Angeklagte sollen in neun Fällen im oberen Kreisgebiet Autos angezündet haben - Prozessauftakt am Dienstag
Frage nach dem Warum: Zwei Frauen als Brandstifterinnen angeklagt
Dieser Pkw wurde im August vergangenen Jahres in Rennerod in Brand gesteckt.
privat

Rennerod/Koblenz. Warum mussten die Autos in Flammen aufgehen? Was hat die beiden jungen Frauen im Alter von 26 und 29 Jahren bewogen, über einen Zeitraum von vier Monaten in Rennerod und anderen Orten mehrere Fahrzeuge anzuzünden? Diesen Fragen werden ab Dienstag die Prozessbeteiligten vor der 14. Strafkammer am Koblenzer Landgericht nachgehen. Das Interesse der Öffentlichkeit an dem Prozess dürfte entsprechend groß sein.

Lesezeit 3 Minuten

Eine Serie von Brandstiftungen hatte die Bürger im oberen Kreisgebiet im zweiten Halbjahr 2020 in Atem gehalten. Vor allem in Rennerod bangten die Bewohner ab dem Spätsommer vergangenen Jahres um ihre Autos, sofern sie des nachts an Straßen, Wegen oder öffentlichen Parkplätzen abgestellt waren. Der erste Brandschlag erfolgte Anfang August, als in der Langgasse in Rennerod nachts gegen 1.50 Uhr ein dort geparkter älterer Opel Corsa völlig ausbrannte. Ein daneben befindlicher Pkw-Anhänger wurde durch das Feuer teilweise beschädigt. Die Renneroder Feuerwehr ist in dieser Nacht mit 17 Einsatzkräften vor Ort und führt die Löscharbeiten unter Atemschutz durch. Weil Brandgase durch die geöffneten Fenster in ein Mehrfamilienhaus dringen, lassen sie das Gebäude räumen. Drei Personen werden den Einsatzkräften des DRK zur Betreuung übergeben. Schon zu diesem Zeitpunkt erkennt die Polizei offenbar, dass das Feuer keine technische Ursache gehabt haben dürfte, da der Pkw bereits seit dem frühen Nachmittag nicht mehr bewegt worden war. Nur knapp 22 Stunden später schlagen in der Waldstraße/Ecke Westerwaldstraße in Rennerod Flammen aus einem Ford Mustang. Als die Feuerwehr gegen 23.50 Uhr am Brandort eintrifft, brennt das Auto bereits lichterloh. Auch dieses Fahrzeug wird vom Feuer vollständig zerstört. Ein danebenstehender Smart wird erheblich beschädigt. Die Feuerwehr kann ein weiteres Übergreifen der Flammen verhindern. „Ob ein Zusammenhang mit dem Brand aus den frühen Morgenstunden besteht, ist – genau wie die Brandursache – noch nicht geklärt“, schreibt die Polizei in ihrer damaligen Pressemitteilung. Spätestens eine Woche danach dürften die Ermittler endgültige Gewissheit haben, denn am 9. August kommt es zu weiteren Fahrzeugbränden. Tatort ist dieses Mal die Renneroder Nordstraße. Dort zünden der oder die Täter in der Nacht einen Audi Q 7 und ein Audi A 6 an. An beiden Fahrzeugen entsteht Totalschaden. Zwei weitere Fahrzeuge werden beschädigt, an einem der Autos ist der Lack aufgedunsen, an dem anderen die Heckleuchte zerstört. Zum letzten Fahrzeugbrand in Rennerod kommt es am 11. August im Buchenweg, wobei ein VW Golf das Ziel ist. Bei Eintreffen der Feuerwehr brennt der Pkw im rechten Heckbereich, wodurch der Fahrzeugtank beschädigt wird. Durch den auslaufenden Treibstoff breitet sich das Feuer sehr schnell auf das gesamte Auto aus. Auch der VW Golf wird durch den Brand völlig zerstört.

Seit diesem Vorfall herrschte zunächst trügerische Ruhe. Die Polizei hat zwischenzeitlich eine Ermittlungsgruppe eingerichtet und bittet die Öffentlichkeit um Hinweise, die in der Folge systematisch abgearbeitet werden. Erkennbar ist, dass sich die bisherigen Tatorte schwerpunktmäßig auf den Norden des Stadtgebiets verteilen. Der bis zu diesem Zeitpunkt angerichteten Gesamtschaden bezifferte die Polizei auf rund 120 000 Euro. Klar wird offenbar auch, dass die Fahrzeuge von dem Täter oder den Tätern nicht gezielt nach Fahrzeugtyp oder -wert ausgesucht wurden. Die Tatobjekte seien mehr oder weniger zufällig ausgewählt worden, hieß es Ende August 2020 seitens der Polizei. Ein hochpreisiger Audi Q7 ging genauso in Flammen auf wie ein älterer Opel Corsa. Dann wird es über Wochen trügerisch still in Rennerod, bis Ende Oktober im wenige Kilometer entfernten Seck ein Mercedes in Flammen aufging. Eine Polizeistreife hatte gegen 2.20 Uhr das brennende Auto zufällig auf einem Parkplatz in der Straße Angelstruth entdeckt. Die Beamten versuchten vergeblich, das Fahrzeug mit einem Feuerlöscher zu löschen. Erst die Feuerwehr konnte die Flammen eindämmen. Laut Polizei handelte es sich zweifelsfrei um Brandstiftung. Das Feuer war vermutlich nur wenige Minuten vor Eintreffen der Polizeistreife gelegt worden. Noch konnte man den Tätern nicht habhaft werden, doch das sollte sich bald ändern. Nach einem weiteren Pkw-Brand in der Hauptstraße von Hahn bei Bad Marienberg klickten, nachdem an einem frühen Samstagmorgen auf einem Parkplatz des sogenannten Wasserbettenhotels am Siegerlandflughafen bei Burbach ein Auto in Flammen aufgegangen war, für zwei Frauen, die in Tatortnähe festgenommen werden konnten, die Handschellen.

Die Staatsanwaltschaft legt den beiden in der Verbandsgemeinde Rennerod wohnenden Angeklagten zur Last, von August 2020 bis Mitte November 2020 in neun Fällen Kraftfahrzeuge in Brand gesetzt zu haben. Die Vorgehensweise soll dabei jeweils gleich gewesen sein, indem sie Tücher mit Benzin oder Grillanzünder tränkten, diese auf Höhe der Reifen oder an der Fahrzeugfront platzieren und sie dann entzündeten.

Von unserem Redakteur Michael Wenzel

Top-News aus der Region