Ausstellung in Hachenburg
„Gebogene Bücher“ verbinden Literatur und Kunst
Der Alpenroder Künstler Manfred Wendel zeigte unter dem Motto "Gebogene Bücher" 26 seiner filigranen Drahtobjekte und gestaltete somit die letzte Vernissage vor der Schließung der Hähnelschen Galerie.
Julia Hilgeroth-Buchner

Zum Abschied von der Galerie der Hähnelschen Buchhandlung in Hachenburg gibt’s in den Räumen noch einmal eine ganz besondere Ausstellung.

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Mit Abschieden ist es so eine Sache: Wehmütig können sie sein, traurig, aber auch geprägt von der Hoffnung auf ein Wiedersehen. Die allerletzte Veranstaltung in der Galerie der Hähnelschen Buchhandlung in Hachenburg hatte ein bisschen von allem, sie war aber in erster Linie ein kleines, feines Fest zu Ehren der schönen Fachwerkräume, die nach 37 Jahren voller Ausstellungen, Lesungen und anderer Events zum Jahresende für immer geschlossen werden.

Und es wären nicht die Buchhändler Annette und Thomas Pagel, wenn sie dieses Finale nicht auf besondere Weise gestaltet hätten. Der Alpenroder Künstler Manfred Wendel war es, der den Abend mit seinen Drahtobjekten für alle Wegbegleiter und für Kunstfreunde aus der ganzen Region veredelte. Eine glückliche Wahl, wie sich bald herausstellte.

Bei Musik, Wein und Snacks wird geswingt

Zunächst jedoch begrüßte Thomas Pagel die Besucher. „Ich freue mich sehr, dass Sie noch einmal so zahlreich zu einer Veranstaltung in der Hähnelschen Galerie erschienen sind“, sagte er und moderierte das Trio „The Morbidels“ mit Steffen Graf, Joachim Balzer und Günther Röser an – entspannte Musiker und Freunde des Hauses, die im Verlauf des Abends eine schön ausbalancierte Melange aus Pop, Rock, Rockabilly und Folk präsentierten. Das hob die Laune im Publikum erheblich, und man swingte bei Wein und Snacks gerne mit.

Gute Laune: "The Morbidels" mit Steffen Graf, Joachim Balzer und Günther Röser (von links) hatten großartige Arrangements aus Rock, Pop, Rockabilly und Folk im Gepäck.
Julia Hilgeroth-Buchner

Thomas Pagel erinnerte noch einmal an die Veranstaltungen in den Galerieräumen, die auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr fortgesetzt werden können. Der Bücherprofi bat das Publikum zugleich, beim Dementieren von umhergeisternden Gerüchten mitzuhelfen: „Wir schließen nicht die Buchhandlung, sondern nur die Galerie. Es wird auch weiterhin Lesungen geben, aber nicht hier. Das Haus haben wir verkauft, wir bleiben aber Mieter des Ladens.“ Dann begrüßte Pagel den Ehrengast Manfred Wendel zum launigen „Künstlergespräch“. Als dieser den biografischen Weg in sein Arbeiten mit Draht und Papier schilderte, ereignete sich etwas Berührendes. Die 26 filigranen Objekte im Raum, die sich bis dahin wie stille Besucher „unters Volk“ gemischt hatten, entwickelten plötzlich eine Eigendynamik und begannen, aus ihrem individuellen Wesen heraus zu „strahlen“.

Beim Drahtbiegen das Faible für Hörbücher zum Ausdruck gebracht

Während Manfred Wendel über die Wahl seiner Materialien, seine „Flurstücke“ für den Außenbereich und deren Einwachsen in die Landschaft sprach, rückten die umgebenden Ausstellungsstücke immer mehr in den Fokus, wurden von den Besuchern mit steigendem Interesse studiert und mit Staunen und Bewunderung bedacht. Der Umstand, dass sich die Objekte unter dem Motto „Gebogene Bücher“ zusammenfanden, sorgte für zusätzliche Faszination.

„Je reduzierter eine Arbeit ist, desto weniger fachliche und inhaltliche Fehler darf ich aber auch machen.“
Manfred Wendel

Manfred Wendel hatte nämlich im Rahmen einer anderen Werkschau erkannt, dass sich seine Drahtmodelle sehr gut mit Wortkunst koppeln lassen, weshalb er sein Faible für Hörbücher in sein Schaffen einfließen ließ. Im Interview mit unserer Zeitung beschrieb der Künstler humorvoll, wie er das Drahtbiegen mit dem Geschichtenhören verbindet. Je nach Handlung habe er sofort ein Bild im Kopf, manchmal müsse er aber auch „umbiegen“, wenn er beispielsweise einer Person im Buch nicht ganz gerecht geworden sei.

Leicht und luftig wirkten diese Objekte von Manfred Wendel, die allerdings nur einen kleinen Teil seiner Werkschau in der Hähnelschen Galerie bildeten.
Julia Hilgeroth-Buchner

Manfred Wendel „gestand“ auch, dass er seine kleinen Exponate besonders gerne mag. „Die Handgroßen sind mir am liebsten“, sagte er. „Je reduzierter eine Arbeit ist, desto weniger fachliche und inhaltliche Fehler darf ich aber auch machen.“ Wenig verwunderlich, denn einige Exponate bestehen nur aus zwei sorgsam geführten Drähten und gewähren Interpretationsspielraum, wohingegen andere dichte Netzwerke bilden und im Auge des Betrachters zu einer gewissen Gegenständlichkeit führen.

Mit Kunstwerken den Bogen zu den Gastgebern geschlagen

Die Besucher jedenfalls genossen es, die Drahtarbeiten mit den literarischen Vorlagen zu vergleichen, wobei letztere einmal mehr die Verbindung zu den Eheleuten Pagel und ihrer Leidenschaft für Bücher herstellten. Wenn die Ausstellung am 28. Dezember endet, dann sind die finalen Galeriewochen wirklich würdig genutzt worden. Und jedem neuen Anfang wohnt ja bekanntlich ein Zauber inne.

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