Mit einer Pilotveranstaltung in Hachenburg hat der Fußballverband Rheinland in dieser Woche ein neues Projekt an den Start gebracht: das Grundschulfestival. Weit mehr als 300 Kinder aus der Verbandsgemeinde waren dabei am Start. Vor Ort ausgerichtet wurde das Festival federführend von der Realschule plus/Fachoberschule Hachenburger Löwe mit Unterstützung zahlreicher heimischer Fußballvereine. Wir haben mit Schulleiter Jörg Müller, der zugleich Vizepräsident für den Bereich Qualifizierung im Fußballverband Rheinland ist, über die Aktion gesprochen.
Welche gesellschaftliche Relevanz hat der Fußball – neben seiner rein sportlichen – aus Ihrer Sicht?
Sport verbindet. Insbesondere der Fußball hat einfache Regeln und kann nahezu überall mit wenig Materialaufwand gespielt werden. „Das Runde muss ins Eckige“ wird über Sprach- und Altersgrenzen verstanden. Das macht den Fußball so attraktiv und hat eine hohe integrative Wirkung: Egal, ob sprachliche Barrieren, körperliche oder geschlechtliche Unterschiede vorliegen, ein Zusammenspiel ist immer möglich.

Warum ein solches Fußballfest?
Die Frauen-EM 2025 startet im Sommer. Gleichzeitig wechseln die Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen aller Förder- und Grundschulen im Sommer die Schule. Etliche gehen dabei auch auf unsere Schule, die RS+/FOS Hachenburger Löwe. Ziel ist es, mit den Festivals an den Grundschulen Spaß an der Bewegung und das auch im schulischen Umfeld zu erzeugen. Wenn man darüber hinaus schon neue Klassenkameraden oder Kinder weiterer Schulen sowie anderer Schularten kennenlernt, wächst man zusammen und die Toleranz untereinander kann wachsen.
Findet dieses Fest anstelle der Bundesjugendspiele für die Grundschüler statt?
Nein, absolut nicht. Die Bundesjugendspiele oder die Schulwettkämpfe anderer Sportarten werden in keiner Weise beeinflusst. Hier geht es ja auch nicht um den sportlichen Vergleich der Schulen oder einzelner Sportlerinnen oder Sportler, sondern alleine um den Wunsch, Kinder in Bewegung zu bringen und bei diesem Festival ergänzend, sich auch schulübergreifend zu bewegen. Aus diesem Grund haben wir auch ortsansässige Vereine gebeten, sich zu beteiligen. Als Beispiele sind der TuS Hachenburg und auch die Kufensportler genannt.
Wie kam es dazu, dass Ihre Schule in Hachenburg die Pilotveranstaltung dieser neuen Reihe im Fußballverband Rheinland ausgerichtet hat? Hängt das mit Ihrer „Doppelfunktion“ zusammen?
Das Grundschulfestival wurde im Westdeutschen Fußballverband bereits 2024 im Rahmen der Männer-EM 2024 durchgeführt. Über 26.000 Kinder haben daran teilgenommen. Dieser Erfolgsgeschichte wollte sich der FV Rheinland anschließen, und wir haben nun gemeinsam mit den anderen Landesverbänden die Broschüre für das Festival 2025 erstellt. Hier ist sicher die Funktion im Fußballverband Rheinland und das damit verbundene Netzwerk sehr hilfreich, da durch kurze Wege und Kenntnis der Ansprechpartner die Organisation sehr verkürzt und vereinfacht wird. Als Klassenleiter einer 8. Klasse, die gerne das Festival unterstützen wollten, stand zudem ein super Helferpool zur Verfügung.
Wird das Fest in Ihrer Schule sowie in den teilnehmenden Grund- und Förderschulen vor- oder/und nachbereitet – etwa auch im Hinblick auf die anstehende Frauen-EM?
Das Pilot-Grundschulfestival wird medial begleitet und soll sowohl inhaltlich als auch auf seinen Erfolg hin evaluiert werden. Was war gut umsetzbar, was kann verbessert werden, und was ging an den Bedürfnissen der Kinder vorbei? Im Vorfeld haben wir uns in zwei Treffen mit den Schulleitungen und den teilnehmenden Vereinsvertretern Gedanken gemacht, was wir anbieten wollen. Wir hoffen nun, dass auch die Kinder an der Bewegung Spaß haben und die Angebote des Festivals und der Vereinsvertreter annehmen werden.

Warum ist Sport für Schüler wichtig? Gibt es, Ihrer Einschätzung nach, ausreichend sportliche Angebote an den Schulen?
Wir im Westerwald haben noch Glück. Die Verbandsgemeinde Hachenburg und auch der Westerwaldkreis bieten unseren Schülerinnen und Schülern hervorragende Sportstätten. Etwas kritischer sieht es an manchen Schulen allerdings mit dem Sportunterricht durch ausgebildete Sportlehrkräfte aus. Hier muss leider manchmal fachfremd unterrichtet werden. Schwerer wird es noch im Ganztagsbereich. Wenn die Vereine den Schulen hier nicht helfen würden, wäre das Bewegungsangebot sicherlich nicht so hoch. Hier wäre es schön, wenn weitere Vereine die Schulen unterstützen würden.
Ist geplant, dass sich der Fußballverband mit seinen Mitgliedsvereinen künftig noch stärker in den Schulen (insbesondere im Ganztagsbetrieb) engagiert?
Der Fußballverband Rheinland hat das in Deutschland einzigartige Projekt „Fußball macht Schule“ ins Leben gerufen. Nahezu 100 AGs werden im Ganztagsbereich organisiert. Auch mit unseren Vereinen aus dem Umfeld der Schulen kann man sehen, wie gute Kooperationen aussehen können. Die JSG Müschenbach beispielsweise stellt für das Festival alle Geräte, Tore und Bälle bereit. Dies ist ein Musterbeispiel für eine wirklich gelungene Zusammenarbeit. Beide Seiten, Schule und Vereine, profitieren voneinander und haben zudem noch Spaß an der Zusammenarbeit. Sollten Schulen und Vereine in diesem Zusammenhang einen Ansprechpartner benötigen, so kann der Kontakt zu Marcel Mohr vom Fußballverband Rheinland (marcel.mohr@fv-rheinland.de) gesucht werden.

Erhofft sich der Verband durch das Grundschulfest auch wiederum mehr Zulauf von Kindern in den Sportvereinen?
Das wäre neben dem primären Ziel, zunächst während des Festivals Spaß miteinander zu haben, eine super Begleiterscheinung. Aus diesem Grund werden ja auch die Vereine aktiviert und gefragt, bei dem Festival mitzuwirken. Beim Hachenburger Festival ist das durch glückliche Zufälle nicht nur rein fußballorientiert gelungen, da Kufensport und die Leichtathletik auch am Start sind. Egal welcher Verein von Vereinseintritten profitiert, gewonnen haben immer die Kinder.
Habe ich das richtig verstanden, dass eine Klasse Ihrer Schule das Festival zusammen mit heimischen Vereinen vorbereitet und durchführt? Heißt: Die Älteren machen also etwas für Jüngere?
Die Mithilfe der Vereine und der Klasse 8 hatte ich schon angesprochen. Darüber hinaus haben auch Schülerinnen und Schüler aus der Klassenstufe 12 geholfen. Da unser Festival mit circa 350 Teilnehmenden aus sieben Schulen stattfindet, haben wir auch Schülerlotsen und ein Erste Hilfe-Team benötigt. Dabei sind wahrlich nicht alle fußballbegeistert. Aber: Sie hatten spontan Lust zu helfen. Ob da der ausfallende Unterricht auch eine Rolle gespielt hat, müssten die Helfer selbst beantworten. Ein Zuwachs an Sozialkompetenz bekommen die Schülerinnen und Schüler durch solche Aktionen aber auf jeden Fall.
Weitere Infos unter: https://www.fv-rheinland.de/grundschulfestival