Freiwillige renovieren Gemeindewohnung und richten sie mit Möbelspenden ein
Für Flüchtlinge: Moschheimer renovieren eine Gemeindewohnung
Insgesamt 29 Freiwillige halfen bei der Renovierung und Einrichtung der gemeindeeigenen Räume im ehemaligen Schulhaus in Moschheim mit, darunter auch (von links) Bernd Normann, Bernhard Herz, Franz-Georg Hehl, Franz-Josef Weis, Dominic Völker und Gaby Conradi. Foto: Maja Wagener
Maja Wagener

Moschheim. Die Räume blitzen und blinken, erstrahlen in hellem Weiß und warten nur noch auf den Einzug der Menschen, für die sie gedacht sind: In knapp zwei Wochen haben engagierte Moschheimer aus einer heruntergekommenen Wohnung in der ehemaligen Schule ein Heim für ukrainische Flüchtlinge gemacht – inklusive Renovierung und Einrichtung mit hochwertigen Sachspenden.

Insgesamt 29 Freiwillige halfen bei der Renovierung und Einrichtung der gemeindeeigenen Räume im ehemaligen Schulhaus in Moschheim mit, darunter auch (von links) Bernd Normann, Bernhard Herz, Franz-Georg Hehl, Franz-Josef Weis, Dominic Völker und Gaby Conradi. Foto: Maja Wagener
Maja Wagener

„So sah das hier vorher aus“, erklären Gaby Conradi und Dominic Völker, während sie die alte Treppe in den ersten Stock des Gemeindegebäudes gehen, und zeigen auf die vergilbten Tapeten. Die seien in den Wohnräumen mit Wachsmalstiften bemalt gewesen, die Türzargen zum Teil herausgebrochen, berichten die Moschheimer Gemeinderatsmitglieder.

Die Wohnung mit drei Schlafräumen, Wohnzimmer, Küche und Bad gehört zum Kindergartenkomplex in Moschheim. Gebaut wurde das Haus 1952, erinnert sich Kerstin Schwaluk. Bis in die 80er Jahre habe hier der Lehrer gewohnt. Danach wären Kosovo-Albaner und syrische Flüchtlinge untergebracht gewesen, bevor die Wohnung einige Jahre leer gestanden hätte, erzählen sie weiter.

Oben angekommen bietet sich ein anderes Bild: Die Wände sind neu tapeziert und gestrichen, der Boden zum Teil mit Teppich verlegt, die Räume eingerichtet und sogar erste Osterdeko aufgestellt. In der Küche sind moderne Möbel aufgebaut, die gut zu dem beigefarbenen Einbauschrank passen. Die hat Völker gebraucht erstanden, abgeholt und hier wieder aufgebaut. Den Kaufpreis hat er aus eigener Tasche finanziert.

„Wir könnten hier selbst einziehen, so schön ist es.“

Gemeinderatsmitglied Gaby Conradi freut sich über das schöne Ergebnis der Aktion.

Überhaupt sei die Spendenbereitschaft sehr groß, freut sich Gaby Conradi. „Die Leute wollen helfen“, weiß sie. Die 71-Jährige koordiniert das Projekt. Mehr als 3000 Euro Geldspenden seien zusammengekommen, davon allein 500 Euro von der Frauengemeinschaft. Moschheimer Firmen hätten sogar Neuware wie Möbel, neue Matratzen und Renovierungsmaterial gestiftet.

Im Gemeinderat war kurz nach Ausbruch des Krieges die Idee entstanden, die leere Wohnung zu nutzen, um Menschen aus der Ukraine ein sicheres Heim zu bieten. „Wir haben viele Handwerker im Gemeinderat“, erklärt Dominic Völker die Initialzündung. Bereits am nächsten Tag war die Zusage der Gemeinde da, und die Arbeiten gingen los: Ein Flyer wurde in Moschheim verteilt, Spenden gesammelt und mit der Renovierung der Wohnung begonnen. Jeden Tag arbeiteten viele Freiwillige in der Wohnung. Überall war Leben, viele Helfende liefen und riefen durcheinander, ausgestattet mit Pinsel, Farbe und Teppichmesser. Die Energie war greifbar, doch das Chaos hatte Methode.

Zum einen verstehen sich die Helfer ohne große Worte – eine schöne Erfahrung für den Gemeinderat: „Das geht so Hand in Hand, ganz schnell“, beschreibt Gaby Conradi das Miteinander. Zum anderen hatten die Initiatoren von Anfang an mit System gearbeitet. Auf dem Flyer gab es einen Abschnitt, auf dem die Moschheimer angeben konnten, was sie spenden wollen: Geld, Material, Möbel oder tatkräftige Unterstützung. Die Einrichtungsgegenstände wurden in einer Excelliste erfasst. Dabei wurde auch darauf geachtet, dass die Möbel hochwertig waren. „Wir haben dann geschaut, was wir haben, und in Gedanken die Räume eingerichtet“, erklärt Dominic Völker.

Schließlich hatten Sascha Fischer und Sascha Völker die Möbel eingesammelt, die nun die Wohnung komplettieren. Weitere Spenden wie Fahrräder werden bei Bedarf nachgeholt. Das Sozialamt Wirges habe die Wohnung bereits abgenommen, sagt Gaby Conradi. Sobald sie wüssten, wer einzieht, würden Lebensmittel eingekauft: „Wir warten jetzt einfach, wie es weitergeht“, sagt sie.

Von unserer Redakteurin Maja Wagener

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