Genau um 11.53 Uhr, am 10. Mai 1975, übergibt der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Heinz Schwarz, die Urkunde zur Stadtwerdung von Wirges an den damaligen Bürgermeister der Westerwaldgemeinde, Erhard Olschewski. Damit wurde das Stadtrecht verbrieft und besiegelt. Damals, wie es die Presse seinerzeit vermeldete, nahm die Bevölkerung von Wirges großen Anteil an dieser historischen Stunde. Auf den Tag genau, ein halbes Jahrhundert (und wenige Stunden) später, erinnern die Wirgeser im heimischen Bürgerhaus mit einer Feier an dieses historische Ereignis.
Die „offizielle Zeremonie der Erinnerung“ am Samstag war zwar kein historisches Ereignis und sollte auch sicher nicht als solches interpretiert werden, doch bei der so genannten festlichen Stunde empfahl sich der große Saal des Bürgerhauses durch – man kann wirklich sagen – gähnende Leere. Der Festrede von Stadtbürgermeister Markus Schlotter lauschten, und da spannt sich der Bogen zur Feier der Stadtwerdung vor 50 Jahren, gerade mal 50 Gäste, wenn man von den singenden und musizierenden Akteuren auf der Bühne absieht.

In seiner Ansprache nannte der Stadtbürgermeister die Verleihung der Stadtrechte am 10. Mai 1975 „einen bedeutenden Moment in der Geschichte von Wirges“. Markus Schlotter blickte zurück in die Zeit um 1975 und nannte weltweite Beispiele und Geschehnisse aus Politik, Gesellschaft und Sport, die sich um diese Zeit ereignet hatten. „Während auf der großen Welt Geschichte geschrieben wurde, geschah auch bei uns in Wirges Einschneidendes: Unser Ort wurde zur Stadt ernannt.“ Markus Schlotter unterstrich: „Mit Weitblick und Engagement, von Bürgerinnen und Bürgern, von Handel, Handwerk und Gewerbe, wuchs eine Siedlung heran, die die Bezeichnung Stadt nicht nur tragen durfte, sondern auch mit Leben erfüllte.“ An Beispielen von künftigen infrastrukturellen Veränderungen und Verbesserungen konstatierte der Stadtchef, dass Wirges stetig weiter wachste, und das sei auch gut so. „Wachstum ist ein Zeichen der Attraktivität unserer Stadt und zugleich ein Auftrag, gute Rahmenbedingungen für die Zukunft zu schaffen“, betonte Markus Schlotter gegenüber der leider sehr überschaubaren Zuhörerschar. Schlotter wies auf eine Ausstellung im Bürgerhaus hin. „Die Ausstellung zeigt auf eindrucksvolle Weise – und in einem überschaubaren Rahmen – einen kleinen Ausschnitt aus der Geschichte von Wirges, die in der neuen Chronik der Stadt, die Anfang September vorgestellt werde, ein Spiegelbild von 1066 Jahre Wirges darstelle.
Der zweite Beigeordnete der Stadt, Florian Jungbluth, öffnete so zu sagen „ein Fenster für die Zukunft mit einen Blick in unsere Gegenwart“. Man werde eine Zeitkapsel in Kürze in der Erde einbetonieren und mit einer Abdeckung versehen, die nicht vor Ablauf von 100 Jahren geöffnet werden solle. Die Zeitkapsel enthält unter anderem ein Schreiben von Bürgermeister und Beigeordneten an die Amtsnachfolger in 100 Jahren, den aktuellen Stadtrat, die Wirgeser Kirchengemeinden beleuchten die kirchliche Situation in Wirges, und auch drei Kitas haben dazu Beiträge geleistet. Weiter finden sich in der Zeitkapsel Fotos von Bauwerken, das aktuelle Amtsblatt und nicht zuletzt die Namen der noch lebenden Ehrenringträger der Stadt Wirges, Bernd Hummer, Renato Noll und Mariette Baillard aus der Partnerstadt Montchanin in Frankreich.

Das offizielle Festprogramm wurde musikalisch vom Westerwaldchor Wirges mit Tobias Schneider als Dirigent an der Spitze, und vom Akkordeonverein Da Capo gestaltet. Ein Livekonzert der Big Band Boden unter dem Dirigat von Klaus Herz erfüllte dann mit fetzigen Klängen das Bürgerhaus, das sich dazu ein wenig mehr gefüllt hatte. Die Veranstalter hatten sicherlich mehr Besucher erwartet.
