In Hachenburg ist nach langem Lockdown wieder Kultur angesagt
Festspielatmosphäre im Burggarten: In Hachenburg ist nach langem Lockdown wieder Kultur angesagt
Auch der Musikverein Luckenbach war an der Eröffnung der Hachenburger Picknicks beteiligt. Die Besucher genossen die Wiederaufnahme des Kulturbetriebs.
Röder-Moldenhauer

„Es ist wieder Kulturzeit in Hachenburg“, frohlockte Stadtbürgermeister Stefan Leukel, und Kulturreferentin Beate Macht stimmte mit ein. Der Musikverein Luckenbach spielte auf, die Menschen strömten mit Picknickkörben in den Burggarten oder versorgten sich an der Budengasse mit Snacks und Getränken. Sogar Schmuck konnte man dort kaufen. Kinder wuselten herum. Buntes Treiben überall, fröhlich-festliches Gepränge – am Sonntag herrschte Festspielatmosphäre in Hachenburg.

Auch der Musikverein Luckenbach war an der Eröffnung der Hachenburger Picknicks beteiligt. Die Besucher genossen die Wiederaufnahme des Kulturbetriebs.
Röder-Moldenhauer

Salzburg hat seinen „Jedermann“ und Hachenburg ab sofort seinen „Ischel“. Das Theaterstück von Thomas Sonnenschein wurde zur Eröffnung der Kultur-Picknicks uraufgeführt und soll künftig ein fester Bestandteil des Hachenburger Traditions- und Kulturlebens werden. Bärbel Kempf hat das heitere Histörchen mit ihren Theatermachern und spielfreudigen Mitgliedern der Kirmesgesellschaft inszeniert.

Jeder, der einmal in Hachenburg Kirmes gefeiert hat, kennt den zwiebelig-stacheligen Fleischklops, der zum Montagsfrühschoppen gehört wie das Hachenburger Bier. Aber wann und weshalb kam der Stachelhäuter auf den Teller? Vor 200 Jahren oder früher? Eine Geschichtslehrerin trifft eine auswärtige Bekannte auf dem Alten Markt und blickt zurück.

Hier einige Vorschläge, wie der Ischel auf den Teller gekommen sein könnte:

  • Gewichtig mit Zylinder, Bierbauch und Zigarre nähert sich Metallwarenfabrikant Schneider. Wir schreiben das Jahr 1817. Für das armselige Streichholzmädchen hat er nur Hohn und Spott übrig. Die bietet aber gar keine Schwefelhölzchen feil, sondern Nähnadeln aus Igelstacheln. Und der Balg des Tieres … guten Appetit!

  • Frühes 18. Jahrhundert: Baudirektor Rothweil logiert im steinernen Gasthaus Zur Krone. Die Altstädter schleppen im Frondienst Steine zum Bau des Barockschlosses heran und murren. Ohne Mampf kein Kampf. Bauleiter Bager hat eine Idee. Er schickt seine Männer auf Igeljagd. Während Rothweil in der Krone den Schwarzbierbraten tranchiert und unter der Allongeperücke zu schwitzen beginnt, gibt es auf der Baustelle … guten Appetit!

  • Erste Hälfte 17. Jahrhundert: Fast 30 Jahre Krieg haben Europa verheert. Schwedische Truppen streifen marodierend durch das Land. Sprache und Sitten sind verroht. Listig tischt Bauer Theiß sein Mittagsmahl – „300 Jahre vor der Erfindung des Campingtisches“, wie er betont – öffentlich vor dem Haus auf. Sofort kommen schwedische Landsknechte und beschlagnahmen das Menü. Theiß hält sich den Bauch vor Lachen. „Weißt du, was die gefressen haben?“, ruft er seiner Frau zu. „Rattenklöten!“ Den leckeren Igelbraten nimmt man in der Deckung des Hauses zu sich. Guten Appetit!

Welche Geschichte stimmt? Entscheiden Sie selbst oder fragen Sie den Stadtarchivar.

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