Der Verein Keramik Erleben aus Ransbach-Baumbach freut sich. Schatzmeister Klaus Lehnhäuser berichtet: „Es können Führungen im Alten Kannenofen angeboten werden. Er ist wieder begehbar.“ Das Ensemble aus dem Jahr 1652 gehört der Stadt und ist gerade durch Fachfirmen abgesichert worden. Kleine Gruppen von bis zu zehn Personen können nun den unter Denkmalschutz stehenden Bau nach Voranmeldung besichtigen.
Besucher werden zunächst durch die Ausstellung geführt, dann wird der für die Region einzigartige Salzglasurbrand im offenen Buchenholzfeuer, der 500 Jahre die Keramik des Westerwalds und der übrigen Rheinischen Töpferzentren prägte, mittels alter Filmaufnahmen vorgeführt. Im Anschluss geht es raus zum 30 Kubikmeter großen Kannenofen, der nicht mehr funktionstüchtig ist. 1970 wurde hier das letzte Feuer entfacht. Heute sind nur noch wenige Kannenöfen im Kannenbäckerland, erhalten, aber sie zeugen von der einzigartigen Handwerkskunst und Tradition der Keramikherstellung im Westerwald. Ziel des Vereins ist es künftig, auch audiovisuelle Führungen anbieten zu können.
Kannenofen erinnert an einzigartige Handwerkskunst
Und so funktionierte es: Die Gefäße wurden in den gewölbeförmigen Ofen gesetzt. Das erforderte viel Erfahrung, damit die Gefäße nicht deformiert wurden oder zusammenbrachen und eine gleichmäßige Salzglasur erhielten. Lehnhäuser erklärt weiter: „Der Ofen wurde mit Holz bei offener Flamme auf mehr als 1200 Grad Celsius befeuert. Bei Erreichen der höchsten Brenntemperatur wurde Kochsalz durch verschiedene Öffnungen in den Brennraum eingebracht.“
Die Salzkristalle verdampften sogleich durch die Hitze und setzten sich als sogenannter „Anflug“ auf die Töpfe. Das Natrium des Kochsalzes wirkte als Flussmittel und verband sich mit dem Quarz des Tones zu einem Silikat. Hierbei entstand auf der Oberfläche der Töpfe eine glänzende Schmelze, welche dem Stück später sein charakteristisches Aussehen gab.

Der gemeinnützige Verein ist seit 2016 aktiv und hat 32 Einzel- und 9 Firmenmitglieder. Vorsitzende ist Bärbel Bollinger-Spang, ihre Stellvertreterin ist Susanne Pirstadt. Zweck des Vereins ist die ideelle und materielle Unterstützung des Museums am Alten Kannenofen. Handwerklich und industriell gefertigte Keramik und Produktionsmittel aus der Töpferstadt werden gesammelt, erhalten, dokumentiert und präsentiert. In Ransbach-Baumbach als Teil des Kannenbäckerlandes soll die ortseigene keramische Tradition kenntlich gemacht und für Besucher erfahrbar werden. Für einen themenbezogenen Rundgang in der Stadt sollen Informationstafeln erstellt sowie Wanderungen oder Fahrradtouren zu ehemaligen Glockenschächten und Tongruben angeboten werden.
Der Kannenofen dient als wichtiges historisches Zeugnis. Damit den Kindern und Jugendlichen die Bedeutung der Keramik für ihre Heimatstadt bewusst wird, sollen künftig regelmäßig Kindergartengruppen und Schulklassen durch den Kannenofen geführt werden. „Wir möchten im Multifunktionsraum im oberen Stockwerk auch Arbeiten mit Ton anbieten und so den jungen Besuchern den Umgang mit diesem für die Region so wertvollen Werkstoff ermöglichen. Das Wissen soll erhalten bleiben“, sagt der Schatzmeister.

Die erste Ausstellung des Vereins wurde 2019 in der Stadthalle gezeigt. Ihr Thema war die alte Ransbacher Mosaik- und Plattenfabrik. An dem von der Stadt angekauften „Alten Kannenofen“ ist seitdem ein schmucker Museumsanbau errichtet worden. Die zweite Ausstellungseröffnung rund um die Ransbach-Baumbacher Künstlerin Franziska Lenz-Gerhard konnte dort im September 2022 stattfinden. Zeitgleich wurde das Museum eingeweiht.
Im Oktober 2023 folgte die Vernissage der dritten Sonderausstellung, bei der Keramikmadonnen zu sehen waren. Der Verein will jetzt jedes Jahr rund um den Töpfermarkt eine Sonderschau zeigen. In der Zwischenzeit gibt es eine ständige Ausstellung von Keramiken, die einen Überblick über die Vielfalt der Keramik in Ransbach-Baumbach gibt. Regelmäßig gibt es im Museum auch Vorträge, Lesungen, Bild- und Filmvorführungen. Der inzwischen große Fundus wird kontinuierlich digital erfasst.
Museum hat jeden Sonntagnachmittag geöffnet
Bei der Arbeit ist dem Verein, der gegenüber des Kannenofens ein Büro angemietet hat, die Pflege und Zusammenarbeit mit den anderen Museen in Höhr-Grenzhausen, Siershahn und Hachenburg sehr wichtig. Es findet ein reger Austausch statt. Kooperiert wird auch mit dem DZK (Dokumentationszentrum Kannenbäckerland), dem Stadtarchiv Ransbach-Baumbach, dem Landesmuseum auf der Festung Ehrenbreitstein und dem Museumsverband Rheinland-Pfalz.
Das Museum hat jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen sind kostenlos, Spenden sind sehr willkommen. Der Verein mit Sitz in der Töpferstraße 2 sucht noch engagierte Mitstreiter. Weitere Informationen gibt es per E-Mail an willkommen-keramikerleben@t-online.de oder im Internet unter www.KeramikErleben.de