Hintergründig Regionale Veranstaltungsreihe widmet sich auf lockere Weise Fragen aus Philosophie und Theologie
Fragen aus Philosophie und Theologie: Zwei Männer liefern "Denkbares" ab
Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski und Martin W. Ramb haben die Reihe Denkbares ins Leben gerufen. Was klein begann, dockt inzwischen an große, regionale Kulturfestivals an. Foto: Sascha Ditscher
Sascha Ditscher

Vallendar/Region. Was ist Glück? Welche Bedeutung hat Barmherzigkeit? Was sind die drängenden Fragen unserer Zeit? Es gibt Menschen, die der Auseinandersetzung mit solchen Fragen ihr Leben widmen. Holger Zaborowski und Martin W. Ramb sind solche Menschen.

Der eine ist zweifach promovierter Professor für Philosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar, die er ab dem Sommersemester auch als Rektor leitet. Der andere arbeitet als Theologe und Herausgeber der Zeitschrift „Eulenfisch“ beim Bistum Limburg, ist darüber hinaus Projektbeauftragter des Bistums für den Kultursommer Rheinland-Pfalz. Zwei gelehrte Häuser also, die sich in komplexe Denkwelten vertiefen können, die aber auch viel Freude daran finden, Grenzen zu ignorieren. Damit meinen sie nicht nur räumliche Hindernisse, sondern auch intellektuelle Barrieren.

Denn Ziel des Philosophen Zaborowski und des Theologen Ramb ist es, dass sich auch Menschen ohne besondere Vorkenntnisse mit essenziellen Fragen des Lebens auseinandersetzen. Auf lockere Weise und im Gespräch miteinander, vielleicht ähnlich einem intensiven Gesprächsabend unter Freunden.

Deshalb haben die beiden vor einigen Jahren die Reihe Denkbares ins Leben gerufen. „Begegnungen mit Menschen und Büchern“ lautet deren Untertitel, der genau beschreibt, worum es den Machern geht: Jedermann soll sich mit interessanten Autoren, die durchaus kniffelige Fragestellungen im Gepäck haben, im Gespräch austauschen können.

Mit ihrer Idee haben die beiden Initiatoren von Denkbares einen Nerv getroffen. Denn was 2015 in der Koblenzer Saubar als kleiner Gesprächskreis begann, ist gewachsen zu einer Veranstaltungsreihe, bei der auch mal bis zu 95 Besucher im Zuschauerraum sitzen und die mittlerweile an Rhein, Lahn und im Westerwald an regionale Festivals andockt. So sind Denkbares-Abende im Programm des Festivals Gegen den Strom oder der Westerwälder Literaturtage zu finden und sind ein Baustein im Kultursommer Rheinland-Pfalz geworden. Dabei haben Zaborowski und Ramb nicht weniger als den Anspruch, philosophisch-theologische Topveranstaltungen in die Fläche zu holen, die aber vor allem Eines sein sollen: ein niedrigschwelliges Angebot.

Die Veranstaltungen folgen immer einem bestimmten Muster. Der eigentliche Kern der Gesprächsrunde dauert nicht mehr als 90 Minuten. Der Autor oder Hauptakteur stellt sich, sein Werk oder seine These vor, dann hat das Publikum die Möglichkeit zu Diskussion und und Fragen. Wer nach maximal 90 Minuten noch weitermachen möchte, kann bleiben. Gern erinnern sich Ramb und Zaborowski etwa an einen Abend mit Patrick Roth, der bis weit nach Mitternacht dauerte, einfach, weil der Gesprächsfaden nicht abreißen wollte.

So etwas geht freilich nicht mit jedem Autor. Die Denkbares-Initiatoren suchen ihre Hauptakteure auch danach aus, dass sie eben nicht nur kommen, um aus ihrem Buch zu lesen und dann gleich wieder zu gehen. Es soll Zeit für die Begegnung sein.

Dagegen sind Ramb und Zaborowski, was das Publikum angeht, an einer möglichst gemischten Gästeschar interessiert. Große Veranstaltungen für Lehrer und Schüler finden sich im Denkbares-Repertoire ebenso wieder wie Abende, zu denen nur 15 Besucher kommen, dafür das Gespräch vielleicht noch intensiver wird. Aber: „Es muss auch nicht jeder zwanghaft etwas sagen“, betont Zaborowski. Jedoch hat die Erfahrung gezeigt, dass die Leute schnell merken, dass sie ins Gespräch einsteigen können. „Und wenn keine Fragen kommen, führen wir halt das Gespräch“, ergänzt Ramb mit einem Schmunzeln.

Doch noch eine Komponente ist wichtig: der Ort des Geschehens. Auch er soll zur anregenden Atmosphäre beitragen. Die Kapelle einer altehrwürdigen Abtei, der moderne Bau der Koblenzer Stadtbibliothek, eine ehemalige Bunkeranlage in Montabaur: Sie bieten die Kulisse für die Begegnungen und den philosophisch-theologischen Gedankenaustausch.

Der geht im Jahr 2017 mit mindestens sieben Veranstaltungen an den Start. Auch wenn die Programmhefte inzwischen gedruckt sind, können noch Termine dazu kommen. Schließlich finden sich immer wieder interessante Gesprächspartner, die die beiden Organisatoren dann in die Region einladen, mitunter auch ohne langen Vorlauf. So zeichnet sich unter anderem ein Auftritt der Schauspielerin Antonia Gottwald ab, die in Höhr-Grenzhausen ihr Soloprogramm zur Novelle „Das Erdbeben von Chili“ nach der Novelle von Heinrich von Kleist aufführt. Der genaue Ort und der Termin stehen aber noch nicht fest. „Vieles ist mit heißer Nadel gestrickt“, gesteht Ramb. Aber auch das passt irgendwie zu einer Veranstaltungsreihe, die große Fragen des Lebens in den Alltag der Menschen rücken will.

Von Markus Gerhold

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