Von unserer Redakteurin Nadja Hoffmann-Heidrich
Fußball verbindet – auch über Sprachbarrieren und sonstige kulturelle Unterschiede hinweg. Das dachten sich im Sommer vergangenen Jahres auch die Verantwortlichen des FSV Merkelbach, als sie auf Initiative des ehrenamtlichen Flüchtlingshelfers Uwe Hummrich vom Arbeitskreis Integration und Asyl eine eigenständige Flüchtlingsmannschaft ins Leben riefen (die WZ berichtete). Knapp ein Jahr später sind die jungen Männer aus Eritrea, Somalia, Afghanistan und aus dem Iran von Trainer Hans-Joachim („Jogi“) Burbach so gut vorbereitet, dass sie zur kommenden Saison 2016/17 in den regulären Meisterschaftsbetrieb in der Kreisliga D Westerwald/Sieg integriert werden können – in zwei gemischten Mannschaften mit den bisherigen Merkelbacher Stammspielern. Die beiden Teams wurden am Dienstagabend bei einem Freundschaftsspiel vorgestellt.
„Bei der Verteilung auf die erste und die zweite Mannschaft zählt ganz klar das Leistungsprinzip – und nicht, woher jemand kommt“, betont der FSV-Vorsitzende Hans-Jürgen Müller. Alle 15 Merkelbacher Stammspieler hätten sich damit einverstanden erklärt. 32 erwachsene Flüchtlinge sind inzwischen im Verein aufgenommen, 24 nehmen die sportliche Herausforderung im Ligabetrieb an. Die Integration der Asylsuchenden ist dabei keineswegs auf die Spieler beschränkt, sondern sie wirkt sich auch auf die Trainerbank aus. Während Dirk Seiler die erste Mannschaft trainiert, unterstützt von Betreuer Mirko Poganowski, ist der aus Eritrea stammende Gemil Ahmed für das Training der zweiten Mannschaft zuständig. Ahmeds persönliches Ziel ist es, den Trainerschein zu erwerben. Unterstützt wird er im Training von Betreuer Basir Tehari, ebenfalls einem Flüchtling.
Vorsitzender Müller ist glücklich über diese Entwicklung. Heutzutage sei es nicht selbstverständlich, als eigenständiger Verein gleich zwei Teams in die Meisterschaftsrunde zu schicken. Die Kameradschaft unter den jungen Männern verschiedener Nationalitäten sei prima. Zudem werde das Integrationsprojekt von der gesamten Gemeinde getragen – mit Ortsbürgermeister Edgar Schneider an der Spitze.
Müller hofft, dass diese Stimmung bei den Heimspielen für eine möglichst große Fangemeinde auf der Rasensportanlage sorgen wird. Dieses Projekt hat allerdings auch seinen Preis: Zwar unterstützen die Firmen Brennholz Pavelic und Kaminofenzentrum Colorfire (beide Höchstenbach) den Verein großzügig als Sponsoren, die Ausstattung der neuen Spieler und vor allem auch Fahrtkosten schlagen dennoch kräftig zu Buche. Daher freut sich der FSV über eine Spende in Höhe von 1000 Euro, die der Vorsitzende des Fußballverbandes Rheinland, Walter Desch, jetzt überreichte. Das Geld stammt aus dem Fördertopf, der dem Sportbund Rheinland aus Überschüssen der Lotterie Glücksspirale zur Verfügung steht und mit dem besonders engagierte Vereine unterstützt werden. Desch lobte den Einsatz des FSV als vorbildlich.