Mit der Interpretation des Stücks „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt bot das Hohenloher Figurentheater einen gelungenen Auftakt ins Festival. Nach der Begrüßung durch Kulturreferentin Beate Macht, die die Stücke des noch bis kommenden Sonntag, 20. November, dauernden Festivals als „außergewöhnliche Handwerkskunst“ bezeichnete und sich außerordentlich darüber freute, in dieser Woche Stücke für Kinder, aber auch zwei explizit für Erwachsene entwickelte Werke von teilweise deutschlandweit bekannten Figurentheatern begrüßen zu dürfen, konnte der Abend beginnen.
Bereits in der ersten Szene wurde die Richtung des Stücks deutlich. Drei Männer schienen am Bahnhof der Stadt „Güllen“ auf den Zug der Claire (Klara) Zachanassian, einer ehemaligen Güllenerin und jetzigen Multimillionärin, zu warten. Dabei unterhielten sie sich über die Wandlung des Städtchens von einer Kulturstadt hin zu einer trostlosen Gegend ohne die nötigen finanziellen Mittel und äußerten ihr Hoffnung auf die Unterstützung der Multimillionärin. Hier koppelten sich ernste Themen wie zum Beispiel finanzielle Sorgen mit Witz und Humor. Dies wurde spätestens beim sich kurz darauf anschließenden Auftritt des Pfarrers klar, der sich mit einer scheinbar viel zu hohen Stimme in die Diskussion einklinkte und beim Publikum für Lacher sorgte.
Mit dem Ankommen von Claire Zachanassian, der Begrüßung durch ihre Jugendliebe Alfred Ill. mit den Worten „mein Wildkätzchen und Zauberhexchen“ sowie der Einführung ihrer blinden und nur zusammen und im gleichen Tonfall sprechenden Diener Koby und Loby, schienen die Besucher endgültig im Stück angekommen zu sein, was sich in schallendem Lachen bemerkbar machte. Einige Wechsel des Bühnenbildes sowie verschiedene Musik- und Lichteffekte halfen dabei, für jede Szene eine unterschiedliche Atmosphäre zu erzeugen.
Als Klara und Alfred schließlich im Wald über alte Zeiten plauderten, sorgte hier das Auftauchen von „Waldtieren“, verkörpert von den Figuren des Lehrers und Pfarrers, für den nötigen Witz in dieser Situation. Auch die Einbindung des Spielorts „Hachenburg“ in einen weiteren Dialog stieß auf Gefallen beim Publikum. Nichtsdestotrotz wiesen auch Szenen, wie die Verkündung von Klaras Bedingung, Güllen mit einer Summe von einer Milliarde zu unterstützen, wenn die Güllener dafür ihren ehemaligen Liebhaber Alfred Ill. töten würden, der sie vor mehr als 45 Jahren mit der Leugnung der Vaterschaft ihres Kindes entehrt habe, auf die ernsten Themen des Stücks hin.
Obwohl die Güllener zunächst hinter Alfred zu stehen schienen, veränderte sich ihr Verhalten jedoch im Laufe des Stücks. Warnungen, aber auch lustige Momente der Verzweiflung, wie der sich betrinkende Lehrer im Laden von Alfred oder der Kampf des Polizisten mit dem von der Multimillionärin mitgebrachten Panther, betonten die sich ändernde Haltung der Dorfbewohner gegenüber Alfred. Mit der kurzen Erwähnung eines Kinofilms namens „Die lustige Witwe“, den Alfreds Frau zu besuchen plante, wurde ein makabrer Hinweis auf sein Schicksal gegeben, den das Publikum jedoch humorvoll annahm. All dies gipfelte schließlich in einer Bürgerversammlung, in der sich die Güllener einstimmig für das Geld und gegen das Alfreds Leben entschieden.
Die letzte Szene, in der sich Claire Zachanassian auf ihren mitgebrachten Sarg stützte und angab, diesen nach Capri in ihr Mausoleum bringen zu wollen, besiegelte Alfreds Ableben und damit das unmoralische Handeln der Dorfbewohner. Als der Vorhang schließlich fiel, belohnten die Besucher die Akteure mit lang anhaltenden Applaus. Letztlich traten die Stimmen des Hohenloher Figurentheaters, Harald und Johanna Sperlich, vor die Bühne, verneigten sich selbst sowie ihre mehr als zehn Figuren, die sie alle selbst gespielt hatten. und bedankten sich beim Publikum.