Montabaur
FWG stellt Montabaurs neue Stadtbürgermeisterin: Melanie Leicher gewinnt die Wahl
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Melanie Leicher (mitte) wurde zur neuen Stadtbürgermeisterin in Montabaur gewählt. Vorgängerin Gabi Wieland (rechts) und VG-Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich gratulieren.
Marco Leicher

Die neue Stadtbürgermeisterin von Montabaur ist gewählt. Ein knappes Rennen um das Amt von Gabi Wieland (CDU), die nicht wieder kandidierte, ist entschieden – mit einem für manchen überraschenden Ausgang.

Denn die neue Montabaurer Stadtchefin ist keine Christdemokratin. FWG-Kandidatin Melanie Leicher hat die Wahl mit einem Vorsprung von 386 Stimmen gewonnen, so das vorläufige Ergebnis, das erst um 22.49 Uhr auf der Seite des Landeswahlleiters erscheint. Dann ist endlich auch der letzte Stimmbezirk ausgezählt – ausgerechnet die Ergebnisse aus dem kleinen Stadtteil Bladernheim, die sonst unter den ersten sind, ließen lang auf sich warten. Mutmaßlich wegen technischer Probleme bei der digitalen Eingabe und Übermittlung der Stimmen zum Landeswahlleiter.

Stundenlang lag Görg vorne

Stundenlang sah es aus, als würde CDU-Kandidatin Susanne Görg die Wahl für sich entscheiden. Die ersten ausgezählten Urnen- und Briefwahlbezirke brachten leichte Schwankungen, für Görg indes immer oberhalb der 50-Prozent-Marke. Das erste Ergebnis aus dem Wahllokal in der Stadthalle zeigte für die Christdemokratin 52,9 Prozent, der anschließende Briefwahlbezirk brachte sie auf 53 Prozent, als 11 von 21 Stimmbezirken ausgezählt waren, kletterte die Säule auf 53,3 Prozent. Bis sich das Blatt mit dem Ergebnis Horressen/Waldschule nachhaltig wendete: 24,3 Prozent der Stimmen gingen dort nur an Görg, erstmals lag ihr Gesamtergebnis mit 47,7 Prozent unter dem von Leicher.

Letzte Bezirke brachten keinen Umschwung

Tatsächlich wendet Susanne Görg sich schon an ihre Freunde, bevor die Ergebnisse der letzten zwei Stimmbezirke – neben Bladernheim auch Horressen/katholisches Pfarrheim – online sind. Aus Horressen rechnet Görg nicht mit einem positiven Votum, und Bladernheim hat gerade einmal 120 Wahlberechtigte, sodass selbst eine Abstimmung zugunsten der CDU-Kandidatin das Ruder nicht mehr herumgerissen hätte. Tatsächlich haben 75,4 Prozent der Horresser für Melanie Leicher gestimmt, und auch in Bladernheim sprach sich eine, wenngleich deutlich kleinere, Mehrheit von 52,4 Prozent für die FWG-Bewerberin aus.

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CDU-Kandidatin Susanne Görg (Mitte) wartet mit ihrem Mann Andreas und der amtierenden Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland auf erste Auszählungsergebnisse.
Katrin Maue-Klaeser

52,9 Prozent der Stimmen hat Leicher insgesamt auf sich vereinigen können, 47,1 Prozent sind es für Susanne Görg (CDU). Die Wahlbeteiligung lag bei 62 Prozent. Von 11.240 Wahlberechtigten haben 6967 gewählt, 307 Stimmen (4,4 Prozent) waren ungültig.

Horresser stehen zu drei Vierteln hinter Leicher

Während die Ergebnisse mancher Stimmbezirke absehbar waren, boten andere Überraschungen. So war zu erwarten, dass Melanie Leicher im Stadtteil Horressen, wo sie mit ihrer Familie lebt und seit zehn Jahren stellvertretende Ortsvorsteherin ist, die Mehrheit der Wähler auf ihrer Seite hat. Dass aber auch in Susanne Görgs Heimatstadtteil Elgendorf die Mehrheit der Wähler für Leicher votieren würde, damit hatte zumindest in Görgs Umfeld niemand gerechnet: 57,5 Prozent der Elgendorfer setzen ihr Vertrauen in die Kandidatin aus Horressen. Vielleicht zeigten sich hierin die alten Vorbehalte in den Stadtteilen gegen die „Kernstadtpolitik“, die gerade in Horressen und Elgendorf verwurzelt zu sein scheinen und sich möglicherweise eher gegen die Kandidatin der langjährigen Mehrheitsfraktion im Stadtrat richten.

Dass es greifbar war, wussten wir alle – dass es auch misslingen kann, war uns auch allen bewusst.

Melanie Leicher hatte das Ziel stets vor Augen.

Melanie Leicher jedenfalls wartet mit dem Anstoßen auf ihren Wahlsieg, bis auch der letzte Stimmbezirk ausgezählt und ein vorläufiges Ergebnis veröffentlicht ist. Sie habe das Ziel, Stadtbürgermeisterin zu werden, immer vor Augen gehabt, betont sie, und daher schon damit gerechnet, zu gewinnen: „Dass es greifbar war, wussten wir alle – dass es auch misslingen kann, war uns auch allen bewusst“, sagt die 54-Jährige. Sie habe deswegen auch ein paar Kerzen am Heilborn angezündet. Was auch immer den Ausschlag gegeben hat, sie feiert privat mit ihrer Familie, dann stehen Gabi Wieland und VG-Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich mit Blumen vor Leichers Tür, um zu gratulieren. Ortsvorsteher Guido Fuchs (FWG), der sich nicht mehr zur Wahl stellte, stattet Leicher ihrerseits noch am Abend einen kurzen Besuch ab, auch Nachbarn beglückwünschen sie zur Wahl.

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Betroffene Gesichter: Susanne Görg wartet die Ergebnisse letzten Stimmbezirke nicht ab, sondern wendet sich als unterlegene Bewerberin mit einer emotionalen Ansprache an ihre Gäste, denen sie - allen voran ihrem Mann - für die Unterstützung dankt.
Katrin Maue-Klaeser

CDU-Kandidatin Susanne Görg ist traurig, wie sie ihren versammelten Freunden gesteht, aber: „Es war eine tolle Reise.“ Die Enttäuschung sitze tief, doch sie hoffe, aus der Stadtratsfraktion heraus weiter für Montabaur arbeiten zu können. Ganz besonders bedankt sie sich bei ihrem Mann, der von Sekunde eins an gesagt habe: Ja, mach es, und ihren Söhnen, die sie ebenfalls tatkräftig unterstützt hätten. Auch ihren (Partei-)Freunden dankt Görg für Rückhalt und Hilfe im Wahlkampf. Obwohl sie merklich berührt ist, lässt sie den Kopf nicht hängen, scherzt, das Leben gehe weiter. Melanie Leicher sendet sie Glückwünsche per Telefon, eine Geste des Respekts, die Leicher zu schätzen weiß.

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