Viele der Teilnehmer kannten das FGK noch nicht, andere sehr wohl. Und wieder andere wussten gar nicht so direkt, dass sie das Forschungsinstitut und seine Dienstleistungen eigentlich kennen (müssten). „Ah, hier haben wir doch auch schon Material prüfen lassen“, stellte mehr als ein Unternehmenschef fest, der bei der Einladung das erfolgreiche Institut gar nicht so auf dem Schirm hatte. Das galt aber eher nicht für die vielen Wäller Firmen, darunter Weltmarktführer, die mit Keramik oder Glas zu tun haben. Denen brauchte man das FGK nicht vorzustellen.
Aber wer sich genauer über das FGK und seine Arbeit informieren wollte, nahm vor dem offiziellen Wirtschaftsempfang an den Führungen durch die Gebäude teil, in denen das Institut und teilweise auch seine Partner tätig sind. In den Laboren und Prüfstellen gab es dazu von den Mitarbeitern ausführliche Fachinformationen.
„Bloß nicht den Kaffee mit zum teuren Rasterelektronenmikroskop ESEM mitnehmen“, warnte noch Jonas Weber und nahm die Gruppe mit in den Keller zu seiner Kollegin Alena Stein, der Projektleiterin Mineralogie und Rohstoffaufbereitung. Sie zeigte dann die detaillierten Analysen, die das ESEM liefert. Und in dessen Probekammer können nicht nur robuste Rohstoffe, sondern auch nicht vakuumstabile untersucht werden.
Nun ging's mit Projekttechniker Weber in einen Raum mit den verschiedensten Formgebungsaggregaten: Im Schnelldurchgang lernten die Teilnehmer in der Praxis Verfahren wie den Schlickerguss, die Extrusion, das Pressen und den Spritzguss kennen. Durch das noch im Aufbau befindliche Kompetenzzentrum zur additiven Fertigung anorganisch-nichtmetallischer Werkstoffe führte zum Abschluss Projekttechnikerin Julia Apel. Dort sollen Druckverfahren insbesondere für keramische Werkstoffe besser an die Vielzahl von Werkstofftypen angepasst werden. Dadurch können zum Beispiel extrem dünne Keramikfolien für die Oberfläche von künstlichen Knochen geschaffen werden.
FGK-Geschäftsführerin Nadja Kratz brachte beim Empfang die Aufgaben und Angebote ihrer Institution auf den Punkt: „Wir erforschen, entwickeln, optimierten und prüfen Rohstoffe, Glas und Keramik. Wir sind im umfangreichen keramischen Kompetenznetzwerk im Westerwaldkreis bestens vernetzt. Unser Institut bietet akkreditierte Prüf- und Beratungsleistungen zu den Themen Prozessoptimierung, Energieeinsparung und Ressourcenschonung und forscht im Bereich der additiven Fertigungsverfahren und weiteren praxisnahen Anwendungsfeldern. Wir betreiben aber keine Grundlagenforschung, sondern entwickeln zielorientiert Lösungen. Und wir fertigen auch Gutachten.“
Rund 350 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft fanden trotz teilweise heftiger Gewittergüsse gut gelaunt zusammen beim Empfang der Wirtschaft 2024 im Westerwaldkreis. Gastgeber war diesmal das Forschungsinstitut für Glas/Keramik (FGK) in Höhr-Grenzhausen.Volles Haus beim Empfang der Wäller Wirtschaft: Forschungsinstitut Glas/Keramik war Gastgeber
Das FGK hat 45 Mitarbeiter mit den verschiedensten Qualifikationen und zudem einige Auszubildende. Dass es dort sehr familiär zugeht, nahm man den sympathischen Gastgebern problemlos ab. Aber der von Teamgeist geprägte Westerwälder Wirtschaftsempfang am FGK wäre ohne Katrin Lang, der kaufmännischen Leiterin, nicht möglich gewesen. Zum Dank dafür, dass sie sich um die gesamte Organisation gekümmert hatte, überreichte ihr Nadja Kratz einen großen Blumenstrauß.
Unterhaltsamer Science-Slam: „Keramik ist älter als der Säbelzahntiger“
Eine sehr unterhaltsame Form, den Gästen des Wirtschaftsempfangs die Aufgaben des Forschungsinstituts Glas/Keramik näherzubringen, hatte die Führungsriege gewählt: einen Science-Slam. Los legte Geschäftsführerin Nadja Kratz mit dem Thema Metalllässigkeit, bei dem es um sehr schöne, aber auch teils hochgiftige Keramikglasuren ging, die natürlich zum Beispiel auf Gebrauchskeramik nichts zu suchen haben. Marcel Engels führte als Arbeitsgruppenleiter Silikatkeramik in dieses Thema ein: „Keramik ist älter als der Säbelzahntiger.“
Marcus Emmel, eigentlich ein „gemeiner Keramiker“, aber heute der Arbeitsgruppenleiter Strukturkeramik sowie der Leiter des Technologie- und Innovationsmanagements, stellte die Frage: „Was wäre, wenn es die Keramik nicht gäbe?“ Und gab selbst die Antwort: „Dann würden wir alle nicht so lange leben, weil es zum Beispiel dann am Zahnersatz mangelte.“ Den Vogel beim Slam schoss Jan Werner als Arbeitsgruppenleiter Funktionskeramik und Leiter des Forschungsmanagements ab, der als sein Avatar auf die Bühne kam und die Optokeramik anschaulich erklärte. Und dabei mit verrücktesten lichttechnischen Effekten und Aktionen die Gäste völlig begeisterte. mm