Ailertchen
Flugakrobatik: Himmel wird zur großen Bühne
Impressionen vom Flugtag in Ailertchen.
Benjamin Maiorano

Ailertchen – „Keine Angst, der brennt nicht“, entwarnt der Sprecher auf dem Flugplatz Ailertchen die Zuschauer, die ihren Blick gar nicht mehr vom Himmel abwenden können.

Von unserem Mitarbeiter Benjamin Maiorano

Toni Eichhorn zieht in seiner Extra 330LT mit einer gewaltigen Rauchwolke am Heck an ihnen vorbei, um gleich noch ein paar Kapriolen zu schlagen. Als die einmotorige Maschine kurz darauf für einige Sekunden in der Luft stehen bleibt und dann wie ein Stein Richtung Boden fällt, fragt sich dann aber auch der erfahrenste Zuschauer, ob das alles seine Richtigkeit hat. Bevor er aber überhaupt zu einem Schluss oder gar die Maschine auf der Erde ankommt erfährt er: Hat es, gehört alles zur Show, keine Gefahr. „Der Pilot erzeugt Nebel mit einem Paraffinöl, damit man das Flugzeug besser sehen kann“, erklärt der Sprecher der Flugschau routiniert. Noch ein paar Loopings und dann ist der nächste Höhepunkt beim Tag der offenen Tür, bei dem auch das 50-jährige Bestehen des Verkehrslandeplatzes gefeiert wird, auch schon wieder vorbei.

An Möglichkeiten zur Unterhaltung mangelt es nicht. Wer möchte, fliegt einmal selbst mit oder wagt einen Tandemsprung am Fallschirm mit dem Sky Dive Ailertchen. Durch die Beilegung der Kontroverse um das Gastflugverbot bei Hobbypiloten (die WZ berichtete) konnte das Angebot in diesem Jahr wieder erweitert werden. Während sich die Eltern am Informationsstand schlaumachen, freuen sich die Kinder am Bonbonbomber und den vielen präsentierten Flugmodellen der Modellabteilung des FSV. Derzeit bildet der Verein acht Segelflugschüler und acht Motorflugschüler aus. Wem die mindestens 45 Flugstunden dann doch zu kostenintensiv sind, der kann auf das insgesamt günstigere Modellflughobby ausweichen; Flugstunden bietet der Flugsportverein Ailertchen auch in dieser Disziplin an.

Für Ablenkung am Boden sorgen erneut die Freiwillige Feuerwehr und die Vertreter der Bundeswehr vom Lazarettregiment 21 „Westerwald“ aus Rennerod und dem Karrierecenter aus Koblenz. Rainer Erbeldinger, der Pressesprecher des Vereins, freute sich, dass das Event wie geplant stattfinden konnte und alle Ankündigungen realisiert werden konnten. Dazu gehörte auch eine besonders eindrucksvolle Darbietung des Gewinners der German Aerobatics, Uwe Wendt, der die vorgegebene Box mit seiner Maschine voll für seine Kunststücke ausnutzte.

Seit dem schweren Unfall in Ramstein sind die Vorgaben für Flugshows extrem streng gefasst worden. „Der Pilot darf nicht tiefer als 150 Meter fliegen, und er darf natürlich nicht über die Zuschauer hinwegfliegen, sonst wäre er seine Lizenz schnell los“, erklärt Paul Völkner vom Flugsportverein Ailertchen. Um dabei auch noch ein anspruchsvolles Programm zeigen zu können, sollten die Piloten mindestens ein bis zweimal in der Woche trainieren. Auch körperlich ist der Kunstflug extrem fordernd: Die Piloten werden mit dem Acht- bis Neunfachen des eigenen Körpergewichts in den Sitz gedrückt oder herausgezogen. Ein kalkulierter Blackout, den der Pilot genau einschätzen können muss, gehört genauso wie der Wind, der den Flieger bei 20 Knoten schon einmal aus der Box herauszudrücken droht, zu den Herausforderungen, die durch lange Erfahrung und Ausbildung gemeistert werden müssen.
Zum Schluss bleibt nur eine Frage: Was ist das für eine etwas ungewöhnlich aussehende Metallkonstruktion an den Flügeln von Wendts Maschine? Stellt man sich das Flugzeug senkrecht in der Luft stehend vor, löst sich das Rätsel: Es hilft dem Piloten, anhand des Horizonts zu sehen, ob er wirklich senkrecht in der Luft steht. Eins ist damit klar: Das Wort Sichtflug hat bei den Akrobaten der Lüfte noch eine ganz reale Bedeutung, und die Zuschauer freuen sich schon auf die Veranstaltung im nächsten Jahr.

Beim Tag der offenen Tür ist der Eintritt frei. Weitere Infos unter www.fsv-ailertchen.de, Telefon 02663/7404 oder in der Fliegerklause am Flugplatz

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