Systemceram in Siershahn
Firma entwickelt sich in 25 Jahren zum Weltmarktführer
Geschäftsführer Kevin Göbel zeigt die moderne Produktion von Küchen-, Labor- und Badkeramik bei Systemceram in Siershahn.
Markus Müller

Aus einem Teil der Siershahner KCH machten Gerhard Göbel, Manfred Engel und Peter Noll vor 25 Jahren das Familienunternehmen Systemceram. Heute zählt die Firma zu den führenden Spezialisten für Küchen-, Bad- und Laborkeramik in Europa und der Welt.

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Die eigentliche Gründung des Unternehmens Systemceram datiert auf den Jahreswechsel 1999/2000. Doch die Geschichte beginnt deutlich früher: Bereits 1928 nahm die damalige KCH Keramchemie in Siershahn die Produktion von Gießkeramik auf. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich der Standort zu einem anerkannten Fertigungszentrum für technische Keramik. Wichtige Meilensteine waren die erste großformatige Labortischplatte 1968 und die Präsentation der Küchenspüle KSV 100 auf der Messe Domotechnica 1985.

Als sich die KCH Ende der 90er-Jahre aus der Gießkeramik zurückzog, um sich auf den Geschäftsbereich Säureschutz zu konzentrieren, übernahmen drei langjährige Abteilungsleiter – Gerhard Göbel, Manfred Engel und Peter Noll – das Werk im Rahmen eines Management-Buy-outs. Aus einer Konzernsparte wurde über Nacht ein Familienunternehmen.

Manfred Engel (links) aus Rückeroth und Gerhard Göbel aus Dreikirchen (rechts) gründeten vor 25 Jahren gemeinsam mit Peter Noll in Siershahn das Unternehmen Systemceram. Heute wird der Produzent von Küchenspülen und Laborarbeitsplatten in zweiter Generation von Felix Engel (2. von links) und Kevin Göbel geführt.
Dirk Biermann

Mit einem Team von 110 Mitarbeitern, einem Jahresumsatz von 12 Millionen Euro und klarer Fokussierung auf die Sparten „KeraDomo“ (Küchenkeramik) und „KeraLab“ (Laborkeramik) startete Systemceram in ein herausforderndes Marktumfeld. Über die zweieinhalb Jahrzehnte hinweg entwickelte sich das Unternehmen durch kontinuierliche Investitionen und eine klare strategische Ausrichtung weiter  – und blieb dabei dem Standort treu: Der Erwerb der Betriebsflächen 2005, der Bau einer neuen Produktionshalle 2011 und die Inbetriebnahme moderner Ofen- und Fertigungstechnik 2012 bildeten die Basis für weiteres Wachstum.

Zum 1. Januar 2019 trat die Nachfolgegeneration in die Fußstapfen ihrer Väter. Kevin Göbel und Felix Engel übernahmen als geschäftsführende Gesellschafter die Leitung des Familienunternehmens. Unterstützt von einem anfänglich vierköpfigen Geschäftsleitungsteam führen sie das Unternehmen seither gemeinsam. Die Gründer Gerhard Göbel und Manfred Engel stehen dem Unternehmen weiterhin beratend zur Seite.

Das keramische Feinsteinzeug von Systemceram bringt eine Beständigkeit mit, die in allen Einsatzbereichen bedeutsam ist. Bei der Herstellung ist immer noch viel Handarbeit gefragt.
Markus Müller

„Ein strategischer Meilenstein gelang uns 2023 mit der Ausweitung der Laborkeramik-Aktivitäten, initiiert durch den Marktrückzug des Wettbewerbers Kyocera“, berichtet Kevin Göbel im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir konnten mit gezielten Investitionen nicht nur das eigene Portfolio stärken, sondern uns nun als Weltmarktführer für Laborarbeitsplatten und -waschtische aus chemisch-technischem Feinsteinzeug positionieren.“

Auch die Infrastruktur wurde erweitert: „2022 sicherten wir uns ein 16.000 Quadratmeter großes Gelände in Wirges mit bestehenden Hallenflächen“, freut sich Felix Engel. „Dort sind perspektivisch weitere Fertigungskapazitäten geplant.“ Am Stammsitz in Siershahn wurde 2024 ein neues fünfstöckiges Verwaltungs- und Schulungsgebäude bezogen. Diese Investitionen belegen die tiefe Verwurzelung des Unternehmens in der Region. „Mit rund 225 Mitarbeitern, die aktuell einen Jahresumsatz von etwa 40 Millionen Euro erwirtschaften, gehört Systemceram zu den größten Arbeitgebern im Westerwaldkreis“, sind die Familien Göbel und Engel stolz.

Schon mit der Einführung der Spülenserie Mera 90 gelang dem Unternehmen bereits 2007 ein nachhaltiger Markterfolg. „Die ‚Mera’ ist bis heute das erfolgreichste Produkt im Sortiment“, so Kevin Göbel. „Auch die Erweiterung um eine eigenständige Badkeramiklinie 2018 unter der Marke Systemceram zahlte auf die Markenbildung ein.“ Zu den jüngsten Produkteinführungen zählen 2023 die Spülenserien Juna im Organic Design sowie 2024 die moderne Landhausspüle Kentro. „Beide wurden in Zusammenarbeit mit dem Designbüro Hans Winkler entwickelt“, erläutert Felix Engel. Fürs Juna-Design gab es vor wenigen Wochen den renommierten German Design Award 2025.

Im 25. Jahr seines Bestehens hat sich Systemceram als führender Anbieter von hochwertiger Küchen-, Bad- und Laborkeramik aus Feinsteigzeug etabliert. Die Firmeninhaber legt großen Wert auf Qualität „Made in Germany“, Nachhaltigkeit und enge Zusammenarbeit mit dem Fachhandel. Mit einem gut besuchten Tag der offenen Tür in Siershahn und einem Mitarbeiterfest in Wirges feierte Systemceram jetzt das Jubiläum.

Feinsteinzeug für Küche und Labor aus Westerwälder Ton

Im Geschäftsfeld KeraLab produziert das Unternehmen Laborkeramik, zu der Becken und Arbeitsflächen aus Feinsteinzeug gehören. Diese müssen die strengen Vorschriften für Laboreinrichtungen erfüllen. Unter dem Namen KeraDomo stellt Systemceram Spülen für die Einbauküche aus Küchenkeramik her. Basis ist die hohe Materialqualität des keramischen Feinsteinzeugs, die aus dem Laboreinsatz übernommen wurde. 2018 wurde dieser Bereich um den Vertrieb von Badkeramik erweitert. Die modernen Produktionsanlagen sind auf die Herstellung von Keramikspezialitäten ausgerichtet und nicht auf Massenware. Mit Blick auf größtmögliche Nachhaltigkeit und kurze Lieferwege werden ausgewählte Tone und Schamotte aus überwiegend regionalen Rohstoffvorkommen verwendet. Das robuste Feinsteinzeug wird aus sehr feinkörnigen Rohstoffen bei hohen Temperaturen von etwa 1250 Grad gebrannt. Dadurch entsteht eine extrem dichte, nahezu porenfreie Oberfläche, an der Schmutz und Lebensmittelreste nur schwer haften können.  red

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