In der Presseerklärung der Firma Koch heißt es dazu, dass „Spätfolgen der Corona-Pandemie, nachlassende Konjunktur und zunehmende Digitalisierung“ diesen Tribut beim Koch Einzelhandel fordern würden. „Die Eigentümerfamilie bedauert diesen Schritt sehr, sieht aber auch mit Blick auf ihre Verantwortung für die übrigen Betriebsteile und deren Beschäftigten keine Alternative zu dieser getroffenen Entscheidung“, betont sie in ihrer Pressemitteilung.
Seit 70 Jahren in Westerburg
Seit 70 Jahren ist der Name Koch eng mit dem Standort Westerburg verbunden. 1954 gründeten der Bauingenieur Günther Koch und seine Ehefrau die Bauunternehmung Koch für Bauleistungen im Straßen- und Tiefbau. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Unternehmen von der Eigentümerfamilie, auch nach dem Tod des Gründers im Jahr 1990, immer weiter ausgebaut und seit 2019 durch den zusätzlichen Standort in Miehlen vergrößert. Heute sind in diesem Bereich rund 260 Mitarbeiter beschäftigt, wird die Firmenvita von der Familie Koch beschrieben.
59 Mitarbeiter betroffen
Neben diesem Kerngeschäft wurde auch ein Bereich Einzelhandel aufgebaut. Von den betriebsbedingten Kündigungen aufgrund der Schließungen, so heißt es seitens der Familie Koch auf unsere Anfrage, sind 59 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betroffen. „In unserem Einzelhandelsbereich arbeiten hingegen insgesamt 82 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen einige im Laufe des Jahres altersbedingt ausscheiden werden. Die endgültige Anzahl wird sich nach den weiteren Gesprächen mit dem Betriebsrat sowie Einzelgesprächen mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herausbilden“, wird weiter mitgeteilt. Die Mitarbeiter seien darüber am Donnerstagnachmittag, 23. Mai, informiert worden. Jetzt starten die „Gespräche mit dem Betriebsrat über ein sozial abgefedertes Ausscheiden“.
Enormer Wettbewerbsdruck
„Anders als das Segment ‚Koch Bau‘ ist der Einzelhandelsbereich bereits seit Jahren stark belastet aus einer Reihe von Gründen. Waren es zunächst gravierende Einbrüche durch die Corona-Pandemie, so hat die konjunkturelle Entwicklung der letzten Jahre mit rückläufigen Margen bei steigenden Preisen insbesondere durch die Konsequenzen der Energiekrise und Inflation ihr Übriges getan“, stellt die Eigentümerfamilie fest.
Darüber hinaus habe die allgegenwärtige Digitalisierung zu einem enormen Wettbewerbsdruck und Belastung im stationären Handel geführt: „Wenn dann auch noch eine ganze Stadt selbst nicht mehr so entwickelt ist, um mit attraktiven Anreizen als Magnet für eine gesamte Region zu wirken, dann können Angebote des Handels wie erweiterte Öffnungszeiten mit dem digitalen Einkauf am Sonntagnachmittag kaum konkurrieren“, heißt es weiter in der Presseerklärung.
Deshalb habe sich die Familie Koch nach langer und intensiver Suche nach geeigneten Alternativen dazu entscheiden müssen, die genannten Bereiche zu schließen. Erhalten bleiben die Bereiche Bau, Verwaltung, Kiosk und Post. Auch die entlang der Günther-Koch-Straße und in der Tiergarten-Passage vermieteten Gewerbeflächen würden von diesem Schritt unberührt bleiben, heißt es. Die Familie werde „alles tun, um Arbeitsplätze in den verbleibenden Betriebsteilen anzubieten und gemeinsam mit dem Betriebsrat ein sozial abgefedertes Ausscheiden vorzubereiten“.
Auf unsere Nachfrage erklärt die Familie Koch zudem, dass erst nach der Schließung zum Jahresende 2024 mögliche Optionen zur Nutzung der ab 2025 frei werdenden Räumlichkeiten in zentraler Lage eruiert werden sollen. „Konkrete Pläne liegen zurzeit noch nicht vor.“
Wie Stadt und Verbandsgemeinde auf die Nachricht reagieren
„Die Nachricht von der Schließung der Einzelhandelssparte der Firma Koch ist eine traurige Nachricht für Westerburg und die gesamte Region“, stellt Stadtbürgermeister Janick Pape fest. Die Stadt Westerburg habe in den letzten Jahren immerwährend das Unternehmen und das Einkaufzentrum unterstützt, beispielsweise durch die Ausweisung neuer Flächen aufgrund des Bebauungsplanes Günther-Koch-Straße, der 2021 in Kraft getreten ist und die Ansiedelung zusätzlicher Märkte oder einer Tankstelle vorsieht. Ebenfalls stand und stehe die Stadt seit 2021 regelmäßig im Kontakt mit der Eigentümerfamilie, um zusätzliche private Grundstücke als Gewerbeflächen zu erschließen. „Es ist nun wichtig, eine Verwendung und adäquate Nutzung für die Gebäude und Flächen zu finden“, betont Pape und bietet dafür Unterstützung an. Eine Perspektive sei auch für die Beschäftigten wichtig, die in Westerburg und der Region zu Hause sind und oft über viele Jahre und Jahrzehnte maßgeblicher Bestandteil des Einkaufszentrums waren.
Mit großem Bedauern hat auch VG-Bürgermeister Markus Hof die Nachricht von der Schließung aufgenommen, sei doch gerade dieser Bereich ein wichtiger Arbeitgeber in der Region gewesen. Doch der Konkurrenzdruck, der gerade aus dem digitalen Markt kommt, sei für viele erdrückend. Die VG habe viele Jahre im engen Austausch mit der Familie Koch und der Stadt Westerburg gestanden, um eine Entwicklung der Flächen im Bebauungsplan Günther-Koch-Straße voranzutreiben. „Wir stehen auch weiterhin beiden als Partner zur Verfügung“, so Hof. Ziel müsse es von allen Seiten sein, jetzt eine Perspektive für die Region und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entwickeln. bau