen steigerte.

Was ist es, was diese Sänger und Sängerinnen so besonders macht, dass sie „Massen“ zu bewegen vermögen, am Sonntagnachmittag das traute Heim zu verlassen, sich aufmachen, um ihrem Gesang zu lauschen? Alle Musiker verfügen über Chor-, Band- oder Dirigiererfahrung, und alle brennen ganz offenbar für die Musik. Das Repertoire von Lichörchen lässt sich nicht auf eine Richtung festlegen, wohl aber auf eine Intention: Gesungen wird, was Spaß macht, den Sängern selbst – und den Zuhörern. Und das mit einer solchen Klasse, dass Hunderte von Zuhörern gebannt lauschen und man die sprichwörtliche Stecknadel hätte auf den Boden fallen hören können. Denn keiner wollte sich die Freude entgehen lassen, die interessanten und oft schwierigen Arrangements und Interpretationen der Stücke bis in die letzte Feinheit verfolgen zu können. Oder etwas von den griffigen Moderationen von Florian Striedter und Thomas Zimmermann zu verpassen, die zu jedem Programmpunkt Hintergrundwissen vermittelten und so nachvollziehbar machten, was den Songs auch von der Entstehungsgeschichte her ihre Originalität vermittelt. Kaum zu glauben ist, dass Lichörchen ohne Dirigent arbeitet. Wie gut das Ensemble aufeinander eingespielt ist, zeigte sich auch darin, wie aufmerksam die Sänger sich beim Auftritt in den Augen behielten. Für die Frische des Vortrags spricht, dass da ganz oft ein Lächeln über die Gesichter der Akteure huschte, sie mit strahlenden Augen miteinander agierten, ohne dass ein Einzelner sich da in den Vordergrund spielte.

Eröffnet wurde das Konzert schwungvoll und betont rhythmisch mit „Baba Yetu“ und damit schon einmal der Bogen weit in die Welt hinein geschlagen, ist der Text von Baba Yetu doch das Vater Unser in der Sprache Swahili. Im Programm folgten bekannte Hits von Nena (Wunder geschehn), es gab Ausflüge in die Welt des Musicals (unter anderem Hail Holy Queen – Sister Acts, Circle of Life – König der Löwen), aber ebenso ganz wunderbar strahlend interpretierte Advents- und Weihnachtslieder wie Maria durch ein Dornwald ging und John Rutters Weihnachtswiegenlied. Da jubelten die Engel glockenrein in Angels Carol (John Rutter) und das Publikum schwelgte träumend bei „A Million Dreams“ mit.

Besondere Momente waren auch der Auftritt von Kerstin Schüler und Thomas Zimmermann mit „Mein Ziel“ sowie die Interpretation von Billy Joels „And so it goes“ durch die vier Sänger. Da hätte man die Interpretation des Megahits „So soll es bleiben“ ruhig wörtlich nehmen mögen und dem Ensemble am liebsten noch lange zugehört, das umwerfend „Don't stop me now“ (Freddie Mercury) und schließlich „Music“ von John Miles anstimmte. Lichörchen hatte ein Einsehen mit dem frenetisch klatschenden Publikum und gönnte ihm mit „Afrika“ noch eine fulminante Zugabe.

Wer Lust bekommen hat, dieses klasse Ensemble selbst einmal zu erleben: Am Sonntag, 26. Januar, ist Lichörchen ab 17 Uhr mit diesem Konzertprogramm in der evangelischen Kirche in Wirges zu hören. Der Eintritt ist frei, die Gruppe bittet jedoch um eine Spende für das Hospiz St. Thomas in Dernbach.

Von unserer Reporterin Angela Baumeier

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